China geht in die Offensive

Zentralbankchef Zhou betont Lockerungsspielraum und kontert Befürchtungen einer Yuan-Abwertung

China geht in die Offensive

Chinas Zentralbank nutzt das G 20-Treffen in Schanghai, um die Bereitschaft zu weiteren geldpolitischen Lockerungen und fiskalpolitischer Stimuli zu signalisieren. Zentralbankchef Zhou Xiaochuan versichert, dass es keine Basis für eine anhaltende Yuan-Abwertung gibt.Von Norbert Hellmann, SchanghaiEine als undurchsichtig geltende chinesische Währungspolitik und diffuse Ängste vor einem chinesischen Konjunktureinbruch haben in diesem Jahr zu heftigen Turbulenzen an den Finanzmärkten beigetragen. Zum Auftakt des Treffens der Finanzminister und Notenbankgouverneure der G 20-Staatengruppe startete Zentralbankchef Zhou Xiaochuan nun eine für ihn und für chinesische Verhältnisse ungewöhnliche “Medienoffensive”: Im Nachgang zu einem öffentlichen Redeauftritt machte Zhou eine auch für ausländische Journalisten zugängliche Pressekonferenz, um die in den vergangenen Wochen immer häufiger thematisierte Kritik zu “Kommunikationsdefiziten” der People’s Bank of China (PBOC) zu entschärfen.”China hat noch einigen monetären Spielraum und vielfache geldpolitische Instrumente, um Abschwungrisiken zu begegnen”, erklärte Zhou am Freitag in Schanghai. Gleichzeitig ließ die Zentralbank ein Statement veröffentlichen, demzufolge die gegenwärtige geldpolitische Linie als “vorsichtsbetont mit einem Trend zu einer geringfügigen Lockerung” bezeichnet wird. Dies ist eine von der Zentralbank bislang so nicht verwendete Formulierung, die relativ explizit weitere geldpolitische Lockerungsschritte in den kommenden Monaten vorwegnimmt.In den vergangenen 14 Monaten hatte die PBOC bereits siebenmal die Leitzinsen für Kredite und Einlagen zurückgenommen, doch liegen die Leitsätze mit derzeit 4,35 % für Kredite und 2,75 % für Einlagen noch deutlich höher als in den anderen führenden Industrie- und Schwellenländern. Zuletzt hatte die PBOC am 23. Oktober die Leitzinsen gesenkt, anschließend aber stärker über die Geldmarktschiene für selektive Lockerungsimpulse gesorgt. Dabei wurde die geldpolitische Linie als “vorsichtsbetont mit Wahrung einer vernünftigen, aber reichlichen Liquiditätsausstattung” qualifiziert. Freudige MarktreaktionenDie Feinheiten der geldpolitischen Ausrichtung der PBOC haben mittlerweile eine stark marktbeeinflussende Wirkung. Die Bemerkungen des Zentralbankchefs verfehlten ihre Wirkung nicht. Der am Vortag stark eingebrochene chinesische Aktienmarkt bäumte sich nach den Bemerkungen von Zhou wieder auf und erlaubte dem Leitindex Shanghai Composite letztlich einen Tagesgewinn von rund 1 % auf 2 767 Punkte. Auch an den europäischen Märkten sorgten die Verlautbarungen der PBOC am Freitag für positive Impulse. Zhou nutzte seine öffentlichen Auftritte am Freitag auch dazu, den Baisse-Spekulationen bezüglich des chinesischen Yuan entgegenzutreten. “Es gibt keine Basis für eine anhaltende Yuan-Abwertung”, versicherte Zhou. Die kurzfristige erhöhte Volatilität des Yuan-Kurses werde nach und nach wieder gegenüber wirtschaftlichen Fundamentalfaktoren weichen. Auf dieser Basis und mit Blick auf ein anhaltend robustes Wirtschaftswachstum in China sowie Handelsüberschüssen gebe es keinen Anlass für eine deutliche Schwächung des Yuan, sagte Zhou.Dabei kaprizierte sich der Zentralbankchef – wie schon am Vortag PBOC-Vizegouverneur Yi Gang – darauf, dass der Yuan abseits der erhöhten Volatilität zum Dollar gegenüber einem von der Zentralbank seit Dezember regelmäßig veröffentlichten Währungskorbindex relativ stabil geblieben ist. Damit will die PBOC wohl darauf hindeuten, dass der handelstäglich von ihr gesetzte offizielle Mittelkurs des Yuan zum Dollar, um den die Devise im Handel um 2 % schwanken darf, mittlerweile stärker darauf ausgelegt ist, sich an einem Währungskorb auszurichten.Gleichzeitig verweist die Zentralbank aber auch darauf, dass sie die Dollar-Parität mittlerweile stärker an den im Markt gebildeten Spotkursen orientiert. Dies geschieht seit einer Anpassung des Wechselkursregimes im August 2015. Sie war mit einem ruckartigen Abwertungsschritt für den Yuan gekoppelt, die den Auftakt für weltweite Devisenmarktunruhe darstellte. Für die Marktteilnehmer gibt es weiter anhaltende Verwirrung darüber, an welchen Faktoren die PBOC die Yuan-Steuerung tatsächlich ausrichtet.