Deka: EZB wird unbeirrt an QE-Plan festhalten
ms Frankfurt – Trotz einer deutlich verbesserten wirtschaftlichen Lage im Euroraum geht die DekaBank davon aus, dass die Europäische Zentralbank (EZB) unbeirrt bis Ende des Jahres in großem Stil Anleihen aufkaufen wird – und diese Käufe dann erst 2018 einstellt. “Einer Diskussion über den Ausstieg aus der ultraexpansiven Geldpolitik dürfte sie sich erst im späteren Jahresverlauf stellen”, schreibt Deka-Volkswirt Kristian Tödtmann im Kommentar zum neuen Deka-Zinskompass, der jeweils vor der geldpolitischen Sitzung des EZB-Rats in der Börsen-Zeitung veröffentlicht wird.Der EZB-Rat hatte Anfang Dezember sein Wertpapierkaufprogramm Quantitative Easing (QE) über März 2017 hinaus bis Dezember 2017 verlängert, wenn auch ab April mit einem reduzierten monatlichen Kaufvolumen von 60 Mrd. Euro statt 80 Mrd. Euro. Neben anderen hatte Bundesbankchef Jens Weidmann dagegen gestimmt – wohl auch wegen der langfristigen Festlegung. In Deutschland fordern Politiker und Volkswirte eine rasche Kehrtwende, erst recht, nachdem die Inflation Ende 2016 stark angezogen hat. Vor der EZB-Zinssitzung am Donnerstag plädierte der Wirtschaftsweise Volker Wieland im Interview der Börsen-Zeitung dafür, QE rasch zu reduzieren und noch 2017 zu beenden (vgl. BZ vom 17. Januar).Die Mehrheit im EZB-Rat will davon aber bislang nichts wissen. Die Argumentationslinie hatte das einflussreiche Direktoriumsmitglied Benoît Coeuré bereits zum Jahreswechsel im Interview der Börsen-Zeitung entworfen: Coeuré sagte, dass sich zwar Wachstum und Inflation “klar in die richtige Richtung” entwickelten – und fügte hinzu: “Eine Diskussion über eine Normalisierung der Geldpolitik ist nötig” (vgl. BZ vom 31.12.2016). Zugleich mahnte er, diese Debatte müsse “sehr vorsichtig begonnen werden”. Die Inflation sei noch sehr niedrig, und bei der Kernrate ohne Energie und Lebensmittel warte der EZB-Rat noch auf eine Beschleunigung auf “deutlich über 1 %”. Zuletzt lag sie bei 0,9 %. Zudem gebe es viel politische Unsicherheit im Euroraum und weltweit.Die DekaBank geht denn auch davon aus, dass die EZB ihre Wertpapierkäufe im angekündigten Ausmaß fortsetzt und erst im späteren Verlauf des Jahres 2017 einen Ausstiegsplan festlegt. “Denn erst dann dürfte die Kerninflation genügend angestiegen sein sowie die wirtschaftlichen und politischen Risiken hinreichend abgenommen haben”, so Tödtmann: “Zudem würde die EZB durch einen zu früh signalisierten Kurswechsel die Wirkungen der noch ausstehenden Anleihekäufe beeinträchtigen.”Der Wert des Deka-Zinskompasses, der die für die EZB ausschlaggebenden volkswirtschaftlichen Daten zusammenfasst, hat in den vergangenen Monaten überraschend stark zugelegt. Für November wurde er von ursprünglich gemeldeten 29,8 Punkten auf 31,5 Punkte heraufrevidiert, und im Dezember erfolgte ein weiterer kräftiger Satz auf 34,5 Zähler – das höchste Niveau seit fünf Jahren. Dazu beigetragen haben alle Teilkomponenten, vor allem die Inflations- und Kostenindikatoren. Für die nächsten Monate erwartet die DekaBank einen weiteren Anstieg des Kompasswerts.”Der Kompass empfiehlt damit zwar immer noch eine eher expansive Geldpolitik, jedoch nicht mehr im gleichen Ausmaß wie in den vergangenen Jahren”, so Tödtmann. Trotzdem geht er nicht davon aus, dass der EZB-Rat an diesem Donnerstag oder in den nächsten Sitzungen seinen Dezember-Beschluss in Frage stellt. Der Rat warte eben noch auf eine Trendwende bei der Kerninflation, und er sei überzeugt, dass es notwendig sei, den monetären Stimulus noch einige Zeit hoch zu halten.Unterdessen bestätigte die neue, vierteljährliche Umfrage der EZB zur Kreditvergabe (Bank Lending Survey, BLS), die die Notenbank gestern veröffentlichte, das positive Bild. Zwar meldeten die Banken für Unternehmenskredite – eine Kategorie, die mit Blick auf die Investitionen besonders im Fokus steht – für das Schlussquartal 2016 zum ersten Mal seit Ende 2013 eine Verschärfung der Konditionen. Das aber lag laut EZB vor allem an Ergebnissen aus den Niederlanden. Tatsächlich erwarten die Euro-Banken für das erste Quartal 2017 wieder eine Lockerung der Standards für Unternehmensdarlehen.Für Immobilienkredite sind die Bedingungen der Umfrage zufolge im vierten Quartal weitgehend unverändert geblieben, und für Verbraucherdarlehen wurden sie gelockert. Die Institute gehen davon aus, dass bei beiden Kreditarten die Standards im ersten Quartal gesenkt werden. Die Kreditnachfrage zog Ende 2016 in allen Darlehenskategorien per saldo weiter an und soll laut den Banken auch Anfang 2017 zulegen.