Von Norbert Hellmann, SchanghaiIn China wie auch anderen asiatischen Märkten hat die US-Zinsentscheidung eine eher heitere denn angespannte Marktverfassung hinterlassen. Am Donnerstag gab die chinesische Valuta noch einmal geringfügig um 0,16 % auf 6,4837 Yuan zum Dollar nach und steht damit auf dem schwächsten Stand zum Greenback seit Jahresmitte 2011. Börse im AufwindAm Aktienmarkt wurde dies allerdings als positiver Umstand gewertet und ließ die Anleger vor allem exportlastige Werte, die von einer weiteren Abschwächung des Yuan gegenüber dem Dollar profitieren könnten, favorisieren. Danach kletterte der Leitindex in Schanghai um 1,8 % auf den höchsten Stand seit Anfang Dezember.Mit der ersten amerikanischen Zinsanhebung seit fast zehn Jahren steht sich der geldpolitische Trend in den beiden größten Volkswirtschaften der Welt nun diametral gegenüber. Während man in den USA von einer graduellen Zinsanhebung im kommenden Jahr ausgeht, ist die weiter abkühlende chinesische Wirtschaft nach bereits sechs Leitzinssenkungen seit November vergangenen Jahres im Zweifelsfall auf weitere geldpolitische Lockerungsimpulse angewiesen.Zwar rechnen die Experten mit einem verstärkten Kapitalabzug aus China, doch gibt es wenig Befürchtungen, dass es zu ernsthaft destabilisierenden Kapitalbewegungen kommen wird, die den Bewegungsspielraum der People’s Bank of China (PBOC) in Sachen expansiver Geldpolitik einzuengen drohen.In gewisser Weise hat die Zentralbank die Ereignisse bereits vorweggenommen, indem sie über die vergangenen zehn Tage hinweg mit dem täglichen Referenzkurs für den Yuan zum Dollar, aber auch dem Verzicht auf Interventionen für eine kontinuierliche Abschwächung des Yuan gesorgt hat. Damit ergibt sich nun auch kein ruckartiger Anpassungsbedarf beziehungsweise starker marktseitiger Abwertungsdruck. Abgesehen davon kommt der chinesischen Zentralbank das Timing des US-Zinsschrittes im Abstand von nur einigen Wochen zur Entscheidung des Internationalen Währungsfonds (IWF), den Yuan künftig in seinen Währungskorb und damit den Kreis der offiziellen Reservewährungen aufzunehmen, durchaus zupass. Neue OrientierungsmarkeDie US-Zinswende bietet der PBOC eine seit längerem angestrebte Gelegenheit, eine schleichende Entkoppelung des Yuan vom gegenüber allen anderen Währungen stark aufwertenden Dollar zu vollführen, ohne sich dem Vorwurf eines handelspolitisch motivierten Währungsdumpings auszusetzen. Zu diesem Zwecke macht die PBOC seit Wochenbeginn einen handelsgewichteten Währungskorb und darauf aufbauenden Index publik. Dieser soll nun neben dem täglich gesetzten Dollar-Referenzkurs, um den der Yuan im Handel bis zu 2 % in beide Richtungen schwanken kann, hinzutreten und eine neue Orientierungsmarke für die Steuerung des Yuan bieten.