Deka prophezeit Debatte über "QE 2"

Volkswirte erwarten wegen Mini-Inflation Diskussion über weitere EZB-Anleihekäufe - Prognosen im Fokus

Deka prophezeit Debatte über "QE 2"

Die EZB will im Kampf gegen die Mini-Inflation in Kürze den groß angelegten Kauf von Staatsanleihen starten. Letzte Details sollen am Donnerstag festgezurrt werden. Derweil spekulieren einige Beobachter bereits auf mehr.ms Frankfurt – Die noch auf absehbare Zeit sehr niedrige Inflation im Euroraum wird nach Einschätzung der DekaBank zu einer zunehmend intensiven Diskussion führen, ob die Europäische Zentralbank (EZB) ihr historisches Anleihekaufprogramm verlängern oder aufstocken muss. Die Volkswirte der Bank gehen aber zugleich davon aus, dass die Euro-Hüter selbst über einen solchen möglichen Schritt erst im Jahr 2016 entscheiden wollen. Das sind zentrale Botschaften des Kommentars von Deka-Volkswirt Kristian Tödtmann zum neuen Zinskompass, der jeweils vor der geldpolitischen Sitzung des EZB-Rats in der Börsen-Zeitung veröffentlicht wird. Der Rat tagt am Donnerstag in Nikosia (Zypern).Im Januar hatte der EZB-Rat mit breiter Mehrheit – und gegen den Widerstand der Bundesbank – beschlossen, im Kampf gegen die Mini-Inflation in großem Stil Staatsanleihen zu kaufen. Ab diesem Monat und bis September 2016 will die Notenbank im Zuge einer Politik der quantitativen Lockerung (Quantitative Easing, QE) monatlich für 60 Mrd. Euro Wertpapiere kaufen, vor allem Staatsanleihen. Erwartet wird, dass die EZB kurz nach der bevorstehenden Sitzung am Markt tätig wird.Obwohl die EZB noch nicht einmal mit den Käufen begonnen hat, spekulieren einige bereits, dass sie wird nachlegen müssen. In Analogie zur US-Notenbank Fed, die mehrere QE-Programme auflegte, ist bereits die Rede von einem “QE 2”. Führende EZB-Vertreter haben diese Option zuletzt explizit offen gelassen.Die Deka-Volkswirte prognostizieren nun, dass solche Spekulationen an Fahrt aufnehmen werden. Grund sei, dass die Inflation noch lange niedrig bleiben werde. Im Februar hatte die Teuerungsrate zwar überraschend kräftig von zuvor – 0,6 % auf – 0,3 % zugelegt. Sie ist aber weit entfernt vom EZB-Ziel von knapp +2 %. Daran werde sich so schnell auch nichts ändern, so Tödtmann.Zugleich seien die Konjunkturdaten zuletzt zwar positiver ausgefallen. Das hat auch dazu beigetragen, dass der Kompasswert im Februar nach drei Rückgängen in Folge um 1,6 Punkte auf 23,0 Zähler zulegte. Der Wert fasst die für die EZB ausschlaggebenden volkswirtschaftlichen Daten zusammen. Das aktuelle Niveau ist aber immer noch äußerst niedrig und Tödtmann erwartet nun nur einen leichten Aufwärtstrend.Er weist zudem darauf hin, dass das veröffentlichte Protokoll der Januar-Sitzung – das erste überhaupt – überraschend deutliche Worte zur Output-Lücke enthalten habe: Diese sei aktuell so groß wie 2009 und werde sich nur langsam schließen. Das bedeute, dass laut EZB der Abwärtsdruck auf die Preise noch lange hoch bleiben werde, so Tödtmann. Das allein rechtfertige einen “äußerst expansiven geldpolitischen Kurs”.Er und seine Kollegen setzen aber darauf, dass der EZB-Rat eine solche Entscheidung erst im Verlauf des Jahres 2016 treffen wolle. EZB-Vertreter hätten eine klare Präferenz erkennen lassen, dass Programm wenn nötig zu verlängern, statt die Kaufvolumina frühzeitig aufzustocken.Eine besondere Rolle kommt nun den neuen Wachstums- und Inflationsprognosen der EZB zu – vor allem der Inflationsprognose für 2017, die erstmals veröffentlicht wird. Aus der Erfahrung von 2014 schließt Tödtmann, dass für die EZB auf Sicht von zwei Jahren der kritische Wert bei 1,3 % liegt. Falle die Erwartung darunter, sehe sich die EZB unter Druck zu handeln. Tödtmann erwartet, dass die Prognose nun bei 1,5 % oder höher liegen wird. Damit habe die EZB einen Puffer, diese später zu senken, “ohne gleich geldpolitische Konsequenzen ziehen zu müssen”.