Chinas Verbraucherpreise ziehen an
nh Shanghai – Eine hohe Lebensmittelpreisinflation bereitet Chinas Wirtschaftsplanern in Coronazeiten weiterhin Sorgen. Dagegen gibt es gute Nachrichten an der Erzeugerpreisfront, wo sich eine hartnäckige Deflationstendenz zu lindern beginnt. Nach Angaben des Pekinger Statistikbüros sind die Verbraucherpreise im Juli um 2,7 % gegenüber Vorjahresmonat gestiegen. Analysten hatten im Schnitt mit einem etwas moderateren Anstieg von 2,6 % gerechnet. Zuvor im Juni hatte der Konsumpreisindex um 2,5 % zugelegt.Die Experten rechnen allerdings damit, dass sich der Verbraucherpreistrend im Reich der Mitte in den kommenden Monaten wieder etwas legen wird, weil zuletzt Sonderfaktoren einen kräftigeren Anstieg der Lebensmittelpreise bedingt hatten. So verursachten die praktisch über den ganzen Juli hinweg anhaltenden Überschwemmungskatastrophen entlang des Jangtse-Flusses in süd- und zentralchinesischen Provinzen schwere Ernteausfälle und Unterbrechungen in der Logistik.Die Nahrungsmittelinflation lag mit 13,2 % erneut im zweistelligen Bereich, wobei die Entwicklung der mit starkem Gewicht im Verbraucherpreisindex versehenen Schweinefleischpreise mit einem Zuwachs um 85,7 % den Trend bestimmt. Allein von Juni auf Juli kletterten die Schweinefleischpreise in China um 10 %, wobei eine Erholung von der Coronakrise im Gaststättengewerbe die Nachfrage nach Schweinefleischprodukten die Höhe treibt. Demgegenüber zeigt sich die Konsumnachfrage im Reich der Mitte weiterhin stark gedämpft, was sich bei den sonstigen Verbraucherartikeln bemerkbar macht. Die um Lebensmittel- und Energiepreise bereinigte sogenannte Kerninflationsrate in China stieg im Juli gerade einmal um 0,5 % nach 0,9 % im Juni. Das bedeutet den niedrigsten Wert seit zehn Jahren. Auch hier macht sich allerdings ein von der Corona-Pandemie bedingter Sonderfaktor bemerkbar, nämlich starke Preisnachlässe im Tourismussektor bei Pauschalreiseangeboten in der Ferienzeit. Industrie im AufwindWährend Chinas Dienstleistungssektor noch von Corona getrübt wird, macht sich eine schwungvolle Aktivität im verarbeitenden Gewerbe bemerkbar, die auch auf die Erzeugerpreisentwicklung positiv abfärbt, zumal Energie- und Rohstoffpreise wieder anziehen. So hat sich Chinas Produzentenpreisindex mit einem Rückgang um 2,4 % gegenüber Vorjahresmonat weiter erholt, zuvor im Juni betrug das Minus noch 3 %. Die Abschwächung der Deflationstendenz dürfte sich vorteilhaft für die Entwicklung der Industriegewinne auswirken und indirekt auch die Investitionsneigung im verarbeitenden Gewerbe beeinflussen. Damit verbindet sich auch ein weiteres konjunkturelles Aufschwungssignal für den Sektor.