Chinas Industrie erneut im Schrumpfungsmodus
Chinas Industrie fällt wieder zurück
Einkaufsmanagerindizes bringen negative Überraschung – Rufe nach weiteren Stimuli
nh Schanghai
Den einigermaßen ermutigenden chinesischen Konjunkturdaten im Monat September folgt ein erneuter Dämpfer in Form einer unerwartet schlecht ausgefallenen Einkaufsmanagererhebung. Der am Dienstag vom Pekinger Statistikbüro verbreitete offizielle Purchasing Manger Index (PMI) für das Industriegewerbe zeigt im Oktober einen Rückgang von 50,2 auf 49,5 Punkte.
Entgegen den Erwartungen ist das Stimmungsbarometer damit erneut ins sogenannte Schrumpfungsterritorium abgeglitten. Werte unterhalb der als Expansionsschwelle bezeichneten Marke von 50 Punkten deuten auf eine Ermäßigung des Industrieoutputs im Vergleich zum vorangegangenen Monat hin. Die Analysten hatten im Mittel einen unveränderten Indexstand von 50,2 Punkten prognostiziert.
Exportaufträge schwächeln
Bei den Einzelkomponenten des Industrie-PMI fallen insbesondere schwache Werte für die Performance in der Exportwirtschaft auf. So fiel der Subindex für neue Exportaufträge nochmals weiter von 47,8 auf 46,8 Punkte zurück. Darüber hinaus wurde die Erhebung vom teilweise scharfen Rückgang der Erzeugerpreise in einigen Branchen negativ geprägt.
Auch im Dienstleistungssektor verzeichnet die neue Erhebung einen Aktivitätsrückgang. Der neben reinen Dienstleistungen auch die Entwicklung in der Bauwirtschaft mit abbildende Non-Manufacturing PMI des Statistikbüros büßte im Oktober kräftig von 51,7 auf 50,6 Punkte ein, während die Konsensschätzung einen leichten Anstieg auf 52 Punkte vorweggenommen hatte.
Nervosität am Finanzmarkt
Der beide Sektorerhebungen verknüpfende offizielle Composite PMI für die chinesische Wirtschaftsaktivität im Oktober stellt sich mit 50,7 nach zuvor 52 Punkten nun auf das niedrigste Niveau seit der völligen Aufhebung der chinesischen Corona-Restriktionspolitik zu Beginn dieses Jahres. Bei den Marktteilnehmern lösten die schwachen PMI-Daten denn auch einige Ernüchterung aus. Insbesondere an der Hongkonger Börse sah man kräftige Abgaben. Nach einem Tagesverlust von 1,7% lotet der Leitindex Hang Seng einen neuen Tiefstand im Kalenderjahr aus.
Analysten verweisen darauf, dass die jüngsten PMI-Daten einer gewissen saisonalen Verzerrung in Verbindung mit einer längeren Feiertagspause zu Oktoberbeginn unterliegen. Dennoch kann von einer negativen Überraschung gesprochen werden, die neue Rufe nach offensiveren Stimulierungsgesten der Regierung laut werden lässt.
Zuletzt hatte Peking eine Ausweitung der diesjährigen Budgetdefizitquote von geplanten 3% auf 3,8% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) angedeutet. Der fiskalische Impuls erfolgt über eine außerplanmäßige Begebung von Staatsanleihen im Ausmaß von bis zu 1 Bill. Yuan (126 Mrd. Euro) im vierten Quartal.
Mindestreserve im Fokus
Von geldpolitischer Seite her sind nach einer leichten Zinssenkung im Sommer keine sonderlich offensiven Impulse zu erwarten. Allerdings rechnen die Experten damit, dass die People’s Bank of China (PBOC) in den kommenden Wochen die Mindestreserveverpflichtungen der Geschäftsbanken ein weiteres Mal zurückschrauben lässt.