Coeuré dämpft Hoffnungen der Euro-Banken

EZB-Notenbanker sieht Negativzinsdebatte kritisch

Coeuré dämpft Hoffnungen der Euro-Banken

ms Frankfurt – Spekulationen auf eine mögliche Entlastung der Banken im Euroraum von den Kosten des negativen EZB-Einlagenzinses haben einen erheblichen Dämpfer erhalten. EZB-Direktoriumsmitglied Benoît Coeuré äußerte sich nun skeptisch zu einer möglichen Abmilderung des Negativzinses etwa durch die Einführung eines gestaffelten Satzes wie in Japan. Der Franzose gilt als einflussreicher Notenbanker im EZB-Rat. Kein geldpolitisches Argument”Im Augenblick sehe ich das geldpolitische Argument für eine Staffelung nicht”, sagte Coeuré in einem Interview der FAZ. Der negative Einlagenzins sei nicht das größte Problem der europäischen Banken, die mit geringer Profitabilität kämpfen, sagte er. Die Geldhäuser sollten mehr über ihre Kosten nachdenken. Der Rat diskutiere das Thema aber.EZB-Präsident Mario Draghi hatte Ende März gesagt, die EZB stehe bereit, die Lasten für die Finanzinstitute abzumildern. Chefvolkswirt Peter Praet hatte entsprechende interne Überlegungen danach bestätigt, aber zugleich klargemacht, dass es dafür eine geldpolitische Begründung brauche.Für Einlagen bei der EZB müssen die Institute den Einlagensatz von aktuell -0,4 % zahlen. Die Kosten summieren sich damit auf mehr als 7 Mrd. Euro im Jahr. Das schmälert die Gewinne der Banken und die Profitabilität. Banken und Versicherer klagen seit langem über diesen “Strafzins”. Bislang hatte die EZB die Kritik stets zurückgewiesen. Aber nun scheint sich die Diskussion zu verändern. Eine Option wäre ein gestaffelter Einlagenzins mit Freibeträgen – nach dem Vorbild Japans.Im EZB-Rat gehen die Meinungen aber weit auseinander, wie öffentliche Wortmeldungen nach Draghis Aussagen deutlich gemacht haben. Eine Mehrheit scheint bislang nicht überzeugt, dass es Handlungsbedarf gibt und dass ein gestaffelter Einlagenzins viel bringt. Auch Bundesbankpräsident Jens Weidmann hatte sich zuletzt skeptisch geäußert.Mit einer baldigen Entscheidung ist also nicht zu rechnen. Ein gestaffelter Einlagenzins war in der EZB vor drei Jahren schon einmal in der Diskussion, wurde aber verworfen.