Deka erwartet ruhige Hand der EZB

Geldpolitischer Kompass signalisiert Bedarf an weiterer Lockerung - Debatte um Hilfe für kleine Firmen

Deka erwartet ruhige Hand der EZB

Die Debatte um den Kurs der EZB ist voll entbrannt. Ende vergangener Woche forderte die Industrieländerorganisation OECD eine weitere Lockerung – wie zuvor schon der IWF. Am morgigen Donnerstag beraten die Euro-Notenbanker in Frankfurt.ms Frankfurt – Trotz zunehmender Argumente für eine weitere geldpolitische Lockerung durch die Europäische Zentralbank (EZB) setzen die Volkswirte der DekaBank darauf, dass die Notenbank an ihrem bisherigen Kurs festhält. Ökonom Kristian Tödtmann begründet diese Erwartung im Kommentar zum aktuellen Deka-Zinskompass vor allem damit, dass es im EZB-Rat große Skepsis gegenüber einer weiteren Leitzinssenkung gebe. Dagegen würde die EZB zwar gerne die Kreditvergabe beleben. “Es fehlen ihr jedoch die richtigen Instrumente”, so Tödtmann.Der Indexwert des Kompasses, der die für die EZB-Entscheidung ausschlaggebenden volkswirtschaftlichen Daten zusammenfasst und monatlich vor der Sitzung des EZB-Rats in der Börsen-Zeitung veröffentlicht wird, signalisiert mit 22,5 Punkten sogar eindeutig eine Zinssenkung. Er liegt nun gar unterhalb des Werts aus dem Juli 2012 – als die EZB das bislang letzte Mal den Hauptzins gesenkt hat, auf 0,75 %. Die Deka-Volkswirte erwarten aber, dass mit der Erholung der Euro-Wirtschaft der Indexwert wieder anzieht, und prognostizieren auch deshalb, dass die EZB nun erst mal noch abwartet.Die Diskussion um den weiteren Kurs der EZB hat zuletzt an Brisanz gewonnen. Ende vergangener Woche forderte die Industrieländerorganisation OECD die Euro-Hüter zu einem aggressiven Kurs gegen die Rezession im Euroraum auf. Zuvor hatte bereits der Internationale Währungsfonds (IWF) dafür plädiert.Laut Tödtmann haben die Argumente und damit auch die Wahrscheinlichkeit für eine weitere Leitzinssenkung oder neue unkonventionelle Maßnahmen in den vergangenen Wochen deutlich zugenommen. Er verweist vor allem darauf, dass die konjunkturellen Stimmungsindikatoren im März enttäuscht haben. EZB-Präsident Mario Draghi hatte noch Anfang März auf die zumeist positiven Umfragen verwiesen und sie als Signal gewertet, dass sich die Wirtschaft im zweiten Halbjahr allmählich erholt. Das Bild habe nun “Risse” bekommen, so Tödtmann.Ohnehin für eine weitere Lockerung spricht aus Sicht der Deka, dass die harten Konjunkturdaten weiter im Abwärtstrend stecken, die Kreditvergabe nach wie vor rückläufig ist und die Inflation unterhalb des EZB-Preisziels von knapp unter 2 % liegt.Trotzdem geht Tödtmann nicht davon aus, dass die EZB dem Druck, mehr zu tun, morgen oder in naher Zukunft nachgeben wird. Gegen eine weitere Senkung der Leitzinsen spricht aus seiner Sicht, dass sie nur dann größere Wirkung haben würde, wenn sie auch den Einlagenzins mit einschließt. Der Satz liegt aber bereits bei 0 % und Draghi hat mehrfach vor den Risiken eines negativen Einlagenzinses gewarnt. Tödtmann erwartet, dass es erst eine weitere Zinssenkung gibt, wenn der EZB-Rat ernsthafte Deflationsrisiken im Euroraum sieht. Das hat Draghi bislang aber klar verneint.Was unkonventionelle Maßnahmen betrifft, sieht Tödtmann den Wunsch der EZB, die Kreditvergabe zu beleben. Im März hatte Draghi vor allem die Kreditvergabe an kleine und mittlere Unternehmen in den Euro-Krisenstaaten als Problem hervorgehoben. Laut dem Deka-Volkswirt fehlt es der EZB aber an den richtigen Instrumenten. Denkbar wäre eine Lockerung des Sicherheitenrahmens speziell zugunsten von Bankkrediten an solche Firmen. Über dieses Thema gebe es aber unterschiedliche Vorstellungen im EZB-Rat. Deswegen erwartet Tödtmann da nun keine Entscheidung.Insgesamt sieht Tödtmann den künftigen Verlauf des Zinskompasses mit einer “außergewöhnlich großen Unsicherheit” behaftet. Das gelte auch für die Geldpolitik. So sei etwa unklar, ob die Unsicherheiten um Zypern und Italien zu neuen Verwerfungen auf den Märkten führen.