Chinas Exporte brechen heftig ein

Miserable Außenhandelsdaten im Februar deuten auf neue Belastungen für die Konjunktur hin

Chinas Exporte brechen heftig ein

Erste Konjunkturdaten für den Februar trüben die Stimmung beim laufenden chinesischen Volkskongress. Die neuen Außenhandelswerte sind denkbar schlecht ausgefallen. Ein überraschend deutlicher Einbruch der Exporte um gut ein Viertel lässt befürchten, dass der Außenhandel Chinas Konjunktur weiter abbremsen wird.Von Norbert Hellmann, SchanghaiChinas Ausfuhren sind im Februar im Vergleich zum Vorjahresmonat in Dollar gerechnet um 25,4 % geschrumpft. Dies ist der schärfste Rückgang seit Mai 2009, also inmitten der globalen Finanzkrise. Damit wachsen die Befürchtungen, dass eine schwächere globale Nachfrage einer zusätzlichen Konjunktureintrübung in der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft Vorschub leistet. Der Außenhandelsüberschuss für Februar stellt sich mit 32,6 Mrd. Dollar nur noch etwa halb so hoch wie der im Januar verbuchte Rekordsaldo von 63,3 Mrd. Dollar dar.Zwar muss man beachten, dass Chinas Exportperformance zu Beginn eines Kalenderjahres im Zusammenhang mit dem (diesmal in den Februar fallenden) chinesischen Neujahrsfest gewissen saisonalen Verzerrungen unterliegt, doch zeigten sich die Analysten am Dienstag regelrecht verdutzt über die neuen Außenhandelsdaten. Nachdem sich die chinesischen Exporte im Januar bereits um gut 11 % gegenüber dem Vorjahresmonat ermäßigt hatten, wurde auch für Februar ein Rückgang erwartet. Allerdings hatten die Experten ein Minus von höchstens 15 % veranschlagt. Auffällig ist ein starker Rückgang der Ausfuhren in die südostasiatischen Staaten des Asean-Verbundes, die um ein Drittel niedriger lagen. Der Warenexport in Richtung USA und EU-Länder weist ebenfalls ein klares Minus von 23 beziehungsweise knapp 20 % aus. Anhaltende ImportschwächeAuch auf der Importseite gibt es keine sonderlich guten Nachrichten zu vermelden. So sind die Einfuhren nach China in Dollar gerechnet um 13,8 % gegenüber Februar letzten Jahres geschrumpft. Im Januar lag das Minus mit 18,8 % allerdings noch höher. Die Serie ununterbrochen rückläufiger chinesischer Importe dehnt sich nun bereits auf 16 Monate aus und gilt als Bestätigung einer schwächelnden Binnennachfrage. Unter der Entwicklung leiden vor allem Chinas Nachbarn, darunter Japan, Südkorea und Taiwan, die seit Ende 2014 rückläufige Ausfuhren in das Reich der Mitte zu beklagen haben. Demgegenüber weist die Statistik einen Anstieg der Einfuhren aus der Sonderverwaltungszone Hongkong um knapp 89 % aus, was allerdings keineswegs einen echten Boom anzeigt.Noch fehlen die Februardaten von Hongkonger Seite, doch hatte sich schon im Januar eine auffällige Diskrepanz gezeigt: Während China einen Anstieg der Einfuhren von Hongkong aufs Festland um 108 % auswies, verzeichnete die Hongkonger Verwaltung nur eine Steigerung der Exporte nach China um knapp 8 %. Die enorme Abweichung weist auf fingierte Geschäfte hin, mit denen Chinesen im Zuge der Erwartung eines schwächeren Yuan einen verdeckten Kapitalexport betreiben. Peking streicht ZielvorgabeIn Peking nimmt man die Außenhandelsmisere zum Anlass, offizielle Zielvorgaben diskret verschwinden zu lassen. Beim Volkskongress hatte Premierminister Li Keqiang – der bei seiner Rede zum Wirtschaftsbericht der Regierung am Samstag bereits in Kenntnis der neuen Daten gewesen sein dürfte – erstmals auf die Verkündung eines Expansionsziels für den Außenhandel verzichtet. Tatsächlich sind die Zielvorgaben in den vergangenen vier Jahren jeweils verfehlt worden. Im Jahr 2015 war die Diskrepanz aus Sicht der Regierung allerdings schon fast peinlich. So hatte Peking die Zielvorgabe für das Wachstum des Außenhandels zwar von 8 auf 6 % zurückgenommen, tatsächlich aber schrumpften die kombinierten Importe und Exporte im vergangenen Jahr dann um 8 %.