Cœuré sieht Marktvolatilität recht gelassen

EZB-Direktoriumsmitglied: Anpassungen bislang geordnet und begrenzt - Euro-Aufwertung im Fokus

Cœuré sieht Marktvolatilität recht gelassen

ms Frankfurt – EZB-Direktoriumsmitglied Benoît Cœuré hat sich trotz der jüngsten Turbulenzen an den Märkten recht entspannt gezeigt – zugleich aber betont, dass die Europäische Zentralbank (EZB) die Entwicklung genau im Blick habe. “Marktvolatilität ist eine Tatsache des Lebens, wir müssen damit leben”, sagte Cœuré, der im EZB-Direktorium für Märkte zuständig ist, laut der Nachrichtenagentur Reuters am Freitag. Bislang sei die Entwicklung aber recht “geordnet” vonstatten gegangen, sagte er gegenüber Journalisten im mazedonischen Skopje.Seit Jahresbeginn hat die Volatilität an den Finanzmärkten deutlich zugenommen. Die Geldpolitik beziehungsweise sich wandelnde Erwartungen an den Kurs der Währungshüter aufgrund einiger Anzeichen für höhere Inflationsraten hatten daran einen wesentlichen Anteil (vgl. BZ vom 16. Februar) – wenngleich auch andere Faktoren wie die sehr expansive US-Fiskalpolitik unter Präsident Donald Trump mutmaßlich eine große Rolle gespielt haben.Mit seinen Aussagen dämpft Cœuré nun Spekulationen, die jüngsten Entwicklungen könnten die EZB davon abbringen, das Ende ihrer umstrittenen Anleihekäufe (Quantitative Easing, QE) ins Visier zu nehmen. Allerdings hatte sich der Vertraute von EZB-Präsident Mario Draghi bereits zu Jahresbeginn sehr viel entschlossener in Sachen Exit geäußert, als es der Einschätzung der breiten Mehrheit der Notenbanker im Rat zu entsprechen scheint.”Was wir bislang gesehen haben, ist, dass die Anpassung in den Märkten geordnet abgelaufen ist und sich die Überschwappeffekte auf die Eurozone, die Auswirkungen auf die Eurozone größtenteils auf den Aktienmarkt beschränkt haben”, sagte der Notenbanker. Die EZB werde aber weiter ein Auge darauf haben, ob das einen breiteren Effekt auf die Finanzierungsbedingungen oder die Realwirtschaft habe, so Cœuré.Ein besonders großes Augenmerk vieler Notenbanker im EZB-Rat gilt dem Euro-Wechselkurs. Die Gemeinschaftswährung hatte 2017 zum Dollar deutlich aufgewertet und diesen Trend Anfang 2018 fortgesetzt. Zuletzt hatte sich die Aufwertung etwas abgebremst, aber dann wieder beschleunigt. Am Freitag markierte der Euro zum Dollar mit zeitweise deutlich mehr als 1,25 Dollar den höchsten Stand seit Ende 2014 – bevor die EZB QE startete.Tendenziell dämpft eine stärkere Landeswährung über sinkende Importpreise die Inflation und belastet über geringere Exporte das Wachstum. Im EZB-Rat gehen die Meinungen allerdings auseinander, inwieweit die Euro-Stärke ein Problem darstellt. Einig sind sich die Währungshüter indes in ihrer Kritik an Aussagen der US-Administration, die als Versuch verstanden werden können, den Dollar schwachzureden, um sich so Wettbewerbsvorteile zulasten anderer zu verschaffen.Nach Einschätzung von Ökonomen wird die EZB ihre groß angelegten Anleihekäufe zum Jahresende stoppen. Zu dieser Einschätzung kam die überwiegende Mehrheit von Reuters befragter Volkswirte. Wie die neue Umfrage ferner ergab, rechnen die meisten Experten damit, dass die EZB nach Ablauf des Kaufprogramms sechs Monate warten wird, bis sie die Zinsen erhöht. Ähnliche Signale haben die Euro-Hüter gegeben. In der Umfrage gehen die Ökonomen davon aus, dass die Teuerung in diesem Jahr im Schnitt bei 1,5 % und im kommenden Jahr bei 1,6 % liegen wird. Die EZB strebt mittelfristig unter, aber nahe 2 % an. Das Wirtschaftswachstum in der Eurozone 2018 wird mit 2,3 % sogar noch etwas höher erwartet als zuletzt.