China senkt Leitzins für Kredite

Gelockerter Zugang für Auslandsfirmen in Sicht

China senkt Leitzins für Kredite

nh Schanghai – China arbeitet mit einem erneuten Zinslockerungsschritt auf weiter sinkende Kreditkosten für die von der Coronakrise angegriffene Wirtschaft hin. Die von der People’s Bank of China (PBOC) monatlich neu austarierte Loan Prime Rate (LPR) als Referenzzinssatz für Kredite der Geschäftsbanken sinkt in der einjährigen Laufzeit von 4,05 auf 3,85 %. Ein Rückgang der Rate in dieser Größenordnung war erwartet worden, nachdem die PBOC erst kürzlich sowohl ihren Refinanzierungssatz für einjährige Gelder im Rahmen der Medium-Term Lending Facility (MLF) als auch den Zins für kurzfristige Offenmarktgeschäfte (einwöchige Reverse Repos) um jeweils 20 Basispunkte zurückgenommen hatte. Damit setzt sich der schleichende monetäre Lockerungskurs im Reich der Mitte fort.Chinas Wirtschaftsplanungsrat National Development and Reform Commission (NDRC) ließ am Montag durchblicken, dass weitere fiskalische Maßnahmen anstehen, um Unternehmen in der gegenwärtig schwierigen Lage den Rücken zu stärken. Wie ein NDRC-Vertreter erklärte, würden dabei auch ausländische Firmen mit Aktivitäten in China für Steuererleichterungsprogramme im Rahmen eines Förderkatalogs berücksichtigt. Man werde verstärkt auf Auslandsunternehmen zugehen und dabei Markteintrittsbarrieren nach China weiter lockern. Konkret verspricht die NDRC, die sogenannte “Negativliste”, auf der für Auslandsunternehmen zugangsbeschränkte Sektoren aufgeführt werden, weiter zu reduzieren.Trotz der Belastungen durch Corona sieht man im Reich der Mitte derzeit wenig Gefahr einer verstärkten Abwanderung von ausländischen Unternehmen mit Aktivitäten im Land. Wie ein Sprecher des chinesischen Handelsministeriums kürzlich versicherte, hat man bislang keinen größeren Exodus ausländischen Kapitals zu spüren bekommen. FDI-Ströme lassen nachJüngste Umfragen von ausländischen Handelskammern in China haben zwar gezeigt, dass die wenigsten Unternehmen konkrete Absichten haben, Aktivitäten aus China weg zu verlagern, gleichzeitig aber macht sich eine dezidierte Zurückhaltung bei der Verfolgung von Expansionsplänen im Reich der Mitte bemerkbar. Insbesondere amerikanische und europäische Firmen haben sich in jüngsten Erhebungen relativ pessimistisch zur Umsatzentwicklung auf dem chinesischen Markt in diesem Jahr gezeigt.Die neue Statistik zum Foreign Direct Investment (FDI) nach China zeigt indes Schleifspuren auf. So ist das Volumen der Neuengagements im ersten Quartal um 10,8 % auf gut 216 Mrd. Yuan (rd. 28 Mrd. Euro) gegenüber der Vorjahresperiode gesenkt worden. Als Lichtblick gilt allerdings die Bereitschaft ausländischer Firmen, verstärkt in High-Tech-Sektoren zu investieren. Im ersten Quartal sind entsprechende FDI-Ströme um knapp 16 % gestiegen.