Chinas Wirtschaft wirkt etwas stabiler

Aber schwächstes Plus seit 24 Jahren - Abkühlung mit sanfter Landung

Chinas Wirtschaft wirkt etwas stabiler

Zum Start ins neue Jahr präsentiert sich Chinas Konjunktur etwas robuster als erwartet. Das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts für das Gesamtjahr 2014 ist mit 7,4% zwar auf dem niedrigsten Stand seit 1990, an den Märkten machte sich aber Erleichterung breit, dass die globale Wachstumslokomotive China doch nicht zu entgleisen droht.nh Schanghai – In China setzt sich der Abkühlungstrend der Wirtschaft zwar weiter fort, doch stehen die Zeichen auf einer sanften Landung. Im vierten Quartal des vergangenen Jahres expandierte die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft erneut um 7,3 % gegenüber Vorjahr und schnitt damit etwas besser ab als von den Experten erwartet. Danach steht für das Gesamtjahr 2014 ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 7,4 % nach 7,7 % in den beiden vorangegangenen Jahren zu Buche. Dies bedeutet zwar das niedrigste Jahreswachstum seit 1990 und eine leichte Verfehlung des von der Regierung gesetzten offiziellen Wachstumsziels bei 7,5 %. Doch im vergangenen Jahr war über weite Strecken eine deutlichere Eintrübung der chinesischen Konjunktur befürchtet worden. Aufatmen an den MärktenMarktreaktionen auf die chinesischen Konjunkturdaten zeugen von einer gewissen Erleichterung. Die asiatischen Börsen befanden sich durchweg im Plus. Auch in China, wo der Aktienmarkt am Montag den schärfsten Einbruch seit sechs Jahren erlebt hatte, kam es zu einer deutlichen Erholung für Industriewerte. Die chinesische Landeswährung Renminbi notierte etwas fester gegenüber dem Dollar.Die am Dienstag vom nationalen Statistikbüro verbreiteten Leistungsdaten für die chinesische Wirtschaft machen etwas Hoffnung, dass die Konjunktur Tritt zu fassen beginnt. Die Industrieproduktion kletterte im Dezember kräftiger als prognostiziert um 7,9 % gegenüber dem Vorjahresmonat und beginnt aus einem Wachstumsloch herauszufinden. Im November stand hier nur ein Plus von 7,2 % zu Buche. Auch bei den Detailhandelsumsätzen manifestiert sich mit einer Zuwachsrate von 11,9 % eine leichte Belebung.Dass Chinas Konjunktur noch lange nicht aus dem Schneider ist, zeigt sich freilich beim wichtigsten Wachstumstreiber der noch immer stark investiv geleiteten Wirtschaft: Die Anlageinvestitionen kamen 2014 noch um 15,7 % voran, hier war man in den Vorjahren Zuwachsraten von um die 20 % gewöhnt. Schwachstelle ImmobilienHinter dem Schwungverlust, der weite Teile der Bauwirtschaft und Schwerindustrie erfasst hat, steht einerseits das hartnäckige Überkapazitätsproblem, andererseits aber vor allem die nach wie vor schwache Verfassung des chinesischen Wohnimmobilienmarkts, die sich wie Blei auf die Konjunktur gelegt hat. Zwar konnte man zuletzt ein Abklingen des Preisdrucks für Neuimmobilien in den größten Ballungsgebieten feststellen, insgesamt aber geben weiter rückläufige Neubaustarts wenig Anlass, auf eine rasche Stabilisierung zu setzen. Der Immobilienmarkt wird auch 2015 auf der chinesischen Konjunkturverfassung lasten, betonen Analysten. Sie gehen mehrheitlich davon aus, dass das BIP-Wachstum im ersten Quartal nach unten zeigen wird und nahe bei der 7-Prozent-Marke liegen dürfte. Anzeichen für einen anhaltenden Schwungverlust finden sich nicht zuletzt beim Blick auf das BIP-Wachstum im direkten Vergleich zum Vorquartal. Hier liegt man zum Dezemberultimo nur noch bei 1,5 % Wachstum, während das BIP im Septemberquartal um 1,9 % zugelegt hatte.Bei Fortschreibung dieses Trends wird die Pekinger Regierung unter neuen Druck geraten, mit dem Setzen von monetären und fiskalischen Impulsen sowie dem forcieren von Infrastrukturprogrammen für eine Stabilisierung der Wachstumskräfte zu sorgen, ohne bei strukturellen Reformbemühungen nachzulassen. Die UBS-Chefökonomin für China, Wang Tao, geht davon aus, dass Peking mit erhöhten Infrastrukturausgaben, dem Zulassen eines höheren Budgetdefizits sowie einer weiter gelockerten Geldpolitik gegensteuert, um auf sinkende Finanzierungskosten in der Unternehmenswirtschaft hinzuwirken und einen schärferen Wachstumsrückgang zu verhindern. IWF hält Daumen nach untenBeim Internationalen Währungsfonds (IWF) rechnet man damit, dass sich China vor dem Hintergrund wachsender Finanzstabilitätsrisiken auf Reformen in der Kommunalfinanzierung und die Entschärfung der Schattenbankproblematik konzentrieren wird und damit nur begrenzter Spielraum für Impulse bleibt. Der IWF nimmt die Wachstumsprognose für das chinesische Bruttoinlandsprodukt denn auch von 7,1 auf 6,8 % zurück. Die chinesische Regierung wird das offizielle Wachstumsziel für 2015 aller Voraussicht nach erst mit dem Abschluss des Nationalen Volkskongresses im März verkünden. Mit Blick auf den gegenwärtig absehbaren Trend dürfte die Marke von 7,5 auf 7,0 % zurückgenommen werden.