China überrascht mit gewaltigem Exportschub

Hoher Handelsüberschuss gegenüber den USA

China überrascht mit gewaltigem Exportschub

nh Schanghai – Inmitten des aufgeheizten handelspolitischen Klimas weisen Chinas neue Außenhandelsdaten für Februar ein geradezu explosives Wachstum der Exporte auf. Nach Angaben der chinesischen Zollverwaltung vom Donnerstag schnellten die Ausfuhren der weltgrößten Exportnation in Dollar gerechnet gegenüber dem Vorjahresmonat um 44,5 % auf 171,6 Mrd. Dollar in die Höhe. Analysten hatten mit einem wesentlich geringeren Anstieg von gut 10 % gerechnet. Ebenfalls überraschend fallen die Importzahlen aus. So stiegen die chinesischen Einfuhren im vergangenen Monat mit einem Plus von 6,3 % auf 137,9 Mrd. Dollar schwächer als erwartet an. Unter dem Strich sieht man damit einen erheblich gestiegenen monatlichen Handelsüberschuss in Höhe von 33,7 Mrd. Dollar. Analysten hatten am Donnerstag einige Mühe, die ungewöhnlichen Ausschläge bei den chinesischen Handelsdaten zu erklären. Saisonale VerzerrungAllerdings erweisen sich chinesische Wirtschaftsdaten in den ersten beiden Monaten eines Jahres oft als sehr volatil, weil es zu saisonalen Verzerrungseffekten im Zusammenhang mit dem chinesischen Neujahrsfest kommen kann, das wechselnd in den Januar oder Februar fällt. Im vergangenen Monat war der chinesische Handelsüberschuss gegenüber dem Rest der Welt eher niedrig ausgefallen. Auch wenn kalendarische Effekte die Aussagekraft der jüngsten Handelsdaten schmälern und noch keine Trendrichtung für den weiteren Jahresverlauf erlauben, kommt eine chinesische Exportschwemme im Zuge der neu aufgekommenen handelspolitischen Konflikte rund um eine Verkündung von amerikanischen Schutzzöllen aus chinesischer Sicht aber zu einem schlechten Zeitpunkt. Tatsächlich weisen die neuen Zahlen insbesondere im bilateralen Warenverkehr zwischen China und den USA eine markante Entwicklung auf: So erhöhten sich die chinesischen Exporte in Richtung USA zuletzt um 46,1 % auf 31,7 Mrd. Dollar, während die Einfuhren mit 4,7 % dagegen leicht rückläufig waren. Dabei hat sich der Handelsüberschuss gegenüber dem Vorjahresmonat mit 21 Mrd. Dollar glatt verdoppelt, unterscheidet sich allerdings nicht wesentlich von dem im Januar gezeigten Saldo. Angst vor neuem US-VorstoßChinesische Branchenexperten befürchten, dass die jüngsten Entwicklungen im chinesischen Export US-Präsident Donald Trump neue Munition für explizit auf China gerichtete Handelssanktionen geben könnten, nachdem sich die Tonlage im Weißen Haus zuletzt wieder verschärft hatte. China hatte eher zurückhaltend auf die Ankündigung von US-Zöllen für Stahl und Aluminium reagiert, zumal das Land angesichts eines relativ geringen Anteils an amerikanischen Metallimporten von den Maßnahmen nicht sonderlich hart getroffen wird. Allerdings gibt es Befürchtungen, dass die USA auch Zollmaßnahmen in Bereichen wie Textilien oder Elektronikartikel verhängen könnten, die Chinas Export erheblich belasten würden. Warnung vor HandelskriegAuf dem laufenden chinesischen Volkskongress nahm der chinesische Außenminister Wang Yi im Rahmen einer Pressekonferenz Stellung zum handelspolitischen Umfeld, zeigte sich dabei aber stark bemüht, kein weiteres Öl ins Feuer zu gießen. China sei ein Befürworter des Freihandels und sehe sich nicht als Rivale oder strategischer Wettbewerber der USA, versicherte Yi am Donnerstag. Angesichts der jüngsten US-Maßnahmen warnte er vor den Gefahren eines Handelskrieges. Dabei würden alle Seiten nur verlieren. “Mit Blick auf die heutige Globalisierung ist es sicherlich das falsche Rezept, einen Handelskrieg zu wählen”, betonte Yi vor der Presse in Peking. Sollte es aber dennoch zu einer Eskalation kommen, sei China darauf vorbereitet und werde gerechtfertigte und notwendige Gegenmaßnahmen einleiten. Im Gegensatz zur EU-Kommission, die in Reaktion auf die neuen US-Zölle bereits konkrete Gegenmaßnahmen mit Schutzzöllen auf eine Reihe von US-Waren in den Raum gestellt hat, halten sich chinesische Politiker gegenwärtig mit Details zu einem möglichen handelspolitischen Konter bedeckt. Experten gehen davon aus, dass China im Härtefall vor allem mit Einfuhrzöllen auf US-Agrarprodukte wie Soja reagieren könnte. Ebenfalls im Fokus könnten Passagierflugzeuge des Herstellers Boeing stehen.