China geht Konjunkturschwäche an

Zentralbank senkt erneut Leitzinsen und Mindestreservesätze - Einlagenzinsen nun voll beweglich

China geht Konjunkturschwäche an

Chinas Notenbank hat am Freitag überraschend eine weitere kräftige geldpolitische Lockerung veranlasst. Mit einer parallelen Senkung der Leitzinsen wie auch der Mindestreservesätze soll ein neuerlicher geldpolitischer Impuls gesetzt werden, um das in Gefahr geratene offizielle Wachstumsziel der Regierung von 7 % zu erreichen.nh Schanghai – China greift zu einer energischen geldpolitischen Lockerung, um sich gegen die laufende Wachstumsabkühlung im Reich der Mitte zu stemmen. Am Freitagabend verkündete die People’s Bank of China (PBOC) eine Senkung des Leitzinses für Kredite mit einjähriger Laufzeit von 4,60 auf 4,35 % sowie der Zinsen auf Einlagen von 1,75 auf 1,5 %. Gleichzeitig nimmt die PBOC zur Anregung der Kreditnachfrage auch die Mindestreservesätze für große Geschäftsbanken um einen halben Prozentpunkt auf 17,5 % zurück. Die nach Marktschluss in China verkündeten Maßnahmen kommen eher überraschend. Die Analysten hatten zwar damit gerechnet, dass die Zentralbank die noch immer sehr hohen chinesischen Mindestreservesätze zurücknehmen würde, eine weitere Leitzinssenkung aber erst zu einem späteren Zeitpunkt erwartet.Der jüngste Schritt bedeutet die bereits sechste Zinslockerung binnen eines Jahres, nachdem die PBOC im November 2014 eine Zinswende mit einer Lockerung eingeleitet hatte. Gleichzeitig verbindet die Zentralbank die Senkung des Einlagensatzes mit einem neuerlichen Liberalisierungsschritt und schafft die zuletzt noch beim 1,5-Fachen des Leitsatzes liegende Obergrenze für die Verzinsung von Einlagen ab. Damit dürfen chinesische Banken im Wettbewerb um Kundeneinlagen höhere Sparzinsen setzen. Weitere Lockerung erwartetIn einer kurzen Mitteilung der PBOC wird der Zinsschritt damit begründet, dass die Wirtschaft weiter von Abwärtsrisiken bedroht sei und man die geldpolitischen Mittel flexibel einsetzen wolle. Die Mindestreservesenkung wird als Maßnahme zur Steigerung der Liquidität im Bankensystem und Aufrechterhaltung eines “stabilen Kreditniveaus” bezeichnet. Analysten werten dies als Zeichen dafür, dass die der Regierung gegenüber weisungsgebundene Notenbank weitere Lockerungsschritte in den kommenden Wochen plant und die bereits auf einem Rekordtief stehenden Leitzinsen in diesem Jahr noch mindestens einmal zurücknehmen wird. Gleichzeitig ist auch mit einer weiteren Lockerung der Mindestreservequoten zu rechnen.Spielraum ist in jedem Fall gegeben. Zuletzt war die Konsumpreisinflation im September überraschend auf 1,6 % zurückgefallen, während das Inflationsziel bei 3 % liegt. Gleichzeitig hat sich die seit langem anhaltende Deflation der Erzeugerpreise weiter auf 5,9 % im Jahresvergleich verschärft.Kürzlich hatte das Statistikamt mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 6,9 % im dritten Quartal ein robusteres Wachstum ausweisen können, als von den Analysten erwartet worden war. Allerdings zeigten die Monatsdaten für September, dass Chinas Industriesektor weiter stark unter Druck steht und die Anlageinvestitionen immer schwächere Wachstumsraten aufweisen, was für eine weitere Abkühlung der Wirtschaft im vierten Quartal spricht.