Chinas Häusermarkt läuft wieder heiß

Augustdaten zeigen kräftigsten Preisanstieg seit 2010 - Assetpreisblase erschwert Konjunkturlenkung

Chinas Häusermarkt läuft wieder heiß

Von Norbert Hellmann, SchanghaiChinas Wirtschaftslenker werden mit einer neuerlichen Häuserpreisblase konfrontiert. Jüngste Anzeichen für eine Erstarkung der Konjunktur im Reich der Mitte finden einen Reflex in den jüngsten Wohnungsmarktdaten des Statistikbüros. Dabei sind die Preise für Wohnimmobilien im August allerdings heftiger angestiegen, als von den Experten erwartet. Wie aus den am Montag verbreiteten Daten hervorgeht, kletterten in 64 der insgesamt 70 vom Statistikamt erfassten Großstädte und Ballungsgebiete die Preise, im Vormonat waren es noch 51 Städte. Dabei zeigt sich eine beunruhigende Tempoverschärfung. Neue RekordmarkenDie offiziellen Daten weisen zwar keine durchschnittliche Entwicklung für den Gesamtmarkt aus, nach Berechnungen von Analysten aber kommt es über die 70 Gebiete hinweg auf einen durchschnittlichen Preisanstieg von 1,2 % zum Vormonat Juli. Das wäre die höchste Zuwachsrate seit 2010, als sich die chinesische Wirtschaft noch in einer Boomphase befand. Besonders überhitzt sind die Wohnimmobilienmärkte der führenden chinesischen Metropolen Peking und Schanghai. Hier kletterten die Durchschnittspreise für neue Wohnflächen von Juli auf August um 3,6 beziehungsweise 4,4 %, was jeweils Rekordmarken bedeuten. Damit werden nun auch alarmierende Anstiegsraten im Vergleich zum Vorjahresmonat von 24 beziehungsweise 31 % erreicht. In Shenzhen ist Preisanstieg gegenüber Vormonat auf 2,5 % begrenzt worden. Binnen Jahresfrist aber sind die Durchschnittspreise aber bereits um 44 % in die Höhe geschossen.Für die chinesische Regierung zeichnet sich nun eine erst recht schwierige Gratwanderung zwischen dem Versuch einer weiteren Stimulierung der Konjunktur und einer gezielten Dämpfung des Häuserpreisauftriebs in den wichtigsten Großstädten ab. Auch für die Zentralbank wird es schwieriger, mit geldpolitischen Lockerungsimpulsen zu hantieren, ohne die Gefahr einer Assetpreisblase heraufzubeschwören, urteilen Analysten. Zuletzt hatte der Chefökonom der chinesischen Zentralbank vor einer Preisblase am Immobilienmarkt gewarnt und zu einer Beschränkung von Finanzierungsexzessen im Sektor aufgerufen. Wachsendes GefälleAls problematisch erweist sich in jedem Fall die wachsende Schere bei der Häuserpreisentwicklung zwischen den größten Metropolen und strukturschwächeren Gebieten, wo es einen noch immer großen Angebotsüberhang bei Wohnraum gibt. Die ungleichgewichtige Entwicklung sorgt dafür, dass die für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung entscheidende Erholung der Baukonjunktur und anderer immobilienverwandter Sektoren nicht auf breiterer Basis stattfindet und entsprechend positive Wirkung auf die Konjunktur entfaltet. Gegenwärtig sieht man zwar ein gewaltiges Wachstum bei den verkauften Immobilienflächen von gut 25 % gegenüber Vorjahr, die für die Konjunktur entscheidenden Anlageinvestitionen im Immobiliensektor sind zwischen Januar und August aber nur um 5,4 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum gestiegen.