Deka erwartet weiter flexible EZB

Konjunktur steht im Mittelpunkt der Ratssitzung - Normalisierung der Geldpolitik im Hintergrund

Deka erwartet weiter flexible EZB

Am morgigen Donnerstag trifft sich der EZB-Rat zur ersten Sitzung im Neuen Jahr. Im Fokus steht die Frage, wie nachhaltig sich die Konjunktur im Euroraum abgekühlt hat. Der neue Deka-Zinskompass legt der EZB jedenfalls nahe, die Normalisierungspläne auf Eis zu legen.ba Frankfurt – EZB-Präsident Mario Draghi wird nach Ansicht der DekaBank am Donnerstag ein eher bescheidenes Konjunkturbild für die nähere Zukunft malen – klare Konsequenzen für die Geldpolitik dürfte er allerdings nicht andeuten. Der Deka-Zinskompass, der jeweils vor einer geldpolitischen Sitzung in der Börsen-Zeitung veröffentlicht wird, legt der Europäischen Zentralbank (EZB) allerdings nahe, “alle Pläne für die Normalisierung der Geldpolitik vorerst auf Eis zu legen”, wie Deka-Volkswirt Kristian Tödtmann kommentiert. Der Wert des Deka-Kompasses, der die für die EZB maßgeblichen Indikatoren zusammenfasst, ging im Dezember auf -4,4 Punkte zurück (siehe Grafik). Erstmals seit Herbst 2014 notieren alle Säulen des Kompasses im negativen Bereich, doch sei das Signal noch zu schwach, um über eine erneute Lockerung der Geldpolitik, etwa eine Wiederaufnahme der Wertpapierkäufe, nachzudenken. Grund für den Rückgang sind vor allem die schwächeren Konjunkturdaten, aber auch die Finanzierungsbedingungen haben sich laut Deka-Bank verschlechtert und der Preisauftrieb hat nachgelassen. Unveränderte KommunikationAn der Forward Guidance, die unveränderte Leitzinsen mindestens bis Sommer in Aussicht stellt, wird sich zumindest vorerst nichts ändern, erwartet Tödtmann. Draghi wird seiner Ansicht nach am Donnerstag weiter versichern, dass die EZB flexibel auf alle unvorhergesehenen Entwicklungen reagieren werde. Es gebe Widerstand in Teilen des EZB-Rats, sich für zu lange Zeiträume auf einen bestimmten geldpolitischen Kurs festzulegen – insbesondere in Phasen, in denen das wirtschaftliche Geschehen stark von temporären Sonderfaktoren beeinflusst wird und sich die Auswirkungen makroökonomischer Risiken nur vage abschätzen ließen, so Tödtmann. So dürften die Notenbanker an ihrer Einschätzung festhalten, dass die Risiken für das Wirtschaftswachstum in etwa ausgeglichen seien. Er erwartet einen ergänzenden Hinweis, dass sich der Saldo der Risiken derzeit nach unten bewege. Seit der Ratssitzung im Dezember sind Konjunktur- und Inflationsdaten zumeist enttäuschend ausgefallen. Eine neue Risikoeinschätzung erfolgt aber wohl erst im März, wenn die neuen Projektionen vorliegen. Zwar ließe sich bereits jetzt die Aussage begründen, dass Abwärtsrisiken mittlerweile die Oberhand gewonnen hätten, doch würde die EZB damit möglicherweise Erwartungen einer erneuten geldpolitischen Lockerung hervorrufen, “die sie später nicht erfüllen kann oder will”, so Tödtmann.Dass die Inflationssäule im Dezember unter die Nulllinie gefallen ist, liegt vor allem am gesunkenen Ölpreis. Gehe man davon aus, dass der Ölpreis seinen Tiefpunkt im Dezember durchschritten hat, sollten sich negative Zweitrundeneffekte in Grenzen halten. Die Finanzierungssäule liegt bereits seit Oktober im negativen Bereich, deutet also im historischen Vergleich eher strenge Finanzierungsbedingungen an. Die Kreditvergabe der Banken verzeichnete bis zuletzt kontinuierliche Anstiege, doch die in den EZB-Kompass einfließende Jahresrate der Buchkredite hat seit dem Sommer etwas abgenommen, was eher eine konjunkturell bedingt schwächere Kreditnachfrage widerspiegelt und weniger Beschränkungen des Kreditangebots.Hierauf deuten auch die Ergebnisse des jüngsten Bank Lending Surveys der EZB hin. Dort gab eine knappe Mehrheit der 147 im Dezember befragten Banken an, die Kreditbedingungen für nichtfinanzielle Unternehmen unverändert gelassen oder gar weiter gelockert zu haben (siehe Grafik). Nur Institute aus Italien sprachen von einer Straffung, so dass man hier eher lokale Ursachen unterstellen kann. Zugleich berichteten Banken aus weiten Teilen des Euroraums, dass die Kreditnachfrage langsamer wachse oder sogar nachlasse.