Chinas Konjunktur schwächelt
Die Abkühlung in Chinas Volkswirtschaft zeigt sich auch in den jüngsten Stimmungsdaten zur Industrie. Laut den neuesten Einkaufsmanagerindizes schrumpft der Sektor. Während im Handelsstreit mit den USA von beiden Seiten mildere Töne angestimmt werden, droht Peking Taiwan offen mit Gewalt in der Wiedervereinigungsfrage. BZ Peking – Erstmals seit eineinhalb Jahren schrumpft die chinesische Industrie. Der Caixin/Markit-Einkaufsmanagerindex (PMI) fiel im Dezember gegenüber dem Vormonat wegen schwächerer Exporte und einer geringeren Inlandsnachfrage auf 49,7 Punkte von 50,2 Zählern.Das Konjunkturbarometer entwickelte sich deutlich schwächer als erwartet: Von Reuters befragte Volkswirte hatten nur mit einem marginalen Rückgang auf 50,1 Punkte gerechnet. Damit sackte der Index, der sich auf die als besonders exportorientiert geltenden kleineren und mittleren Firmen konzentriert, erstmals seit Mai 2017 unter den Wert von 50 Punkten, unterhalb dessen ein Schrumpfen der Aktivitäten angezeigt wird. Der offizielle Einkaufsmanagerindex der Regierung, der eher auf größere, oft staatliche Konzerne zielt, deutet ebenfalls ein Schrumpfen der Industrietätigkeit an. Er gab im Dezember auf 49,4 Punkte von 50,0 Punkten nach.”Die externe Nachfrage bleibt gedämpft wegen des Handelsstreits zwischen China und den USA, aber die Inlandsnachfrage ging noch deutlicher zurück”, erläuterte Zhengsheng Zhong, makroökonomischer Analyst bei der CEBM Group, laut Reuters. “Es wird immer wahrscheinlicher, dass die chinesische Wirtschaft unter größeren Druck kommt.” Zentralbank vorsichtigChinas Zentralbank zeigt sich ebenfalls sehr vorsichtig in ihrer Einschätzung. Die Wirtschaft des Landes hat vor dem Jahreswechsel nach Einschätzung von Zentralbank-Ökonomen weiter an Schwung verloren. Es sei durchaus möglich, dass das Wachstum im vierten Quartal 2018 unter die Schwelle von 6,5 % gefallen sei, heißt es in einer am Mittwoch veröffentlichten Publikation der Notenbank. Die Daten zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) stehen am 21. Januar an. Von Reuters befragte Experten erwarten derzeit ein Plus von 6,4 %. Im Sommer hatte das BIP um 6,5 % zugelegt – das langsamste Wachstumstempo seit der Finanzkrise Ende des vorigen Jahrzehnts.Chinesische Regierungsvertreter haben betont, dass das offizielle Wachstumsziel für 2018 von rund 6,5 % dennoch erreicht werde. Angesichts der Konjunkturabkühlung in China und des Zollstreits mit den USA will die Regierung in Peking der Wirtschaft mit Steuersenkungen einen zusätzlichen Schub verleihen. Mildere Töne im HandelsstreitIn dem Handelskonflikt der beiden weltgrößten Volkswirtschaften USA und China hatte es zuletzt allerdings Anzeichen für eine Entspannung gegeben. US-Präsident Donald Trump hatte sich nach einem Telefonat mit seinem chinesischen Amtskollegen Xi Jinping optimistisch geäußert. Es seien “große Fortschritte” erzielt worden. Xi hatte in einer Botschaft an Trump die Vorzüge einer Zusammenarbeit beider Staaten beschworen.Derweil verschärft Peking den Ton in Richtung Taiwan. Chinas Präsident Xi Jinping will die “Wiedervereinigung” mit dem demokratischen Taiwan notfalls auch mit Gewalt erzwingen. China müsse und werde auch wiedervereinigt werden, sagte Xi Jinping am Mittwoch laut der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua in einer Rede in der Großen Halle des Volkes in Peking. Ein unabhängiges Taiwan widerspreche dem Trend der Geschichte und werde in eine Sackgasse führen.China wolle eine friedliche Wiedervereinigung erreichen, lasse aber “keinen Raum für separatistische Aktivitäten”, sagte Xi Jinping. “Wir geben kein Versprechen ab, auf die Anwendung von Gewalt zu verzichten, und behalten uns die Möglichkeit vor, alle erforderlichen Mittel zu ergreifen.” Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen wies die Drohung aus Peking zurück. Wie schon in ihrer Neujahrsansprache am Vortag sagte sie gestern, dass Taiwan “seine Souveränität nicht aufgeben oder Zugeständnisse hinsichtlich seiner Autonomie machen” werde. Peking müsse sich der Realität der “Republik China” stellen. So heißt Taiwan offiziell.