Deka: EZB wird "Tapering"-Debatte abbügeln
Die EZB hat vor gut einem Monat mit dem Kauf von Staatsanleihen begonnen. Das soll die Inflation anheizen. Nun gibt es erste Spekulationen über baldige Abstriche an dem Programm. Das käme viel zu früh, so die DekaBank.ms Frankfurt – Die Europäische Zentralbank (EZB) wird nach Einschätzung der DekaBank vorerst jegliche Debatte über eine mögliche Drosselung oder gar ein frühzeitiges Ende der vor gut einem Monat gestarteten Staatsanleihekäufe abschmettern. Die Zinssitzung des EZB-Rats am morgigen Mittwoch komme “viel zu früh, um über eine Änderung des Wertpapierankaufprogramms in die eine oder andere Richtung nachzudenken”, schreibt Deka-Volkswirt Kristian Tödtmann im Kommentar zum neuen Zinskompass, der jeweils vor der geldpolitischen Sitzung des EZB-Rats in der Börsen-Zeitung veröffentlicht wird. Aber auch bei den nächsten Ratssitzungen seien keine neuen Entscheidungen zu erwarten.Tödtmann begründet seine Einschätzung damit, dass sich zwar die Konjunkturdaten in den vergangenen Monaten verbessert hätten und auch nach Ansicht der EZB die Aussicht bestehe, dass sich die Lage weiter bessert. Diese Perspektive basiere aber gerade auf der Annahme, dass die Notenbank ihre Käufe von monatlich 60 Mrd. Euro wie geplant bis September 2016 durchziehe. Zugleich gebe es bei allem Optimismus weiter Probleme und auch die Inflation werde nur langsam anziehen.Nach ihrem historischen Beschluss von Januar hat die EZB am 9. März damit begonnen, in großem Stil Staatsanleihen aufzukaufen, neben anderen privaten Wertpapieren. Sie will damit die Wirtschaft im Euroraum ankurbeln und die Inflation anheizen. Die Inflationsrate lag zuletzt bei – 0,1 %. Die EZB strebt mittelfristig knapp 2 % an. Bessere Konjunktur- und Inflationsdaten hatten an den Märkten aber Spekulationen aufkommen lassen, die EZB könne schon bald zumindest über eine Drosselung der Käufe nachdenken – nach dem US-Vorbild “Tapering” getauft.Eine Reihe Volkswirte und Marktakteure fühlten sich in diesen Spekulationen unlängst bestätigt durch Aussagen von EZB-Direktoriumsmitglied Yves Mersch im Interview der Börsen-Zeitung. Mersch hatte gesagt, der EZB-Rat stehe aktuell klar zu seiner Ankündigung. Falls die Inflation schneller als erwartet steigen sollte, müsse der Plan aber überdacht werden (vgl. BZ vom 8. April).Aus Sicht Tödtmanns ist es für eine solche Entscheidung jedoch noch viel zu früh. Er betont zwar, dass sich die Konjunkturdaten zuletzt überwiegend positiv entwickelt hätten. Das spiegelt sich auch im Kompasswert wider, der im März den zweiten Monat in Folge auf jetzt 25,1 Punkte kletterte. Der Wert fasst die für die EZB ausschlaggebenden volkswirtschaftlichen Daten zusammen. Das sei aber immer noch “ein bescheidenes Niveau”. Zudem gebe es problematische Signale: So könnten etwa die harten Konjunkturdaten den positiven Stimmungsindikatoren seit langem nicht ganz folgen. Zudem prognostiziert er, dass die Inflation nur ganz allmählich anziehen wird. Preise auf vorgelagerten Produktionsstufen lieferten “uneinheitliche Signale” für den Trend, zugleich habe sich der Anstieg der Lohnkosten verlangsamt.Die EZB-Ökonomen hatten bei der Sitzung Anfang März recht optimistische Prognosen für das Wachstum und die Inflation in den nächsten Jahren vorgelegt. Im EZB-Rat gibt es aber verbreitete Skepsis, ob diese womöglich zu zuversichtlich sind, wie das Sitzungsprotokoll untermauert hat. Zudem haben die Volkswirte einige neue Modellannahmen getroffen zu den finanziellen Transmissionskanälen, die aber schwer zu kalkulieren sind. “Dies alles relativiert den Optimismus”, sagt Tödtmann.Für die nächsten Monate erwartet er, dass die geldpolitische Diskussion “zwiespältig” bleiben dürfte. Eine Verringerung oder vorzeitige Beendigung der Käufe dürfte genauso thematisiert werden wie eine Verlängerung über September 2016 hinaus. Tatsächlich hat EZB-Präsident Mario Draghi die Tür explizit offen gelassen, dass die Notenbank auch noch einmal nachlegen könnte. Tödtmann erwartet aber, dass die EZB bei Umfang und Tempo Kurs hält.In den fünf Handelstagen bis vergangenen Mittwoch kaufte die EZB Staatsanleihen für 9,16 Mrd. Euro, wie die Notenbank gestern mitteilte. Insgesamt beläuft sich der Bestand damit jetzt auf 61,68 Mrd. Euro.