Chinas Zentralbank setzt auf subtile Kreditanregung

Kreditfazilität statt Mindestreservesenkung

Chinas Zentralbank setzt auf subtile Kreditanregung

nh Schanghai – Chinas Zentralbank hat mit einer großzügig dotierten Kreditfazilität über 267,4 Mrd. Yuan (gut 35 Mrd. Euro) auf die Liquiditätsversorgung eingewirkt und dabei einen selektiven Lockerungsimpuls gesetzt. Ausgewählte Geschäftsbanken erhalten über die Ausreichung der sogenannten Targeted Medium Term Lending Facility (TMLF) neue Spielräume für die Kreditvergabe, wobei Schwerpunkte bei Ausreichungen an mittlere und kleinere Unternehmen gesetzt werden sollen.Bei den Marktteilnehmern ist die Maßnahme als eine diskrete Lockerungsgeste der People’s Bank of China (PBOC) verstanden worden, nachdem zuletzt eine heftige Diskussion über weiteren monetären Lockerungsbedarf und die Aussicht auf neue Mindestreservesatzsenkungen aufgekommen ist. Zuvor teilte die PBOC mit, dass Medienberichte über einen anstehenden Mindestreserveschritt “unwahr” seien. AkzentverschiebungAnalysten werten die anschließende Ankündigung der Kreditfazilität als einen Versuch, die Märkte auf eine Akzentverschiebung bei der geldpolitischen Steuerung einzustimmen. Eine Mindestreservesatzsenkung bringt den Geschäftsbanken erweiterte Spielräume für die Kreditvergabe mit Rückgriff auf günstige Refinanzierung zu Tagesgeldsätzen. Die PBOC befürchtet dabei allerdings, dass die Spielräume eher für Bondmarktengagements denn für Unternehmenskredite ausgenutzt werden. Bei der TMLF hingegen erhalten die Banken die einjährigen Mittel der Zentralbank zu Sätzen, die nur leicht unter der Rendite für einjährige Staatstitel liegen.Gegenwärtig macht sich an Chinas Aktien- und Bondmärkten eine nervöse Stimmung bemerkbar, weil die Anleger ein Zurückschrauben von Stimulierungsprogrammen zur Konjunkturanregung befürchten. Zuletzt sah man einen Auftrieb der Bondrenditen (siehe Chart) und eine Unterbrechung der chinesischen Aktienmarkthausse. Auslöser für die neue Stimulierungsdebatte sind überraschend positiv ausgefallene Konjunkturdaten von vergangener Woche, mit denen die Wachstumserwartungen für die chinesische Wirtschaft in diesem Jahr leicht nach oben korrigiert werden. Entgegen den Erwartungen hat sich das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im ersten Quartal bei 6,4 % stabilisiert. Bislang war man von einer weiteren Abkühlung in der ersten Jahreshälfte ausgegangen.Am Wochenende hatte ein Statement des chinesischen Politbüros den Eindruck erweckt, dass mit einer Stabilisierung der Konjunkturkräfte Maßnahmen zur Verschuldungsdämpfung und zur Verhinderung von Preisblasen an Immobilien- und Wertpapiermärkten wieder in den Vordergrund rücken könnten. Peking will aber auch nicht den Eindruck erwecken, dass die Konjunkturgefahren bereits gebannt sind. Premierminister Li Keqiang erklärte nun im Staatsfernsehen, dass Chinas Wirtschaft noch immer mit Gegenwind zu kämpfen habe.