Chinas Außenhandel zeigt neuerliche Erschlaffung
nh Schanghai – Chinas Außenhandel hat mit der Verschärfung von US-Strafzollmaßnahmen in den vergangenen Monaten weiter an Dynamik eingebüßt und dürfte zu einem verstärkten konjunkturellen Abkühlungsdruck beitragen. Der Handelskonflikt mit den USA schlägt sich immer stärker in einer Schrumpfung des bilateralen Warenverkehrs zwischen den beiden weltgrößten Volkswirtschaften nieder, sorgt aber keineswegs für eine Verminderung der von Washington angeprangerten hohen Handelsüberschüsse Chinas. Exporte schrumpfen wieder Die am Freitag verbreiteten Außenhandelsdaten der chinesischen Zollbehörden zeichnen ein düsteres Bild. Dabei sorgt nicht nur der Handelsstreit, sondern auch eine insgesamt gedämpfte globale Nachfrage für Schleifspuren. So sanken die chinesischen Ausfuhren im Juni um 1,3 % gegenüber dem Vorjahresmonat, eine Entwicklung, die im Rahmen der Analystenerwartungen lag. Zuvor allerdings hatte es im Mai einen kleinen Lichtblick gegeben, als die chinesischen Exporte eher überraschend gestiegen sind. Auch auf der Importseite zeigt sich eine deutliche Eintrübung. So sind die chinesischen Einfuhren im Juni um 7,3 % zum Vorjahr geschrumpft und knüpften damit an ein Minus im Vormonat von 8,5 % an. Die Analysten hatten mit einem Rückgang von knapp 5 % gerechnet. Die schwache Importentwicklung ist zum Teil auf einen kräftigen Rückgang der Einfuhren aus den USA zurückzuführen, reflektiert aber auch eine im gegenwärtig eingetrübten konjunkturellen Umfeld gedämpfte Binnennachfrage, betonen chinesische Konjunkturexperten.Zuletzt hatte die chinesische Regierung eine Reihe von Vitalisierungsmaßnahmen für den Außenhandel angedeutet und dabei eine weitere Rücknahme von allgemeinen Zolltarifen für eine Gruppe von insgesamt 110 Warenkategorien versprochen. Gleichzeitig hatte der chinesische Staatsrat weitere Erleichterungen für chinesische Exporteure, etwa über Steuerrabatte und die Senkung von Versicherungskosten bei der Außenhandelsabwicklung, in Aussicht gestellt. Seit Anfang Juli hellt sich die Lage allerdings etwas auf. Beim G20-Treffen im japanischen Osaka haben die Präsidenten Donald Trump und Xi Jinping eine Wiederaufnahme der zuvor im Mai gescheiterten Handelsgespräche vereinbart. Zudem kündigten die USA auch an, auf die Implementierung von angedrohten Strafzöllen auf bislang noch nicht von Sondertarifen erfasste chinesische Exporte im Umfang von über 300 Mrd. Dollar verzichten zu wollen. Handelsüberschuss steigtAllerdings hatten die USA schon Mitte Mai die Strafzölle auf chinesische Waren über rund 200 Mrd. Dollar von 10 auf 25 % angehoben und damit weitere Beeinträchtigungen des bilateralen Handels verursacht. Dies macht sich auch in den neuen Juni-Daten bemerkbar, dem ersten Monat, der die erhöhten US-Strafzölle voll reflektiert. So sind die chinesischen Exporte in die USA um 7,8 % geschrumpft, während die Einfuhren aus Amerika einen besonders drastischen Rückgang um 31,4 % ausweisen. Chinas Handelsüberschuss mit den USA ist danach im Juni auf 29,9 Mrd. Dollar nach 26,9 Mrd. Dollar im Mai gestiegen, was den bislang höchsten Monatsausweis in diesem Jahr darstellt. Über die erste Jahreshälfte hinweg hat sich der Saldo gegenüber der Vorjahresperiode um 5 % auf jetzt gut 140 Mrd. Dollar erhöht. Gespräche in naher Zukunft Zuletzt hatte Trump mit einer Twitter-Botschaft China dazu aufgefordert, einer bereits vereinbarten Steigerung der Abnahme von US-Agrarprodukten nachzukommen. Dies scheint auch Thema der jüngst wieder über telefonische Kontakte der beiden Delegationen aufgenommenen Handelsgespräche zu sein. Allerdings gibt es von chinesischer Seite keine Angaben über bereits verbindliche Zusagen an die USA.Wie der handelspolitische Berater des Weißen Hauses, Peter Navarro, am Freitag erklärte, befinde man sich derzeit in einer sogenannten “quiet period” über Inhalte des bilateralen Dialogs, so dass keine öffentlichen Stellungnahmen zu erwarten sind. Eine vom Handelsbeauftragten Robert Lighthizer und Finanzminister Steven Mnuchin angeführte US-Delegation werde in “naher Zukunft” für eine weitere offizielle Gesprächsrunde nach Peking reisen.