China erwägt weniger Stimulus

Zentralbank verweist auf konjunkturelle Erholungsschritte

China erwägt weniger Stimulus

nh Schanghai – Chinas Zentralbank scheint angesichts der raschen Erholung der chinesischen Konjunktur von der Coronakrise über ein graduelles Rückschrauben von monetären Stimuli nachzudenken. Wie der Vizegouverneur der People’s Bank of China, Liu Guoqiang, am Freitag in einem Pressebriefing erklärte, gibt der Erholungskurs der chinesischen Konjunktur Anlass, über die künftige geldpolitische Richtung nachzudenken.Der PBOC-Vize scheute am Freitag allerdings davor zurück, bereits zu diesem Zeitpunkt eine geldpolitische Wende zu verkünden. Vielmehr erklärte er, dass der Währungshüter keine eiligen Schritte und Verschiebungsmanöver im Sinn habe. Es gelte nach wie vor die wirtschaftliche Situation weiter zu beobachten, so Liu weiter. Der Direktor der geldpolitischen Abteilung der PBOC Sun Guofeng sekundierte auf derselben Pressekonferenz mit dem Hinweis, dass Chinas gegenwärtiges Zinsgefüge als angemessen angesehen werden könne, die Geldpolitik insgesamt aber in den kommenden Monaten flexibler als bislang gehalten werden sollte.Wie chinesische Analysten am Freitag betonten, ist allein die Tatsache, dass die Zentralbank zum Thema Stimulus-Exit Stellung nimmt, Grund genug, davon auszugehen, dass von monetärer Seite her auf absehbare Zeit keine explizite Hilfestellung für die chinesische Wirtschaft mehr als nötig erachtet wird.Dies gilt wiederum als Signal, dass Chinas Wirtschaftsplaner optimistisch in die Zukunft blicken. Im vierten Quartal zeichnet sich eine weitere kräftige Aufwärtsbewegung ab. Damit hebt sich die chinesische Wirtschaft weiterhin deutlich positiv von der Konjunkturperformance in den USA und Europa ab – wo insbesondere die Dienstleister verstimmt sind.Chinas Bruttoinlandsprodukt (BIP) hatte im dritten Quartal wieder deutlich an Fahrt gewonnen und war um 4,9 % gegenüber der Vorjahresperiode geklettert. Für das laufende vierte Quartal pendeln sich die Prognosen auf ein BIP-Wachstum zwischen 5,5 und 6 % ein. Am Ende dieser Fahnenstange wäre China wieder auf ein Wachstumsniveau eingeschwenkt, wie man es zuletzt im Schlussquartal 2019 und damit kurz vor Ausbruch der Corona-Pandemie im Reich der Mitte gesehen hatte. Binnenkonsum holt auf In den vergangenen Wochen hat sich mehr Zuversicht breitgemacht, dass auch der bislang noch etwas hinterherhinkende Binnenkonsum in Fahrt kommen wird. Auf der Produktionsseite hingegen sieht man bereits immer deutlichere Fortschritte. Nach Maßgabe der jüngsten Einkaufsmanagererhebung für Oktober hat sich die Stimmung im Industriesektor noch einmal deutlich aufgehellt. So kletterte der entsprechende Indexwert der privaten Einkaufsmanagererhebung Caixin/Markit China Manufacturing Purchasing Manager Index zuletzt auf den höchsten Stand seit knapp zehn Jahren. Von solchen Werten können Europa und die USA derzeit nur träumen.