Hongkong

Corona-Restriktionen belasten Finanzplatz

Das Geschäftsklima in Hongkong leidet stark unter den drastischen Schutzmaßnahmen und den Reiserestriktionen. US-Unternehmen tragen sich zunehmend mit Abwanderungsgedanken.

Corona-Restriktionen belasten Finanzplatz

nh Schanghai

In Hongkong sorgen drakonische Corona-Schutzauflagen und Reiserestriktionen für eine wachsende Belastung des Geschäftsklimas und eingeschränkte Zuversicht für die Perspektiven von Asiens wichtigstem internationalen Finanzzentrum. Die mittlerweile ganz unter Pekinger Kontrolle stehende Hongkonger Regierung und Legislative hat versucht, die Pandemiebekämpfungsstrategie an die auf dem chinesischen Festland herrschende sogenannte Nulltoleranzpolitik anzupassen. Dies kompromittiert aber die Rolle Hongkongs als internationales Drehkreuz schwer.

Abgesehen davon gibt es gewaltige organisatorische Probleme bei Quarantäneeinrichtungen, die mittlerweile nicht nur nach Hongkong Einreisende, sondern auch als Covid-Kontakte identifizierte Einwohner für mehrwöchige Aufenthalte aufsuchen müssen.

Hongkongs Regierungschefin Carrie Lam rechtfertigt die Restriktionspolitik nicht nur mit dem Schutz der Bevölkerung, sondern auch mit der Hoffnung, dass sich die gegenwärtig vom Festland praktisch völlig ab­geriegelte Sonderverwaltungszone durch ein vorbildliches Verhalten auszeichnet, mit dem Peking zu einer rascheren Wiederöffnung des Reise- und Geschäftsverkehrs nach Hongkong bewegt werden könnte. Die Hoffnung erweist sich freilich als trügerisch. Denn die chinesische Regierung ist zumindest bis März in permanenter Alarmstimmung – bis da­hin liegt der Fokus darauf, coronafreie Olympische Winterspiele zu gewährleisten. Daher ist sie auch regelrecht wütend über einige von Auslandsreisenden nach Hongkong eingeschleppte Omikron-Fälle.

Die Hongkonger Behörden wollen nun wegen Pekinger Befindlichkeiten die Schotten Richtung Ausland dichtmachen. Damit sinken die Chancen, dass Hongkong US-Investmentbanken und anderen ausländischen Finanzinstituten entgegenkommt, die gegenwärtig enorme Schwierigkeiten haben, über die Weihnachtszeit heimgereiste Banker und Managementpersonal wieder an ihren Hongkonger Arbeitsplatz zu­rückzubringen.

Nachdem die drastischen politischen Veränderungen in Hongkong durch ein chinesisches Sicherheitsgesetz das Geschäftsklima für ausländische Investoren und Finanzmarktteilnehmer bereits schwer belastet haben, sorgen die Reisebeschränkungen nun erst recht für Frustration und Abwanderungsgedanken. In einer neuen Geschäftsklimaumfrage der American Chamber of Commerce (AmCham) in Hongkong werden die Restriktionen als größter Sorgenfaktor noch vor dem politischem Reizklima zwischen China und den USA genannt. Dabei betonen gut die Hälfte der Führungsverantwortlichen bei den 262 befragten AmCham-Mitgliedern, dass sie einen Wegzug aus Hongkong erwägen. Nur noch 10% der Befragten versichern, dass sie die feste Absicht haben, weiter in Hongkong zu arbeiten.