Chinas Exporte ziehen unerwartet an

Weiterer Ausblick allerdings trübe - Importe brechen im April weiter ein - Dienstleister unter Druck

Chinas Exporte ziehen unerwartet an

nh Schanghai – Chinas Außenhandelsdaten warten mit einer positiven Überraschung auf. Die Ausfuhren des Exportweltmeisters sind trotz Coronakrise und entgegen allen Erwartungen im April um 3,5 % gegenüber dem Vorjahresmonat gewachsen und konterkarieren einen von Analysten erwarteten Einbruch. So hatten die Experten im Mittel mit einem Rückgang um 16 % gerechnet. Zuvor im März hatte man eine Schrumpfung des Exportwerts um 6,6 % registriert.Für die unerwartete Erholung gibt es eine Reihe von Erklärungen. Zum einen hat Chinas Handel mit asiatischen Nachbarn und insbesondere den Asean-Staaten einen weiteren Schub erfahren, während die Exporte in EU-Länder mit einem Minus von 6,6 % weniger schrumpften als erwartet. Selbst die Ausfuhren in die USA sind mit knapp 16 % weniger zurückgedrängt worden als erwartet. Damit scheint sich die zu erwartende Nachfragedämpfung nach chinesischen Exportartikeln seitens von der Pandemie besonders stark erfasster westlicher Länder noch nicht eindeutig in der Außenhandelsstatistik niedergeschlagen zu haben. Corona-Effekt kommt nochExperten rechnen allerdings damit, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis der Corona-Faktor auf die chinesische Export-Performance voll durchschlägt. Der überraschende Auftrieb im April wird vor allem damit erklärt, dass die heimische Industrie nach der Aufhebung von Ausgangssperren im April wieder genügend in Schwung gekommen ist, um noch ausstehende und zuvor verhinderte Exportaufträge zu erfüllen. In den kommenden Monaten jedoch ist mit einer stark gedrückten Nachfrage aus westlichen Ländern zu rechnen. Dies bezeugen auch chinesische Einkaufsmanagerdaten für das verarbeitende Gewerbe, nachdem die Erhebungen für April einen kräftigen Niedergang der neuen Exportaufträge signalisiert haben.Ein eher trübes Bild zeigt sich auf der Importseite. So sind die chinesischen Einfuhren im April auf Jahressicht um 14,2 % gesunken, was die deutlichste monatliche Schrumpfung seit über vier Jahren bedeutet. Analysten hatten mit einem geringeren Rückgang um 11 % gerechnet. Im März hatte es nur ein leichtes Minus von knapp 1 % gegeben. Der kräftige Rückgang der Importwerte ist zum einen auf die Preiskomponente zurückzuführen, wobei vor allem der Niedergang der Weltmarktpreise für Erdöl und einige andere Rohstoffe eine wichtige Rolle spielt. Zum anderen dürften auch indirekte Wirkungen der Coronakrise, nämlich Störungen der globalen Lieferketten sowie eine geschwächte Binnennachfrage in China, deutlich auf die Importmengen abgefärbt haben. Ein weiteres Abschmelzen der Einfuhren in den kommenden Monaten ist quasi programmiert, urteilen Analysten.Schwache Außenhandelsperspektiven trüben auch die Stimmung im Dienstleistungsgewerbe. Der am Donnerstag neu verbreitete Einkaufsmanagerindex für Dienste des Wirtschaftsmagazins “Caixin” hat sich im April nur unwesentlich von 43 auf 44,4 Punkte verbessert und bleibt damit tief im Schrumpfungsterritorium unterhalb der Expansionsschwelle von 50 Punkten. Auch hier deuten Unterindizes für neue Exportaufträge eine extrem gedrückte Stimmung an. Der bereits vergangene Woche veröffentlichte offizielle Einkaufsmanagerindex (PMI) Non-Manufacturing des Statistikbüros hatte indes eine ziemlich robuste Verfassung mit einem Anstieg von 52,3 auf 53,2 Punkte angezeigt. Allerdings wird hier, anders als beim Caixin-Barometer, auch die wieder flott anziehende Bauwirtschaft eingerechnet, während der Subindex für reine Dienste weiter stagnierte. – Wertberichtigt Seite 8