Pandemie

Corona-Lage driftet auseinander

Während vor allem der Druck aus der Wirtschaft auf die Bundesregierung steigt, die Bedingungen für erste Öffnungsschritte aus dem erzwungenen Teilstillstand zu konkretisieren, breiten sich hochansteckende Mutationen des Coronavirus schnell in...

Corona-Lage driftet auseinander

sp/Reuters Berlin

Während vor allem der Druck aus der Wirtschaft auf die Bundesregierung steigt, die Bedingungen für erste Öffnungsschritte aus dem erzwungenen Teilstillstand zu konkretisieren, breiten sich hochansteckende Mutationen des Coronavirus schnell in Deutschland aus. Eine Studie des Robert Koch-Instituts (RKI) zeigt, dass der Anteil dieser Varianten an den Positivproben mittlerweile bei mehr als 23% liegt, sagte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) in Berlin. Es sei vor diesem Hintergrund ein gutes Zeichen, dass die Sieben-Tages-Inzidenz, die die Zahl der Neuinfektionen pro 100000 Einwohner in den zurückliegenden sieben Tagen zeigt, weiter sinkt. „Die Maßnahmen wirken also“, betonte der Gesundheitsminister.

Am Mittwoch meldete das RKI eine Sieben-Tage-Inzidenz von 57. Doch auch wenn der bundesweite Wert weiter sinkt, driftet die Coronalage innerhalb Deutschlands langsam wieder auseinander, nachdem in den vergangenen Wochen die Zahl der Neuinfektionen in allen Bundesländern deutlich gefallen war. So zeigen die Zahlen für Thüringen zuletzt wieder eine deutliche Zunahme auf eine Sieben-Tage-Inzidenz von mehr als 111. Spahn erklärte dies zum Teil mit der Nähe zu Tschechien, das immer noch sehr hohe Infektionszahlen verzeichnet, was auf eine Ausbreitung der besonders ansteckenden britischen Corona-Variante zurückgeführt wird. Dagegen setzte sich etwa in Baden-Württemberg der deutliche Abwärtstrend fort. Dort wurden 43 Neuinfektionen auf 100000 Einwohner in einer Woche registriert.

Der Minister verwies darauf, dass wieder verstärkt regionale Differenzierungen bei Corona-Maßnahmen greifen müssten, weil es etliche Landkreise gebe, in denen die Inzidenz bei unter 10 liege, und andere, in denen sie 200 betrage. Spahn kündigte an, dass bis Ende nächster Woche insgesamt zehn Millionen Dosen Corona-Impfstoff an die Bundesländer ausgeliefert sein werden.

Angesichts des Drucks aus der Wirtschaft für Öffnungen warnen Intensivmediziner vor zu schnellen Lockerungen. Trotz einiger Fortschritte würden auf den Intensivstationen in deutschen Krankenhäusern immer noch mehr als 3000 Covid-19-Kranke behandelt, sagte Frank Wappler, Präsident der „Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin“ (DGAI).

Scholz unterstützt Schnelltests

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) kündigte bereits am Dienstag nach Beratungen mit mehr als 40 Wirtschaftsverbänden an, bis Anfang März ein Öffnungskonzept auszuarbeiten. Am Mittwoch forderte auch Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) eine klare Festlegung der nächsten Öffnungsschritte. „Wann genau der nächste Schritt sein wird, das kann niemand ganz genau sagen“, so der SPD-Kanzlerkandidat. Das Virus mache da seine eigene Rechnung auf. „Aber wenn das möglich ist, dann sollte klar sein, was die nächsten Schritte sind. Das muss jetzt festgelegt werden.“ Dem Gesundheitsminister sagte Scholz Unterstützung für das Vorhaben zu, mehr kostenlose Schnelltests anzubieten. „Er weiß schon von mir seit letzter Woche, dass ich das positiv begleite“, sagte der Finanzminister.