VOR DER EZB-SITZUNG

Deka erwartet starke EZB-Lockerung

Volkswirte denken an deutliche Aufstockung und Verlängerung von PEPP und neue Geldspritzen für Banken

Deka erwartet starke EZB-Lockerung

Wenn am Donnerstag der EZB-Rat tagt, gilt eine weitere geldpolitische Lockerung als ausgemacht. Unklarer ist, wie ein neues Hilfspaket im Detail aussehen wird. Im Mittelpunkt stehen die Anleihekäufe und die Geldspritzen für die Banken. Der EZB-Kurs sorgt für viele Diskussionen – und geteilte Meinungen. ms Frankfurt – Die DekaBank erwartet für die EZB-Sitzung am Donnerstag eine nochmals starke Lockerung der Geldpolitik und sieht einen solchen Schritt angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung auch als angemessen an. Wie aus dem neuen Deka-Zinskompass hervorgeht, der jeweils vor einer geldpolitischen Sitzung des EZB-Rats in der Börsen-Zeitung veröffentlicht wird, rechnet das Institut insbesondere mit einer Aufstockung des Corona-Notfallanleihekaufprogramms PEPP um 500 Mrd. Euro oder mehr, einer Verlängerung womöglich bis ins Jahr 2022 hinein und neuen Geldspritzen für die Banken (TLTROs). Der Wert des Deka-Kompasses, der die für die EZB maßgeblichen Indikatoren zusammenfasst, ist im November auf – 59,9 Punkte gefallen. Das lege den Notenbankern nahe, “ein ausreichend starkes Signal zu setzen”, wie Deka-Volkswirt Kristian Tödtmann zum neuen Kompass schreibt.Die letzte Zinssitzung der EZB in diesem Jahr wird mit besonderer Spannung erwartet, weil die Euro-Hüter bereits beim vorangegangenen Treffen Ende Oktober eine weitere Lockerung avisiert, aber zugleich offengelassen haben, wie diese im Detail aussehen wird. Seitdem haben die Spekulationen immer weiter zugenommen – geschürt auch durch weitere Kommentare von EZB-Oberen. Die EZB begründet neue Hilfen vor allem mit der zweiten Pandemiewelle und den wirtschaftlichen Folgen. Zugleich hat sich aber etwa der Sachverständigenrat der Bundesregierung unlängst gegen eine weitere Lockerung der EZB-Politik bereits zum jetzigen Zeitpunkt ausgesprochen (vgl. BZ vom 12. November).Im Kampf gegen die Coronakrise und die Jahrhundertrezession hat der EZB-Rat in diesem Jahr zu beispiellosen Maßnahmen gegriffen. Insbesondere hat er im März das Pandemic Emergency Purchase Programme (PEPP) aufgelegt, das nach einer ersten Aufstockung und Verlängerung im Juni aktuell ein Volumen von 1,35 Bill. Euro bis Mitte 2021 hat. Zugleich stellt er mit den Targeted Longer-Term Refinancing Operations (TLTROs) den Banken unbegrenzt Liquidität zur Verfügung, und die Institute können de facto sogar Geld dafür bekommen, wenn sie sich eindecken – vorausgesetzt, sie nutzen die Liquidität für die Kreditvergabe an die Realwirtschaft. PEPP und die TLTROs haben die Euro-Hüter in den vergangenen Wochen immer wieder als die wesentlichen EZB-Instrumente hervorgehoben.Deka-Experte Tödtmann erwartet wie die allermeisten Beobachter vor allem bei diesen beiden Themen Neuerungen. Bei PEPP prognostiziert er eine Aufstockung “um mindestens 500 Mrd. Euro” und eine Verlängerung – “möglicherweise über das Jahresende 2021 hinaus”. Ziel sei es aus Sicht der EZB nicht, das monatliche Kaufvolumen signifikant anzuheben, sondern die Käufe noch länger fortzusetzen, so Tödtmann: “Es dürfte den Notenbankern weniger darum gehen, den geldpolitischen Stimulus noch weiter zu verstärken. Vielmehr dürfte im Vordergrund stehen, ein noch für lange Zeit wachstumsfreundliches finanzielles Umfeld sicherzustellen.” EZB zielt auf Dauer der HilfeTatsächlich hat allen voran EZB-Präsidentin Christine Lagarde zuletzt wiederholt argumentiert, dass es nicht allein um das Niveau der Finanzierungsbedingungen, sondern auch um die Dauer der Unterstützung gehe. In diesem Sinne erwartet Tödtmann denn auch, dass es bei den TLTROs Bewegung gibt: “Die längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte zur Unterstützung der Kreditvergabe haben sich in den vergangenen Monaten bewährt. Da der letzte Tender der aktuellen Serie TLTRO III im März zur Zuteilung ansteht, ist ein neues Programm dieser Art mit ebenfalls großzügigen, aber veränderten Konditionen zu erwarten.”Die wirtschaftliche Entwicklung rechtfertigt laut der DekaBank weitere EZB-Maßnahmen. Beim Deka-Kompass gab vor allem die Konjunktursäule im November deutlich nach, während sich die Finanzierungssäule auf einem hohen und die Inflationssäule auf einem sehr niedrigen Niveau jeweils leicht verbesserten (siehe Grafik). Die EZB-Volkswirte legen am Donnerstag auch neue Projektionen für Wachstum und Inflation vor. Im Fokus stehen dabei erste Prognosen für das Jahr 2023.