WELTWEITE ANGST VOR ABSCHWUNG

China-Daten schüren Konjunktursorgen

Delle bei Industrieproduktion und Einzelhandel

China-Daten schüren Konjunktursorgen

nh Schanghai – Mit dem Start in die zweite Jahreshälfte verdichten sich die Anzeichen für eine weitere Abkühlung der chinesischen Wirtschaft – der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft. Die jüngsten Wirtschaftsdaten des Pekinger Statistikbüros fielen wesentlich schlechter aus als von Analysten erwartet. Für verstärkte Unruhe dürfte vor allem ein scharfer Dynamikverlust im verarbeitenden Gewerbe sorgen.Chinas Industrieproduktion ist im Juli nur noch um 4,8 % gegenüber Vorjahresmonat gewachsen. Das ist der schwächste Monatswert seit 17 Jahren. Damit wurde auch der Analystenkonsens mit einem Wachstum von etwa 6 % deutlich verfehlt. Im Vormonat Juni war das Outputwachstum in der Industrieproduktion kräftig auf 6,3 % in die Höhe geschnellt, während es im Mai nur bei 4,9 % gelegen hatte. Die Chancen auf eine nachhaltige Stabilisierung werden jedoch eher als gering eingeschätzt, zumal insbesondere die Exportwirtschaft unter weiteren Unsicherheitsschüben im bilateralen Handelsstreit leiden dürfte. Nach saisonaler Bereinigung stieg die Industrieproduktion lediglich um 0,19 % zum Vormonat. Gegenüber Juni mit 0,67 % stellt dies eine starke Verlangsamung dar.Auch an der Konsumfront sieht man eine erratische Entwicklung. Die chinesischen Einzelhandelsumsätze stiegen im Juli nur noch um 7,6 %, nachdem sie im Juni um 9,8 % gegenüber Vormonat gewachsen waren. Hier hatten die Experten mit einem Wachstum von rund 8,6 % gerechnet. Dabei macht insbesondere die anhaltende Absatzschwäche im Pkw-Markt Kummer, die stark auf die Einzelhandelsstatistik durchschlägt. Immobilienmarkt schwächeltAber auch bereinigt um die Autoabsatzzahlen haben die Retail-Umsätze mit 8,8 % nach zuvor 9,2 % an Schwung verloren. Zuletzt sind auch immobilienbezogene Ausgaben für Wohnungseinrichtungen und Haushaltsgeräte wieder aus dem Tritt gekommen. Parallel dazu machen sich Schleifspuren am Immobilienmarkt bemerkbar. Dort ist das Wachstum der Anlageinvestitionen mit einem Anstieg um 8,5 % in den ersten sieben Monaten auf das schwächste Niveau in diesem Jahr zurückgefallen. Im Juni hatte man noch ein Plus für das aufgelaufene Jahr von 10,1 % registriert. Zwar sieht man eine Rückkehr zum Wachstum bei den Wohnungsverkäufen, gleichzeitig aber werden neue Baustarts gedrosselt.Auch bei den Anlageinvestitionen zeichnet sich eine unerwartete Verlangsamung ab. Für die sieben Monate von Januar bis Juli liegt man nun bei 5,7 % Wachstum – nach 5,8 % für die ersten sechs Monate. So ist das Wachstum der Infrastrukturinvestitionen als ein besonders wichtiger Wachstumstreiber in den ersten sieben Monaten auf 3,8 % nach 4,1 % in der ersten Jahreshälfte zurückgekommen. Und das, obwohl die Regierung eine ganze Reihe Maßnahmen zur Anregung von neuen Projekten getroffen hat, darunter eine kräftige Ausweitung des Bondsfinanzierungsrahmens für Lokalregierungen.Ein Sprecher des Statistikbüros betonte am Mittwoch, dass die Monatsdaten für die Industrieproduktion und den Einzelhandel eine hohe Volatilität aufwiesen. Insgesamt sei die Wirtschaft weiterhin auf einem angemessenen Expansionspfad. Das Wachstum des chinesischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) hatte sich im Juli-Quartal auf 6,2 % nach zuvor 6,4 % ermäßigt. Analysten gehen davon aus, dass der Trend weiter anhält und die BIP-Expansionsrate im dritten und vierten Quartal auf bis zu 6,0 % schrumpfen könnte. So zeichnet sich zwar weiterer Anregungsbedarf für die Wirtschaft ab, allerdings rechnen die Experten einstweilen nicht mit einer großen Stimulierungsoffensive.