hip London – Der Gouverneur der Bank of England, Mark Carney, hat mit einem BBC-Interview Zweifel daran geweckt, dass das geldpolitische Komitee am 10. Mai den Leitzins erhöhen wird. Am Finanzmarkt hatten viele einen Zinsschritt von 25 Basispunkten für sicher gehalten. Nach Carneys Auftritt fiel das Pfund um fast 1 Cent gegen den Dollar. Eine Zinserhöhung noch in diesem Jahr sei “wahrscheinlich”, sagte Carney. Er wolle aber nicht allzu viel zum genauen Timing sagen, es gehe ihm mehr um die generelle Richtung. “Bereiten Sie sich auf einige Zinserhöhungen in den kommenden Jahren vor”, sagte er.”Die größten wirtschaftlichen Entscheidungen werden in den kommenden Jahren in den Brexit-Verhandlungen getroffen und durch den Deal, den wir am Ende haben werden”, sagte Carney. “Und dann werden wir uns an die Auswirkungen dieser Entscheidungen angleichen, um die Wirtschaft auf einem stabilen Weg zu halten.” Die Bank of England hatte den Leitzins nach dem EU-Referendum um 25 Basispunkte auf 0,25 % gesenkt. Im November vergangenen Jahres entschieden sich die Geldpolitiker dazu, diesen Schritt rückgängig zu machen. Es war die erste Zinserhöhung seit einem Jahrzehnt. Am Markt war sie mit der Erwartung verbunden, dass damit die Zinswende vollzogen sei.Die jüngsten Konjunkturdaten seien “gemischt” ausgefallen, sagte Carney. Man werde sich das alles in Ruhe ansehen. “Ich bin sicher, dass es einige Meinungsverschiedenheiten geben wird, aber wir werden unsere Meinung Anfang Mai in dem Bewusstsein bilden, dass es im Jahresverlauf weitere Sitzungen geben wird.” Seit Anfang 2016 seien die Investitionen viel niedriger ausgefallen, als man hätte erwarten können. Die Produktivität nehme nicht zu, was wiederum das Einkommenswachstum begrenzt. Die britische Teuerungsrate sank zuletzt schneller als von Bankvolkswirten erwartet. Hatte sie im Januar noch bei 3,0 % gelegen, so wurde sie im März bei 2,5 % festgestellt. Der Einzelhandelsumsatz schrumpfte im März um 1,2 %. Erwartet worden war ein Rückgang um 0,5 %.