FRANKREICH AUF DEM WEG ZUM KRISENLAND - KOMMENTAR

Das F-Wort

Die Staatsschuldenkrise hat zuletzt an Aufmerksamkeit eingebüßt. Nicht, weil sich die Lage verbessert hat. Aber das Publikum scheint von Hiobsbotschaften ermüdet. Griechenland ist nicht mehr Dauerthema auf Seite 1. Spanien sorgt nicht mehr ständig...

Das F-Wort

Die Staatsschuldenkrise hat zuletzt an Aufmerksamkeit eingebüßt. Nicht, weil sich die Lage verbessert hat. Aber das Publikum scheint von Hiobsbotschaften ermüdet. Griechenland ist nicht mehr Dauerthema auf Seite 1. Spanien sorgt nicht mehr ständig für Schlagzeilen. Zypern schließlich gibt mit Müh und Not nur noch Einspalter her. Vielerorts herrscht die Meinung vor, dass zwar keiner weiß, wie Hellas in der Eurozone gehalten wird, aber dass es letztlich irgendwie doch gelingt. Es scheint, dass sich Euroland mit dem dauerkritischen Zustand der Patienten im Süden abgefunden hat.Für richtig Alarm sorgen indes Spekulationen, dass die Staatsschuldenkrise nach Norden überspringen könnte. Hinter vorgehaltener Hand wird in Brüssel immer häufiger das F-Wort ausgesprochen: Frankreich. Was, wenn der wichtigste Partner der Deutschen selbst in den Sog geraten sollte.Eine fundierte Lageeinschätzung der Risiken, die von Frankreich ausgehen, ist schwierig. Was die Wachstumsprognosen und die finanzielle Solidität angeht, steht Frankreich sicher nicht wie ein typisches Programmland da. Denn deren Inlandsprodukte schrumpfen spürbar und deren Defizitquoten liegen viel weiter nördlich.Andererseits gibt es genug Hinweise auf Schwächen, die kumulieren könnten. Unter den Mahnern, auch und gerade in Brüssel, sind einige, die sehr grobkörnig argumentieren, weil sie ohnehin überzeugt sind, dass eine sozialistische Regierung nichts taugt. Ihr Geschrei kann man getrost überhören. Schwieriger wird es, den Verdacht zu entkräften, dass Paris nicht bloß aus Solidarität, sondern aus eigenem Interesse gegenüber einer Vergemeinschaftung von Schulden oder von Einlagensicherungen aufgeschlossen ist. Bislang sind Mutmaßungen, dass Frankreichs Wirtschaft – vor allem die Kreditwirtschaft – schwer verwundbar sei, nicht unterfüttert. Euroland kann nur hoffen, dass das so bleibt. Denn die Euro-Partner mögen Hellas retten können, vielleicht sogar Spanien. Aber bei Frankreich wären sie überfordert. Dann ginge nichts mehr, rien ne va plus.