Chinas Zentralbank setzt klaren Lockerungsimpuls

Mindestreservesatzsenkung soll vom Handelsstreit aufgeschreckte Märkte beruhigen - Yuan unter Druck

Chinas Zentralbank setzt klaren Lockerungsimpuls

nh Schanghai – China stellt die Weichen für eine geldpolitische Lockerung, um weiteren Marktanspannungen und möglichen konjunkturellen Belastungen durch den Handelsstreit mit den USA zu begegnen. Laut einer Mitteilung der People’s Bank of China (PBOC) werden die Mindestreservesätze für einen breiten Kreis von chinesischen Geschäftsbanken in der ersten Juliwoche um einen halben Prozentpunkt gesenkt. Gegenwärtig betragen die Sätze 16 % für die größten Banken des Landes, während sie für kleinere Institute und Kreditkooperativen bei 14 % liegen. Keine ÜberraschungFür die Marktteilnehmer bedeutet die Mindestreservesatzsenkung keine Überraschung mehr, nachdem der chinesische Staatsrat bereits in der vergangenen Woche den Einsatz monetärer Instrumente, darunter eine Verringerung der Mindestreserveanforderung, zur Stärkung des Marktvertrauens und zur Anregung der Kreditversorgung von kleineren und mittleren Unternehmen angesprochen hatte (vgl. BZ vom 22. Juni). Dabei zeichnet sich eine wuchtige Maßnahme zur Erweiterung des Liquiditätsumlaufs im chinesischen Bankensystem ab. Nach Angaben der Zentralbank ist damit zu rechnen, dass bei den großen börsennotierten Banken des Landes Mittel in Höhe von rund 500 Mrd. Yuan (67 Mrd. Euro) freigesetzt werden, während sich weitere 200 Mrd. Yuan auf eine Vielzahl von kleinen Kreditinstituten verteilen. Insgesamt fällt der Impuls aus der Mindestreservesatzsenkung damit fast doppelt so hoch aus, als von Analysten erwartet worden war. Die Senkung der Mindestreservevorgaben soll am 5. Juli wirksam werden. Das liefert einen deutlichen Hinweis darauf, dass es sich um eine geldpolitische Präventivmaßnahme im Zusammenhang mit dem eskalierenden bilateralen Handelsstreit handelt. Am 6. Juli wollen die USA eine erste etappenweise Verhängung von Strafzöllen auf chinesische Einfuhren in Kraft treten lassen – worauf die chinesische Seite mit entsprechenden tarifären Gegenmaßnahmen reagieren will. Die Gefahr, dass sich der seit Monaten schwelende Konflikt zu einem regelrechten Handelskrieg hochschaukelt, hatte in der vergangenen Woche zu erheblichen Turbulenzen insbesondere an Chinas Aktienmärkten geführt. Gleichzeitig ist der chinesische Yuan weiter unter Druck geraten. Gestern gab die chinesische Devise um bis zu 0,7 % gegenüber dem Dollar nach. Sie notierte bei 6,54 Yuan je Dollar auf einem Sechsmonatstief beziehungsweise dem schwächsten Niveau seit dem 28. Dezember 2017. Der mit der Setzung von täglichen Referenzkursen zum Dollar seitens der Zentralbank eng gesteuerte Yuan hatte im Laufe des ersten Quartals noch bis zu 1,5 % gegenüber dem Greenback zugelegt. Mit der Intensivierung des Handelsstreits in den vergangenen zwei Monaten und einer weiteren Leitzinserhöhung der Fed in den USA hat sich der Trend allerdings wieder gedreht. PBOC steht bereitChinas Zentralbankchef Yi Gang sagte heimischen Medien, dass die PBOC bereitstehe, mit umfassenden Maßnahmen externe Schocks abzufedern. Gleichzeitig ließ er durchblicken, dass die PBOC an einem relativ starken Yuan festzuhalten gedenkt, so dass aus einem Handelsstreit heraus motivierte einseitige Abwertungsschritte kaum zu erwarten sind. Allerdings rechnen die Experten mit einem nervöseren Devisenmarktgeschehen in den nächsten Wochen.