Chinas Industrie verliert an Schwung
nh Schanghai – Am chinesischen Konjunkturhimmel ziehen dunkle Wolken auf. Zur großen Überraschung der Marktteilnehmer ist das Wachstum der chinesischen Industrieproduktion im August gegenüber Vorjahresmonat auf 6,9 % zurückgesackt. Das ist der niedrigste monatliche Ausweis seit dem Frühjahr 2009, als auch China von der globalen Finanzkrise negativ erfasst worden war, und gilt als Warnzeichen, dass die chinesische Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte kräftig abzukühlen droht.Im Juli hatte das verarbeitende Gewerbe im Reich der Mitte noch um 9 % zugelegt, auch zuvor pendelten die Werte im bisherigen Jahresverlauf nahe bei 9 %. Seitens der Analysten wird darauf verwiesen, dass der schwache Augustausweis einen Ausreißer darstellen könnte, weil Basiseffekte, nämlich der Vergleich mit einem starken Vorjahresmonat, eine Rolle spielen. Gleichwohl zeugen begleitende Daten des chinesischen Statistikbüros von einer latenten Schwächephase. Bremse bei InvestitionenSo sind auch die Anlageinvestitionen als einem besonders wichtigen Wachstumstreiber einem Schwungverlust unterlegen. In den ersten acht Monaten betrug der Anstieg 16,5 %, nachdem zuvor im Juli noch 17 % gemessen worden waren. In den Vorjahren hatten die Anlageinvestitionen typischerweise um etwa 20 % expandiert, derzeit allerdings macht sich ein heftiger, vom Wohnimmobilienmarkt ausgehender Bremseffekt bemerkbar.Im Zuge einer anhaltenden Abkühlung der Immobilienpreise bröckeln die Wohnungsverkäufe und Neubaustarts weiter ab. Die gedrosselte Bauaktivität schlägt sich nicht nur in zögerlichen Immobilieninvestitionen und einer geringeren Nachfrage nach Baumaterialien nieder, sondern bremst auch die Nachfrage nach immobilienverwandten Konsumgütern und Dienstleistungen. Im August war auch das Wachstum der Einzelhandelsumsätze mit 11,9 nach zuvor 12,2 % geringer. In den jüngsten zwei Monaten hatten die chinesischen Handelsdaten einen untypischen Rückgang der Importe gezeigt, was als ein Indikator für eine nachlassende Binnennachfrage gilt.Analysten befürchten nun, dass das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts im dritten Quartal unter die Marke von 7 % rutschen könnte. Angesichts niedriger Inflationsraten halten es Experten für denkbar, dass die chinesische Zentralbank mit einer Rücknahme von Mindestreservesätzen für Geschäftsbanken sowie einer Senkung der Leitzinsen reagiert.