DEUTSCH-CHINESISCHE REGIERUNGSKONSULTATIONEN

Chinesen machen in Deutschland Dampf

Automation und Umwelttechnik sind beliebt

Chinesen machen in Deutschland Dampf

ds Frankfurt – Chinesische Investoren sind in Deutschland am Drücker. Mit dem Griff des in Shenzhen börsennotierten chinesischen Hausgeräteherstellers Midea nach dem Augsburger Roboterspezialisten Kuka, der an der Börse mit gut 4 Mrd. Euro bewertet ist, hat der Appetit der Chinesen auf Unternehmen aus Germany einen neuen Höhepunkt erreicht. Und es geht weiter: Chinas größter Wasserkraftkonzern China Three Gorges übernimmt von Blackstone den deutschen Nordsee-Windpark Meerwind im Wert von rund 1,6 Mrd. Euro, wie anlässlich des China-Besuchs von Bundeskanzlerin Angela Merkel bekannt wurde.Der Appetit der Chinesen auf deutsche Assets dürfte auch damit nicht geringer sein. “Zukünftig werden wir noch mehr börsennotierte chinesische Investoren sehen”, schreibt die Wirtschaftsprüfungs- und Unternehmensberatungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers in einer Studie, in der die aktuellen chinesischen M & A-Aktivitäten in Deutschland untersucht werden. Investitionen in Konsumgüter, Umwelttechnik, Automatisierungstechnik sowie Gewerbeimmobilien würden zunehmen; zudem werde man häufiger Kapitalmarktübernahmen sehen. Bislang waren vor allem chinesische Staatskonzerne mit Übernahmen in Deutschland aufgefallen. Schweiz rückt in den FokusIm laufenden Jahr haben Investoren aus der Volksrepublik in der Bundesrepublik bereits mit einer Vielzahl spektakulärer Deals aufgetrumpft: Schlagzeilen machten unter anderem der Kauf von EEW Energy durch Beijing Enterprises (Firmenwert 1,4 Mrd. Euro), die Übernahme des Kunststoff-Spritzgussmaschinenherstellers KraussMaffei durch Chemchina (925 Mill. Euro) und die Akquisition von Bilfinger Water Technology durch Chengdu Techcent (220 Mill. Euro).Bis Anfang Juni summiert sich das Volumen im laufenden Jahr laut PwC bereits auf 3,4 Mrd. Euro (siehe Grafik). Gemessen am geplanten Transaktionsvolumen und mit Blick auf die Jahre 2015 und 2016 liegt in Europa allerdings nicht Deutschland an der Spitze, sondern mit ganz großem Abstand die Schweiz, was an der geplanten Übernahme des Agrarchemiekonzerns Syngenta durch Chemchina im Wert von umgerechnet gut 42 Mrd. Euro liegt.Zuvor hatten chinesische Investoren in der Schweiz schon den Flughafen-Gepäckspezialisten Swissport (2,6 Mrd. Euro Transaktionsvolumen) sowie den Airline-Caterer Gategroup (1,7 Mrd. Euro) und den Sportmarketing-Spezialisten Infront Sports & Media (1,1 Mrd. Euro) ins Visier genommen. Die größte Übernahme in Westeuropa aus jüngerer Zeit nach dem Chemchina/Syngenta-Megadeal ist der Einstieg von Chemchina bei Italiens Reifenkonzern Pirelli im Transaktionsvolumen von 8,1 Mrd. Euro.Das seit 2013 schwächere Wirtschaftswachstum in der Volksrepublik hat nichts an den Aktivitäten der Chinesen bei Firmenkäufen geändert, ganz im Gegenteil. Zu den Treibern des Kaufrauschs in Europa zählt die US-Investmentbank J. P. Morgan in einer Studie die wachsende Nachfrage nach hochwertigen Gütern durch die aufstrebende chinesische Mittelschicht, während gleichzeitig attraktive Übernahmekandidaten im eigenen Land knapp seien. Zudem sei das politische Umfeld für Chinas Käufer freundlich.Durch Übernahmen und rasantes organisches Wachstum sind in China in den vergangenen 15 Jahren viele Unternehmen von Weltrang entstanden. Im Jahr 2000 zählten erst 10 chinesische Konzerne zu den 500 umsatzstärksten Unternehmen der Welt, im Jahr 2015 waren es bereits fast 100 – darunter die Erdgas- und Mineralölunternehmen Sinopec sowie China National Petroleum und der Stromnetzbetreiber State Grid, dem zuletzt Interesse an der Übernahme des Stromnetzgeschäfts des Schweizer ABB-Konzerns zugeschrieben wurde.