China wird den Deflationsdruck nicht los
China wird den Deflationsdruck nicht los
Verbraucherpreise steigen nur minimal – Preisschlacht im Automarkt – Müder Konsumtrend
nh Schanghai
Chinas Inflationsentwicklung im Juni sorgt auf Ebene der Verbraucherpreise erneut für eine Enttäuschung. Die neuen Daten des Statistikbüros vom Mittwoch zeigen einen Anstieg des Konsumpreisindex gegenüber dem Vorjahresmonat von nur 0,2%. Damit hält der seit dem vergangenen Jahr zu beobachtende latente Deflationsdruck im Reich der Mitte weiter an. Die Konsensschätzung der Analysten hatte für Juni einen Anstieg um 0,4% erwarten lassen. In den vorangegangenen beiden Monaten hatten die Verbraucherpreise jeweils 0,3% gegenüber dem Vorjahr zugelegt.
E-Autos immer billiger
Zum erneut mäßigen Preistrend scheint diesmal ein in den Juni fallendes großes Onlineshopping-Festival stärker als erwartet beigetragen zu haben. Hier haben sich starke Rabatteffekte insbesondere bei unterhaltungsbezogenen Konsumgütern und Haushaltswaren bis hin zu Pkw-Käufen bemerkbar gemacht. Im derzeit aufgeheizten Preiswettbewerb unter chinesischen Elektroautobauern verstärkt sich der Druck zusehends. Im Juni sind die Preise für elektrisch angetriebene Fahrzeuge um 7,4% gegenüber dem Vorjahresmonat zurückgegangen.
Hoffnung auf Steuerreform
In den vergangenen Monaten hat sich Chinas Konsumkonjunktur in anhaltend lethargischer Verfassung gezeigt. Auch für die zweite Jahreshälfte sind die Erwartungen für eine Belebung der Binnennachfrage und Aufhellung der Verbraucherstimmung eher gedämpft. Allerdings machen sich Hoffnungen breit, dass Chinas Parteiführung auf ihrer in der kommenden Woche anstehenden Plenarsitzung eine Reihe von fiskalischen Anstößen einleitet. Dabei könnte eine Generalüberholung der chinesischen Systematik für Verbrauchsteuern initiiert werden.
Erzeugerpreise sinken leicht
Etwas Entlastung gibt es auf Ebene der Erzeugerpreise. Zwar befindet sich der Produzentenpreisindex schon seit über einem Jahr ununterbrochen im Deflationsterritorium, doch sieht man eine graduelle Abflachung der Preisrückgänge. Im Juni fielen die Erzeugerpreise nur noch um 0,8% zurück, während man im Mai noch bei einem Minus von 1,4% gelegen hatte. Analysten bei Goldman Sachs rechnen für das Gesamtjahr 2024 mit einem Rückgang der Erzeugerpreise um etwa 1,6%. Bei den Verbraucherpreisen taxieren sie die Jahresinflationsrate auf 0,4%. Damit dürfte es zu keiner signifikanten Annäherung an das offizielle Inflationsziel der Regierung bei 3% kommen.