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Debatte über Kapitalschlüssel

Börsen-Zeitung, 27.10.2017 ms Frankfurt - Die Europäische Zentralbank (EZB) hält sich die Möglichkeit offen, bei ihren Reinvestitionen von auslaufenden Anleihen aus dem QE-Programm künftig vom EZB-Kapitalschlüssel abzuweichen - und damit von einem...

Debatte über Kapitalschlüssel

ms Frankfurt – Die Europäische Zentralbank (EZB) hält sich die Möglichkeit offen, bei ihren Reinvestitionen von auslaufenden Anleihen aus dem QE-Programm künftig vom EZB-Kapitalschlüssel abzuweichen – und damit von einem zentralen, selbst gesetzten Parameter für das Quantitative Easing (QE). Das ergibt sich aus einer gestern veröffentlichten Pressemitteilung. Die EZB erklärte auf Nachfrage, über diesen Punkt sei noch nicht entschieden worden.Neben den monatlichen QE-Nettokäufen von aktuell 60 Mrd. Euro beziehungsweise 30 Mrd. Euro ab Januar 2018 reinvestiert die EZB auch das Geld aus fällig werdenden Anleihen. In der Pressemitteilung heißt es nun, dass “in der Phase der Nettoankäufe” die Erträge aus fällig gewordenen Anleihen in dem Land reinvestiert werden, in dem die fällige Anleihe ausgegeben wurde. Das aber heißt im Umkehrschluss, dass nach dem Ende dieser Nettoankäufe, wenn die EZB mittels der Reinvestitionen ihre Bilanz nur noch stabil halten will, Fälligkeiten in Papiere anderer Länder investieren werden könnten.Damit wären Abweichungen vom Kapitalschlüssel möglich, nach denen sich die EZB bei QE richtet. Das dürfte die Debatte anheizen, inwieweit sie gezielt einzelne Staaten wie Frankreich oder Italien begünstigt. Solche Abweichungen bei den Nettokäufen haben bereits einige hitzige Diskussionen ausgelöst (vgl. BZ vom 5. September). Aus der EZB hieß es, das werde entschieden, wenn ein Ende der Nettokäufe anstehe.Um die Transparenz zu erhöhen, will die EZB ab November jeweils für zwölf Monate im Voraus eine Schätzung über die Volumina der auslaufenden Papiere veröffentlichen. EZB-Vizepräsident Vítor Constâncio sagte gestern, es gehe im Schnitt um rund 10 Mrd. Euro monatlich.