China steuert auf Flaute zu

Rückschlag bei Industrieproduktion - Anlageinvestitionen verlieren an Schwung

China steuert auf Flaute zu

China hält die Märkte mit einer forcierten Abwertungsrunde für den Yuan in Atem. Neueste Wirtschaftsdaten für Juli scheinen zu belegen, dass die ruckartige Anpassung des Wechselkursregimes auch der eiligen Unterstützung der Konjunktur dienen soll. So ist das Produktionswachstum im Jahresvergleich auf 6 % deutlich geschrumpft. Auch die Anlageinvestitionen enttäuschen mit einem weiteren Abwärtstrend.Von Norbert Hellmann, SchanghaiMit den jüngsten Daten zur Wirtschaftsleistung verdichten sich die Anzeichen, dass die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft weitere Rückschläge zu erwarten hat, die das Erreichen der Pekinger Zielmarke für das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 7 % für 2015 zunehmend in Frage stellen. Einige Ökonomen befürchten, dass bei Fortsetzung des Trends Chinas BIP-Wachstum nach 7 % in der ersten Jahreshälfte im dritten Quartal auf bis zu 6,5 % absacken könnte.Bei den gestern vom Statistikbüro verbreiteten Juli-Daten ragt vor allem ein heftiger Knick bei der Industrieproduktion heraus, die gegenüber Vorjahresmonat nur noch 6 % nach zuvor 6,8 % im Juni zulegen konnte. Analysten hatten im Mittel mit einem Plus beim Output von 6,6 % gerechnet.Eine Reihe von Leitzinssenkungen finden nicht den erwarteten Niederschlag im verarbeitenden Gewerbe. Vielmehr hat sich die Deflationsproblematik im Sektor noch verschärft. Zuletzt fielen die Erzeugerpreise um weitere 5,4 % gegenüber Vorjahresmonat, der Rückgang ist der schärfste seit knapp sechs Jahren. Gleichzeitig leidet die Industrie unter düsteren Perspektiven für den Export. Im Juli waren die chinesischen Ausfuhren überraschend deutlich um 8,3 % gefallen.Dies hat nach Einschätzung der Experten wesentlich dazu beigetragen, dass die Zentralbank mit einer ruckartigen Anpassung der Referenzkurse des Yuan zum Dollar eine aufsehenerregende Abwertungsrunde gestartet hat. Auch wenn sich daraus ein Unterstützungseffekt für die Wirtschaft ergeben könnte, betonen Konjunkturbeobachter die Notwendigkeit neuer geld- und fiskalpolitischer Maßnahmen, um die Wirtschaft zu stabilisieren. Es gilt nämlich auch, auf die anhaltende Investitionsschwäche einzuwirken. So kamen die Anlageinvestitionen in den ersten sieben Monaten des Jahres nur noch um 11,2 % voran, was das niedrigste Tempo seit 15 Jahren bedeutet. Die Analysten hatten indes mit einer Kräftigung auf 11,5 % gerechnet. Zwar versucht Peking mit einer Anregung von Infrastrukturprojekten gegenzulenken, doch erweist sich der Immobilienmarkt als Bremse. Trotz etwas belebter Wohnungsverkäufe liegt das Wachstum der Immobilieninvestitionen im Immobiliensektor mit zuletzt 4,3 % auf dem schwächsten Niveau seit sechs Jahren.Weniger bedenklich erscheint die Entwicklung an der Konsumfront. Im Juli lag das Wachstum der Einzelhandelsumsätze mit 10,6 % nach 10,5 % im Vormonat nahe an den Erwartungen. Für Unruhe sorgt allerdings die Schwäche des chinesischen Automobilmarktes, wo der Pkw-Absatz trotz zahlreicher Preisoffensiven der Hersteller im Juli um gut 7 % zurückfiel.