David Folkerts-Landau 70
arp – David Folkerts-Landau kann seine Herkunft nicht ganz verbergen. Beobachtet man den in Ostfriesland geborenen Chefvolkswirt der Deutschen Bank auf einer Veranstaltung seines Arbeitgebers, dann hört er ruhig zu, nickt gelegentlich und antwortet dann mit klaren Worten. Viele Worte macht er nicht, aber die, die er macht, sagt er mit einer Bestimmtheit, die kaum Widerspruch zulässt. So stellt man sich landläufig einen Ostfriesen vor.Ostfriesland macht aber nur einen, den kleineren Teil der Persönlichkeit von Folkerts-Landau aus. Der andere ist ganz klar angelsächsisch-amerikanisch. Mit 14 schickten ihn seine Eltern auf ein Internat nach Schottland. In den USA studierte er Mathematik und Ökonomie an der Harvard University und promovierte in Princeton in Volkswirtschaft.Auch viele Jahre seines Berufslebens verbrachte er in den USA. Zunächst lehrte er an der Chicago Business School, bevor ab 1983 fast eineinhalb Jahrzehnte seines Berufslebens als Kapitalmarktexperte für den Internationalen Währungsfonds (IWF) verbrachte. 1997 heuerte er dann bei der Deutschen Bank an.Diese Vita unterscheidet ihn von seinen Kollegen in anderen Instituten. Folkerts-Landau macht sich über Großbritannien wenig Sorgen. Das Land werde den Brexit unbeschadet überstehen, so ist er überzeugt. Sorgen bereiten ihm vielmehr die Europäische Union und hier insbesondere Frankreich und Italien. Er wäre nicht überrascht, wenn die Eurozone Ende kommenden Jahres in eine Rezession abrutscht, sagte er Ende vergangenen Jahres bei einem Abendessen seines Instituts. Für einen Chefvolkswirt einer deutschen Bank eine doch recht angelsächsische Sicht auf die Dinge.Von seinen Kollegen unterscheidet ihn aber auch, dass er nicht die große Bühne sucht. Interviews von ihm sind selten, wenn er aber eines gibt, wie vor einem Jahr im “Handelsblatt”, dann schlägt es Wellen. “Die harte Wahrheit ist, dass fundamentale, strategische Entscheidungen des Managements und des Aufsichtsrates in der Zeit von Mitte der neunziger Jahre bis 2012 die Bank in diese Lage gebracht haben”, kritisierte er seinen eigenen Arbeitgeber, in dessen erweiterten Vorstand er anschließend einzog.Geschadet hat ihm seine Kritik an der Führung der Deutschen Bank offenbar nicht. Seit nunmehr sieben Jahren bekleidet er die Position des Chefvolkswirtes des größten deutschen Geldhauses. Sein Vorgänger Thomas Mayer brachte es nur auf zweieinhalb Jahre.Und an den Ruhestand denkt Folkerts-Landau offenbar auch noch nicht. Anzeichen, dass er bald in Rente gehen wolle, hat sein Arbeitgeber nicht. Dabei kann es nicht das Geld sein, das Folkerts-Landau antreibt. Er soll zu den 500 reichsten Deutschen gehören. An diesem Dienstag feiert er seinen 70. Geburtstag.