China kürzt Importsteuern auf Verbrauchsgüter

Tarifsenkungen zum 1. Juni sollen zur Belebung des Konsumklimas beitragen

China kürzt Importsteuern auf Verbrauchsgüter

Von Norbert Hellmann, SchanghaiDie chinesische Regierung kündigt eine kräftige Senkung von Importzöllen für eine Reihe von Konsumgütern in der Bandbreite von Textilien und Schuhen bis Kosmetikwaren und Babywindeln an. Die Maßnahmen stehen im Zeichen der aktuellen Bemühungen, auf den abbröckelnden Binnenkonsum und die nachlassende Dynamik im Einzelhandelssektor einzuwirken. Sie sollen zum 1. Juni wirksam werden.Einer Verlautbarung des Finanzministeriums zum Wochenbeginn zufolge werden die Tarife für importierte und damit meist gehobene Textilwaren von bislang 14 bis 23 % auf dann 7 bis 10 % gesenkt, bei Schuhwaren soll es zu einem Rückgang von 22 bis 24 % auf künftig 12 % kommen, für Kosmetika steht eine Reduzierung der Zollaufschläge von 5 auf 2 % an. Einer Stellungnahme der chinesischen Zollbehörden zufolge wird mit einer fühlbaren Belebung von Konsumgüterimporten gerechnet. Schwäche im EinzelhandelIn den letzten Monaten waren die chinesischen Importe im Vergleich zum Vorjahr überraschend deutlich gesunken, allerdings finden dabei vor allem die spürbar niedrigeren Weltmarktpreise für Rohstoffe einen Niederschlag in der Statistik. Gleichzeitig beobachtet man einen prononcierten Schwächetrend bei den chinesischen Einzelhandelsumsätzen. Das Wachstum der Erlöse im Retailsektor hatte sich zuletzt im April auf nur noch 10 % ermäßigt und weist einen deutlichen Abstand zu den durchschnittlichen Wachstumsraten in den vergangenen fünf Jahren von 14 bis 16 % auf.Analysten betonen allerdings, dass die neuen Maßnahmen nur einen geringfügigen gesamtwirtschaftlichen Belebungseffekt zeitigen dürften, zumal nicht klar absehbar sei, inwieweit sich die Reduzierung der Zolltarife auch tatsächlich in den Einzelhandelspreisen niederschlagen wird. Der chinesische Einzelhandelssektor steht unter heftigem Margendruck, der von anziehenden Mietpreisen sowie anhaltenden, kräftigen Lohnkostensteigerungen hervorgerufen wird.Die Experten rechnen aber damit, dass die chinesischen Behörden auch für andere Konsum- und Luxusgüterkategorien künftig Tarifsenkungen erwägen. Dies würde eine Entlastung für westliche Luxusgüterhersteller bringen, die im gegenwärtigen Konsumklima mit einer deutlichen Nachfrageabkühlung konfrontiert werden und gleichzeitig unter der starken Aufwertung des chinesischen Yuan gegenüber den meisten westlichen Währungen leiden. TouristikboomDie Stärke des chinesischen Yuan und eine immer stärkere Auslandsreisebereitschaft chinesischer Touristen hat in den letzten Jahren zu einer Verlagerung des Kaufverhaltens beziehungsweise der hohen Importsteuern für westliche Konsumgüter geführt. Nach Angaben der chinesischen State Administration of Foreign Exchange haben chinesische Touristen Ausgaben im Ausland über rund 165 Mrd. Dollar getätigt, ein Anstieg um 28 % gegenüber dem Jahr 2013. Für das laufende Jahr wird mit einer noch kräftigeren Steigerung gerechnet.