Chinas Zentralbank senkt wichtigen Zins
Reuters/dpa-afx Peking/Genf – Die chinesische Zentralbank hat wegen der Konjunkturflaute erstmals seit mehr als vier Jahren einen wichtigen Zins gesenkt. Der Zinssatz für kurzfristige Kredite werde von 2,55 % auf 2,50 % zurückgenommen, gab die Notenbank am Montag überraschend bekannt. Trotz der nur geringen Senkung wurde dieser Schritt an den Märkten als Signal gewertet, dass sich die Zentralbank gegen eine Konjunktureintrübung stemmen wird – zumal sie vor rund zwei Wochen erstmals seit 2016 den Zinssatz für mittelfristige Darlehen an Finanzinstitutionen (MLF) von 3,30 % auf 3,25 % gesenkt hatte.Die nach den USA zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt ist im vergangenen dritten Quartal mit 6,0 % so langsam gewachsen wie seit rund drei Jahrzehnten nicht mehr. Experten begründeten das mit dem Handelskrieg zwischen den beiden mächtigsten Wirtschaftsnationen und der schwächeren Weltkonjunktur, die wiederum vor allem unter den Handelsstreitigkeiten leidet.Die Zinssenkung deute auf eine Änderung der Geldpolitik in den kommenden Monaten hin, sagte Commerzbank-Ökonom Zhou Hao. Mit billigerem Geld kann die Zentralbank Investitionen und Konsum anregen. Die Regierung in Peking peilt für das Wachstum 2019 eine Spanne von 6,0 % bis 6,5 % an.Unterdessen gibt es im Handelsstreit zwischen den USA und China erneut Hoffnungsschimmer. Chinas Vize-Ministerpräsident Liu He, US-Finanzminister Steven Mnuchin und der US-Handelsbeauftragte Robert Lighthizer hätten am Samstag auf Anfrage der US-Verhandler telefoniert, teilte die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua am Wochenende mit. Dabei soll es um die Kernanliegen beider Seiten gegangen sein, die ein Teilabkommen anstreben. Bereits gegen Ende der vergangenen Woche hatte der Wirtschaftsberater des US-Präsidenten Donald Trump, Larry Kudlow, von Verhandlungen in der finalen Phase gesprochen, dabei aber auch gleich die Erwartungen gedämpft.Die Welthandelsorganisation WTO rechnet in jedem Fall im vierten Quartal mit einem schwachen Wachstum im globalen Güterverkehr. Angesichts von Handelskonflikten und steigenden Zöllen in wichtigen Bereichen werde es “unter dem Trend” bleiben, sagte die WTO am Montag in Genf voraus. Besonders in den Bereichen Luftfracht, Rohstoffe und Elektronikkomponenten sei eine Verschlechterung festzustellen. Dagegen gebe es in der Autobranche und in der Containerschifffahrt zumindest eine Stabilisierung.