Immobilienmarkt

Chinas abkühlender Wohnungsmarkt verschärft Konjunkturproblematik

Chinas Konjunkturprobleme werde von der schwachen Verfassung des Wohnimmobilienmarktes akzentuiert. Neue Daten zu Wohnungspreisen und Immobilieninvestments lassen keine Stabilisierung der Situation erkennen.

Chinas abkühlender Wohnungsmarkt verschärft Konjunkturproblematik

Chinas Immobilienmarkt verschärft Konjunkturprobleme

Wohnungspreise in den Ballungsgebieten sinken – Belastung für das Konsumentenvertrauen – Delle bei Investitionen

nh Schanghai

Inmitten der neu aufgeflammten Marktunruhen rund um die Verschuldungskrise chinesischer Immobilienentwickler geben die jüngsten Wohnungspreisdaten aus China weiteren Anlass zur Besorgnis. Nach Angaben des Pekinger Statistikbüros vom Mittwoch sind die Durchschnittspreise für Neuwohnungen in den 70 wichtigsten Großstädten des Landes im Juli um 0,23% gegenüber Vormonat gesunken. Im Gebrauchtwohnungsmarkt fällt der Preisrückgang mit 0,47% noch deutlicher aus.

Wohnungskäufer warten ab

Auch wenn die Wertabschläge auf Wohnimmobilien im Durchschnitt noch relativ milde ausfallen, gilt die weitere Abkühlung des Häusermarktes als problematisch, weil sie nach bisherigen Erfahrungen Aufschubreaktionen von Wohnungskäufern in spe befördert. Dies bremst den Umschlag von neuen Apartments und damit die Umsatz- und Cashflow-Entwicklung der in einer schweren Liquiditätsklemme steckenden Immobilienentwickler. Zuletzt im Juli waren die Erlöse aus Neuwohnungsverkäufen der hundert größten chinesischen Immobilienentwickler um ein Drittel gegenüber Vorjahresmonat zurückgegangen.

Sorge um große Bauträger

Am Mittwoch warnte die zu den führenden Bauträgern des Landes zählende Country Garden Holding erneut vor wesentlichen Unwägbarkeiten, ihren Zahlungsverpflichtungen gegenüber Bondanlegern nachzukommen. Sollte sich der Immobilienriese ähnlich wie zuvor die China Evergrande Group als zahlungsunfähig erweisen und in ein kompliziertes Umschuldungs- und Bilanzsanierungsverfahren überführt werden, würden eine gewaltige Anzahl von Wohnanlageprojekten auf der Kippe stehen. Dies könnte nach Ansicht von Analysten erhebliche neue Verwerfungen im Immobiliensektor mit breiten konjunkturellen Auswirkungen nach sich ziehen.

In China hängen etwa 25% der gesamten Wirtschaftsleistung mittelbar am Immobiliensektor, der damit eine wesentlich größere Rolle für die Konjunkturentwicklung spielt als in den meisten westlichen Volkswirtschaften. Der zähe Immobilienmarkt trägt wesentlich zu der seit Frühjahr laufenden Entschleunigung der chinesischen Wirtschaft bei, die nach dem Ausstieg aus der Null-Covid-Politik tatsächlich nur eine relativ kurze Aufschwungsphase erlebt hat.

Verbraucher in der Defensive

Die schwindenden Hoffnungen auf eine rasche Stabilisierung des Immobilienmarkts erschweren die Bemühungen der chinesischen Regierung, die Wirtschaft mit gezielten Stimuli wieder anzuschieben. Dies liegt zum einen daran, dass Abkühlungsphasen im Wohnimmobilienmarkt sich negativ auf das Konsumvertrauen der Privathaushalte auswirken und diese insbesondere im Hinblick auf größere Haushaltsanschaffungen in die Defensive gehen lassen. Am Dienstag verbreitete Konjunkturdaten zeigen für Juli ein als erschreckend niedrig geltendes Wachstum der Einzelhandelsumsätze von noch 2,5%. Vor der Pandemie lag man hier bei hohen einstelligen Wachstumsraten. Zum anderen ist das stark abbröckelnde investive Engagement im Immobiliensektor ein wesentlicher Faktor für mangelnde Dynamik bei den Anlageinvestitionen.

In den ersten sieben Monaten ist das sogenannte Fixed Asset Investment in China mit 3,7% gegenüber der Vorjahresperiode bescheidener gewachsen als erwartet. Dies liegt auch daran, dass die in der Regel privatwirtschaftlichen Investitionen im Immobiliensektor in der Periode Januar bis Juli um 8,5% gegenüber Vorjahr gesunken sind. Dabei hat sich der Abwärtstrend seit Mai sukzessive wieder verschärft.

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