Bundesregierung will Direktinvestitionen in Afrika anschieben
Von Stefan Paravicini, Berlin”Besser spät als nie”, begrüßte Edith Kimani am Dienstag Bundeswirtschaftminister Peter Altmaier (CDU) bei der Investorenkonferenz des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft. Kurz zuvor hatte die Journalistin der Deutschen Welle, die als Moderatorin durch den “G20 Investment Summit” mit zwölf afrikanischen Reformländern führte, Tito Mboweni, dem Finanzminister von Südafrika, für seinen Beitrag gedankt und Altmaier unter großem Applaus als nächsten Redner angekündigt. Dabei war der Wirtschaftsminister noch gar nicht im Konferenzsaal des Hauses der deutschen Wirtschaft angekommen. “Kommt gleich”, rief jemand aus dem Publikum, der den Minister erspäht hatte, und kurz darauf bog Altmaier auch schon um die Ecke.Besser spät als nie, das gilt auch für Direktinvestitionen in Afrika, die die Bundesregierung mit dem 2017 im Rahmen der G20 angestoßenen “Compact with Africa” vorantreiben will. Am Dienstag wurden dazu eine Reihe von Maßnahmen und Vereinbarungen mit den derzeit zwölf afrikanischen Partnerländern vorgestellt. Altmaier sprach bei der Gelegenheit von einem Perspektivwechsel in der Zusammenarbeit. “Wir haben gelernt, dass die großen Chancen, die in Afrika beheimatet sind, nur dann genutzt werden können, wenn wir auch stärker marktwirtschaftliche Kooperationsformen zum Einsatz bringen”, sagte der Minister. Entwicklungshilfe sei wichtig, alleine könne sie die Probleme aber nicht lösen. Das gemeinsame Ziel sei es, private Investitionen zu fördern.Mehr Investitionen statt nur mehr Entwicklungshilfe für Afrika, diesen Ansatz verfolgt man andernorts schon länger. Vorreiter ist China, das nach Einschätzung des Informationsdienstes FDI Intelligence in den vergangenen fünf Jahren mehr als 70 Mrd. Dollar in Afrika investiert hat. Das ist ungefähr so viel, wie die ehemaligen Kolonialmächte Frankreich und Großbritannien über den gleichen Zeitraum zusammen mit der Supermacht USA investiert haben. Die Direktinvestitionen aus Deutschland in den Jahren 2014 bis 2018 belaufen sich demnach auf knapp 7 Mrd. Dollar (siehe Grafik).Nicht zuletzt der auf wachsende Investitionen gestützte Einfluss Chinas hat andere Länder dazu bewogen, ihr Verhältnis zu Afrika zu überdenken. Die britische Regierung hat in diesem Sommer angekündigt, mit der staatlichen CDC Group, deren Akronym noch an die ehemalige Colonial Development Corporation erinnert, bis 2022 noch einmal 3,5 Mrd. Pfund in private Unternehmen in Afrika zu investieren. Auch die Regierung von US-Präsident Donald Trump hat sich auf einen ähnlichen Weg begeben und nach anfänglicher Skepsis die Ausstattung der Overseas Private Investment Corporation (Opic) auf 60 Mrd. Dollar verdoppelt.Die Investitionen deutscher Unternehmen in Afrika sind nach Angaben des Afrika-Vereins im vergangenen Jahr auf rekordhohe 1,5 Mrd. Euro gestiegen und bewegen sich 2019 auf einem ähnlichen Niveau. Diese Aufbruchstimmung, die durch die Hoffnung auf die Umsetzung einer mittlerweile von mehr als 50 Staaten ratifizierten Freihandelszone in Afrika weiter geschürt wird, will die Bundesregierung prolongieren und hat dazu unter anderem ein neues Programm mit Krediten bis zu 85 Mill. Euro und festem Zins für Investitionen in Afrika vorgestellt. Asien liegt außer SichtweiteAuch wenn die Direktinvestitionen in Afrika 2018 nach Angaben der United Nations Conference on Trade and Development (UNCTAD) um rund ein Zehntel auf knapp 46 Mrd. Dollar gestiegen sind, liegen sie fast ein Fünftel hinter dem Wert von 2015. Der Vergleich mit den asiatischen Ländern fällt ebenfalls ernüchternd aus. Sie haben im vergangenen Jahr mehr als 500 Mrd. Dollar Direktinvestitionen aus dem Ausland angezogen.