Chinas Wachstum nimmt Fahrt auf
nh Schanghai – Chinas Wirtschaft nimmt zum Jahresende hin weiter an Fahrt auf. Die am Dienstag verbreiteten neuen Daten zur Wirtschaftsleistung fallen noch ein wenig positiver als erwartet aus. Die Industrieproduktion im Reich der Mitte zieht weiter an, während vom Konsum kräftigere Impulse kommen. Damit stehen die Aussichten, dass sich das Wachstum des chinesischen Bruttoinlandsprodukts im vierten Quartal und auch für das Gesamtjahr 2016 bei 6,7 % halten kann. Industrie in guter VerfassungIn der chinesischen Industrie läuft es seit dem Herbstbeginn wieder etwas besser, wobei gerade auch Schwerindustriesektoren wie Stahl und Automobil mehr Zugkraft für die Wirtschaft entfalten. Die neuen Daten des Statistikbüros bestätigen denn auch den von jüngsten Einkaufsmanagerindizes angedeuteten Expansionstrend im verarbeitenden Gewerbe. Im November legte die chinesische Industrieproduktion um 6,2 % gegenüber Vorjahresmonat zu – eine leichte Verbesserung gegenüber dem Oktober (6,1 %). Damit schneidet das verarbeitende Gewerbe etwas besser ab als von den Analysten erwartet.Eine robuste Entwicklung sieht man auch auf Ebene der chinesischen Anlageinvestitionen als wichtigem Wachstumstreiber. Sie liegen nach den ersten elf Monaten des Jahres um 8,3 % höher als im Vergleichszeitraum für 2015 was eine leichte Tempozunahme gegenüber Oktober bedeutet. Dabei zeigen sich allerdings die privaten Anlageinvestitionen kaum belebt. Hier liegt die Anstiegsrate mit 3,1 % für chinesische Verhältnisse äußerst niedrig, so dass die Wirtschaft weiterhin auf die Anschubwirkung von forcierten öffentlichen Infrastrukturinvestitionen angewiesen bleibt.Für kräftige Impulse sorgen indes Chinas Verbraucher, wobei vor allem auch der Onlinehandel mit einem immer stärkeren Zulauf findenden Shopping-Festival für E-Commerce-Kanäle rund um den 11. November wichtige Akzente setzt. So sind die Umsätze im chinesischen Einzelhandel im November flotter als erwartet um 10,8 % geklettert und weisen damit die bislang höchste Anstiegsrate in diesem Jahr aus. Im Oktober hatte der Zuwachs noch glatte 10 % betragen. Boommärkte kühlen abBesonders lebhaft fällt die Nachfrage nach Konsumelektronikgeräten, Büroartikeln und Wohnungseinrichtungen aus. Auch im chinesischen Automobilmarkt profitieren die Händler von einem lebhaften Absatz. Im November lag der Pkw-Absatz im Reich der Mitte um 17 % höher als vor Jahresfrist. Dabei spielen allerdings auch Steuererleichterungen für Fahrzeuge mit kleinerem Hubraum eine Rolle, deren Verlängerung über das kommende Jahr hinweg seitens der chinesischen Regierung noch nicht entschieden wurde.Während der Trend bei Industrie und Dienstleistungen für eine anhaltend robuste Konjunkturverfassung im Reich der Mitte spricht, muss damit gerechnet werden, dass nun die sich deutlicher abzeichnende Abkühlung am über weite Strecken des Jahres boomenden chinesischen Wohnimmobilienmarkt in den kommenden Monaten eine gewisse Bremswirkung entfaltet. Nach Angaben des Statistikbüros hat sich das Wachstum der Immobilienverkäufe bei 7,9 % im November nach einem Plus von gut 26 % im Oktober deutlich ermäßigt und liegt nun auf dem niedrigsten Niveau seit November 2015.Auch bei den Baustarts für Neuwohnungen und gewerbliche Immobilien als einem wichtigen Indikator für die Verfassung des Marktes hinkt man mit einem Zuwachs von noch 3,3 % nach über 20 % im Oktober jetzt sehr deutlich hinterher. Die Experten gehen davon aus, dass sich im Verlauf des kommenden Jahres negative Wachstumsraten bei Immobilienverkäufen und Baustarts einstellen werden, so dass auch mit gedrückten Anlageinvestitionen im Sektor zu rechnen ist. Damit dürfte ein wesentlicher Zugfaktor für die chinesische Wirtschaft in diesem Jahr nun sukzessive an Wirkung verlieren.