China humpelt ins Schlussquartal
Im Reich der Mitte setzt sich die vom Immobilienmarkt ausgehende Schwächephase fort. Eher enttäuschende Konjunkturdaten im Oktober lassen erwarten, dass sich die Abkühlung der Wirtschaft bis zum Jahresende fortsetzt.nh Schanghai – Im Oktober ist das Wachstum der chinesischen Industrieproduktion mit 7,7 % im Vergleich zum Vorjahr wieder unter die Marke von 8 % zurückgefallen. In Verbindung mit einem weiter gedrosselten Wachstum der Anlageinvestitionen und einer schwachen Konsumnachfrage dürfte das chinesische Wachstum auch im Schlussquartal weiter zurückgehen. Damit ist eine Verfehlung des diesjährigen Wachstumsziels der Regierung praktisch programmiert.Im Zuge einer fortgesetzten Immobilienmarktschwäche geht Chinas Wirtschaft mit einem weiter abgebremsten Schwung in das Schlussquartal 2014. Anhaltende Preisrückgänge am Häusermarkt und ein stark gedrückter Immobilienabsatz pflanzen sich in über 40 Industrie- und Dienstleistungssektoren fort und akzentuieren eine auch strukturell angelegte Wachstumseintrübung. Wie die am Donnerstag vom chinesischen Statistikamt verbreiteten Wirtschaftsdaten für Oktober zeigen, haben sich die Industrieproduktion und die Anlageinvestitionen noch nicht entscheidend stabilisieren können. Lediglich bei den Umsatzdaten aus dem Einzelhandel wurden die Erwartungen der Analysten erfüllt.An der chinesischen Werkbank ist der Output im vergangenen Monat gegenüber Vorjahr noch um 7,7 % vorangekommen. Dies bedeutet einen neuerlichen Abstieg gegenüber der im September gezeigten Wachstumsrate von 8 % und stellt das schwächste Plus für die chinesische Industrieproduktion seit Jahresmitte 2009, also inmitten der globalen Finanzkrise, dar. Im August hatte es einen Ausreißer gegeben, als das Outputwachstum im verarbeitenden Gewerbe auf 6,8 % gefallen war. Danach waren die Analysten davon ausgegangen, dass sich die Expansionsrate der Industrieproduktion wieder oberhalb der 8-%-Marke stabilisieren würde. Die jüngsten Einkaufsmanagerindizes lassen allerdings wenig Aufwärtspotenzial erkennen. Chinas Elektrizitätsverbrauch etwa, dem Analysten als Sekundärindikator einige Beachtung schenken, deutet mit einem Plus von nur 1,7 % gegenüber Vorjahresmonat auch auf eine schwächere Industrieaktivität hin. Enttäuschende AusblickeAls enttäuschend gilt auch die Entwicklung der Anlageinvestitionen, die seit diesem Jahr nicht mehr als Monatswert, sondern als Jahresverlaufswert ausgedrückt wird. Von Januar bis Oktober kletterte das sogenannte Fixed Asset Investment nur noch um 15,9 % gegenüber Vorjahr, das ist die schwächste Entwicklung seit 2001. In den Vorjahren hatte das chinesische Fixed Asset Investment zuverlässig um etwa 20 % zugelegt. In diesem Jahr aber macht sich die heftige Bremswirkung bei den Immobilieninvestitionen entsprechend bemerkbar. Diese expandierten zwischen Januar und Oktober noch um 12,4 %, was ebenfalls die schwächste Entwicklung seit Mitte 2009 bedeutet.Die chinesische Regierung hat seit dem Sommer mit einer sukzessiven Lockerung von Restriktionen für den Erwerb und die Finanzierung von Zweitwohnungen, die aus einer Überhitzungsphase der chinesischen Immobilienmärkte nach der Finanzkrise stammen, gegengesteuert. Allerdings dürften sich die Auswirkungen erst im kommenden Jahr mit einer Festigung der Preise und einem beschleunigten Investitionstempo manifestieren. Einigermaßen stabil geht es an der Konsumfront zu, so lagen die Einzelhandelsumsätze mit einem Anstieg um 11,5 % gegenüber Vorjahr in Höhe der Erwartungen.Nachdem das Treffen der Regierungschefs der Asia-Pacific Economic Cooperation (Apec) auf chinesischem Boden die Pekinger Führung in der ersten Novemberhälfte stark beschäftigt hat, dürften mit Beendigung der Gipfel nun unverzüglich die Beratungen über eine mögliche Verfehlung des offiziellen chinesischen Wachstumsziels einsetzen. Daran schließt sich die heikle Frage einer möglichen Absenkung der Zielmarke im kommenden Jahr an.Für 2014 wird seitens der Regierung eine Expansion des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 7,5 % anvisiert. Analysten gehen jedoch davon aus, dass die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft erstmals seit den neunziger Jahren am Ziel vorbeischrammt. Die Konsensschätzungen laufen auf ein BIP-Wachstum von nur noch 7,0 bis 7,2 % im vierten Quartal hinaus, nachdem die Rate im dritten Quartal bereits von 7,5 % auf 7,3 % gefallen war.Da man kaum noch mit einem kräftigen Aufbäumen der Wirtschaft in den verbleibenden sieben Wochen des Jahres rechnen kann, dürfte sich die Wachstumsrate für 2014 bei etwa 7,3 % nach 7,7 % in den beiden vorangegangenen Jahren einpendeln. Um im kommenden Jahr das Ziel einigermaßen komfortabel einhalten zu können, müsste die Regierung die Marke für 2015 denn auch auf 7 % zurücknehmen, urteilen die Experten.