Chinas Exporteure in Feierlaune

Ausfuhren ziehen überraschend kräftig an - Handel mit USA belebt sich

Chinas Exporteure in Feierlaune

nh Schanghai – Angetrieben von einer deutlich belebten globalen Nachfrage nach Konsumartikeln macht sich eine überraschende Erholung der chinesischen Exportdynamik bemerkbar. Elektronikgeräte, Haushaltswaren und Pharmaprodukte sind während der Coronakrise besonders gefragt. Gemäß den am Donnerstag von der Pekinger Zollbehörde verbreiteten Daten für Juli sind Chinas Ausfuhren in Dollar gerechnet gegenüber der Vorjahresperiode um 7,2 % angestiegen. Für Chinas Wirtschaftsplaner ist das eine hochwillkommene Überraschung. So hatten die Analysten sogar einen leichten Rückgang der Exporte prognostiziert. Zuvor im Juni hatten Chinas Exporte bereits einen ersten Turnaround seit Ausbruch der Coronakrise mit einem leichten Anstieg um 0,5 % hingelegt. Schleppende ImporteEtwas verhaltener fällt allerdings die Entwicklung auf der Importseite aus. So sind Chinas Einfuhren im Juli leicht um 1,4 % zurückgegangen, hier hatten die Experten mit einem geringfügigen Anstieg um knapp 1 % gerechnet. Dies bedeutet eine kleine Enttäuschung, nachdem Chinas Importe im Juni mit einem Anstieg um 2,7 % wieder besser in die Gänge gekommen waren. Das unerwartet kräftige Anziehen der chinesischen Exporte bedingt auch, dass Chinas Handelsüberschuss im Juli wieder kräftiger nach oben ausschlägt. So wurde ein hoher Saldo von 62,3 Mrd. Dollar nach zuvor 46,2 Mrd. Dollar im Juni verbucht. Corona schafft NachfrageBislang machten sich chinesische Analysten insbesondere Sorgen darüber, dass die Auswirkungen der Corona-Pandemie in den USA und großen europäischen Ländern auch die Nachfrage nach chinesischen Exportartikeln stark dämpfen werden. Sie können nun vorerst etwas aufatmen. Denn es zeigt sich, dass die besonderen Umstände der Pandemie in einer Art und Weise auf die Konsumnachfrage abfärben, die Chinas Exportwirtschaft durchaus in die Hände spielt.So ist die neu aufgelebte Exportstärke in erster Linie auf IT-Ausrüstung, Smartphones, Haushaltsgeräte sowie Audio- und Videogeräte und damit allesamt Produkte zurückzuführen, die im Zuge von Ausgangsrestriktionen und verstärkter Heimarbeit in westlichen Ländern stärker nachgefragt werden. Hinzu kommt der kräftige Bedarf an Pharma- und Medizintechnikprodukten sowie Corona-Schutzartikeln.Da sich Chinas Industrie relativ schnell von der Coronadelle erholen konnte, gibt es kaum noch angebotsseitige Beschränkungen. Etwas verhaltener scheint sich allerdings Chinas Binnennachfrage zu entwickeln, was auch an der schleppenden Importdynamik erkennbar ist. Dies färbt auch auf den angesichts des weiter schwelenden Handelskonfliktes zwischen China und den USA besonders im Fokus stehenden bilateralen Warenverkehr zwischen den beiden weltgrößten Volkswirtschaften ab. Neue HandelsgesprächeSo konnten Chinas Exporte in die USA im Juli überproportional kräftig um 12,5 % anziehen, während die Importe aus den USA nur um magere 3,6 % zulegten. Dies obwohl sich China weitreichenden Verpflichtungen im Rahmen der ersten Phase eines gemeinsamen Handelsabkommens gegenübersieht, um große Mengen an US-Agrarprodukten und Energieträger einzuführen. Zur Augustmitte es zu einer weiteren Gesprächsrunde kommen. Dabei wird man vor allem auch erörtern, inwieweit China bereit ist, den derzeit noch großen Rückstand bei den erfolgten Importzusagen sukzessive abzubauen (vgl. BZ vom 5. August).