Chinas Rohstoffhunger treibt Importe

Rückendeckung für die Konjunktur - Exporte steigen überraschend stark

Chinas Rohstoffhunger treibt Importe

Chinas Außenhandel sorgt im November für ein positives Konjunktursignal: Die Exporte sind erstmals seit dem Frühjahr wieder im Plus und auch die Importe sind überraschend stark.nh Schanghai – Chinas allmählich wieder erstarkende Konjunktur erhält im November unerwartete Rückendeckung durch einen wieder flotteren Außenhandel. Zur großen Überraschung der Marktteilnehmer hat sich auf der Exportseite das Blatt nämlich gewendet: Nach sechs Monaten ununterbrochen schrumpfender Ausfuhren beim Exportweltmeister zeigt sich nun eine klare Erholungstendenz. In Dollar gerechnet kam es zu einem minimalen Anstieg des Warenexportes um 0,1 % gegenüber dem Vorjahresmonat. Analysten hatten mit einem Rückgang um 5 % gerechnet. Robuste Ausfuhren nach USADie Entwicklung ist umso überraschender, als Chinas Stahlexporte wegen der Einführung von Strafzöllen seitens der USA und der EU im November auf einige Produktkategorien um 16 % zurückgedrängt worden waren. Womöglich hat die anhaltende Schwäche des chinesischen Yuan gegenüber dem Dollar nun erstmals deutlichere Wirkung gezeigt. Sehr robust konnten die Ausfuhren in die USA (+ 6,9 %) und in die EU-Länder (+ 5,1 %) zulegen, während man einen deutlichen Knick der Exporte nach Hongkong, Singapur sowie in Richtung der Asean-Region feststellen muss.Überraschend positiv ist die Entwicklung auch bei den Einfuhren ausgefallen. Chinas Importe, die über weite Strecken des Jahres hinweg ebenfalls rückläufig gewesen waren, kletterten im November gegenüber dem Vorjahre um stramme 6,7 %. Dies ist der kräftigste monatliche Wachstumsfortschritt seit über zwei Jahren. Dabei fallen vor allem kräftige Zuwachsraten bei Rohstoffen ins Gewicht, wobei nicht nur anziehende Preise, sondern auch eine Steigerung der Importmengen eine Rolle spielen. Zuletzt hat China wieder wesentlich mehr Nachfrage nach Rohmaterialien wie Eisenerz, Kohle, Kupfer, aber auch Agrarprodukten wie Sojabohnen entwickelt. Deutsche Waren gefragtMaßgeblich für den Importschwung ist aber auch eine Erstarkung der Binnennachfrage, die auf einen robusteren Konjunkturverlauf in den vergangenen Monaten zurückgeführt wird. Dies scheint sich als gute Nachricht für die deutsche Industrie zu erweisen, denn die chinesischen Importe aus Deutschland legten zuletzt im November um knapp 14 % zu und dürften für das Gesamtjahr in etwa an das Vorjahresniveau heranreichen.An den Märkten in Asien und Europa sind Chinas neue Außenhandelsdaten durchweg positiv aufgenommen worden. Lediglich an den Börsen auf dem chinesischen Festland selber sah man nur einen Seitwärtstrend, weil die guten Außenhandelszahlen in gewisser Weise durch am Vorabend verbreitete Daten zur Entwicklung der chinesischen Fremdwährungsreserven konterkariert wurden. Diese sind im Zuge der Yuan-Schwäche im November kräftig um 70 Mrd. Dollar zurückgegangen, was auch als Reflex einer verstärkten Kapitalabwanderung aus China verstanden wirdDie chinesische Valuta hat sich allerdings in den vergangenen Tagen etwas erholen können und notierte am Donnerstag praktisch unverändert bei 6,88 Yuan zum Dollar. Zuletzt wurde Anfang Dezember ein Achtjahrestief bei 6,91 Yuan zum Dollar registriert. Damit hat der Yuan seit einem überraschenden Abwertungsschritt im August 2015 rund 10 % gegenüber dem Dollar eingebüßt. Gegenüber dem Euro und auch gegenüber dem von der Zentralbank bei der Wechselkurssteuerung beobachteten Währungskorbindex hat der Yuan kaum verloren. Positiver AusblickGrundsätzlich rechnen die Experten mit einer Fortsetzung des Baissetrends des Yuan zum Dollar. Gleichzeitig gehen sie davon aus, dass – abseits möglicher Handelsstreitigkeiten, die vom künftigen US-Präsidenten Donald Trump losgetreten werden könnten – eine erstarkende US-Nachfrage auch positiv auf China abfärbt. Vor diesem Hintergrund werden die Perspektiven für die Exportwirtschaft, die im bisherigen Jahresverlauf eine Schrumpfung der Ausfuhren um 7,2 % hatte hinnehmen müssen, für 2017 wieder positiver eingeschätzt. Die China-Ökonomen der Nord/LB etwa rechnen vorbehaltlich möglicher Belastungen durch handelspolitische Dramen zwischen China und USA mit einem Zuwachs der chinesischen Exporte um 2,2 % im Jahr 2017 und 4,5 % im darauffolgenden Jahr.Auf der Importseite gibt es zwar einige Faktoren – allen voran sehr deutlich anziehende Rohstoffpreise, die den jüngsten Anstieg der Importe besonders kräftig ausfallen lassen -, doch rechnen die Experten auch hier grundsätzlich mit einer Belebung. Damit könnte der chinesische Außenhandel im kommenden Jahr wieder positiv auf die Entwicklung des chinesischen Wirtschaftswachstums durchschlagen und einer allgemein erwarteten weiteren Abkühlungstendenz der chinesischen Wirtschaft begegnen helfen. Wachstumsziel im GriffIn diesem Jahr dürfte sich das Wachstum des chinesischen Bruttoinlandsprodukts bei der in den ersten drei Quartalen gezeigten Marke von 6,7 % einpendeln. Damit kommt es zwar nach 6,9 % BIP-Wachstum im Jahr 2015 zu einer weiteren Wachstumsverlangsamung, doch wird die von der Regierung vorgegebene Zielmarke zwischen 6,5 und 7 % einigermaßen komfortabel eingehalten. Allerdings wurde der diesjährige Konjunkturverlauf von einer Boomstimmung am Wohnimmobilienmarkt wesentlich mit gefördert, deren Fortsetzung nicht erwartet werden kann. Entsprechend rechnen die meisten Ökonomen mit einer Abschwächung der chinesischen Wachstumsrate für das Jahr 2017 auf 6,3 bis 6,6 %.—– Nebenstehender Kommentar