Carney warnt vor Brexit-Chaos

Finanzstabilitätsbericht der Bank of England streicht Risiken durch fehlende Vertragskontinuität heraus

Carney warnt vor Brexit-Chaos

Die britische Notenbank hat dringend eine Einigung zwischen London und Brüssel zur Vertragskontinuität bei Finanzprodukten angemahnt. Es bestünden weiterhin wesentliche Risiken, sollten etwa Derivate nach dem Brexit hinfällig werden. Und auch Italien findet besondere Erwähnung.hip London – Der Gouverneur der Bank of England, Mark Carney, hat vor Verwerfungen an den Finanzmärkten gewarnt, die entstehen könnten, wenn derivative Finanzinstrumente nach dem EU-Austritt Großbritanniens hinfällig werden sollten. Wie dem Finanzstabilitätsbericht der Notenbank zu entnehmen ist, wird die britische Regierung Finanzdienstleistern aus der EU ermöglichen, ihre Tätigkeit in Großbritannien für eine begrenzte Zeit fortzusetzen und ihren vertraglichen Verpflichtungen nachzukommen, auch wenn es zu keiner Einigung auf einen Übergangszeitraum zwischen London und Brüssel kommt. Das mindere eine Reihe möglicher Risiken für britische Kunden. Brüssel habe bislang keine vergleichbare Lösung angedeutet. Europäische Kunden seien deshalb darauf angewiesen, dass britische Firmen in der Lage sind, mögliche künftige Barrieren für grenzüberschreitende Geschäfte zu überwinden. Sowohl die britischen als auch die europäischen Behörden müssten handeln, um die Vertragskontinuität bestehender grenzüberschreitender Kontrakte sicherzustellen. Aus Sicht der Finanzpolitiker der Notenbank verbleiben wesentliche Risiken. Das britische Bankensystem sei allerdings so robust, dass es seinen Aufgaben für die Wirtschaft auch im Falle eines ungeordneten Brexit ohne Übergangszeitraum nachkommen könne.Italien wird unter den weltweiten Risiken, die sich auf die Finanzstabilität in Großbritannien auswirken können, zuerst genannt: “Die steigenden Renditen italienischer Staatsanleihen deuten auf zunehmende Risiken in der Eurozone hin und streichen die Verwundbarkeit heraus, die sich aus einem hohen Niveau der öffentlichen Verschuldung und den Verbindungen zwischen Banken und Staaten in einer Währungsunion ergeben.” Das britische Leistungsbilanzdefizit ist derweil weiter gesunken. Schwache Ausfuhren sind ein chronisches Problem, seitdem Großbritannien netto nicht mehr zu den Öl exportierenden Ländern gehört. Allerdings hat sich die zwischen 2012 und 2015 zu beobachtende Tendenz, dass ausländische Investoren britische Assets verkauften, während sich britische Investoren von ihren Assets im Ausland trennten, mittlerweile umgekehrt. Die Notenbank führt das auf den gestiegenen Risikoappetit an den Finanzmärkten zurück. Im vergangenen Jahr waren die Zuflüsse so hoch wie zuletzt 2010. Sie beliefen sich auf mehr als ein Fünftel des Bruttoinlandsprodukts. Das macht das Land aber anfällig für den Fall, dass ausländische Investoren einmal keinen Appetit mehr haben sollten. Dann könnten sich für britische Unternehmen und Verbraucher die Konditionen für die Kreditaufnahme verschlechtern.