Deka setzt auf größte EZB-Vorsicht
Der EZB-Rat steht vor einer wegweisenden Sitzung. Als ausgemachte Sache gilt, dass er auch formal das Auslaufen der Anleihekäufe zum Jahresende beschließen wird. Mit Spannung erwartet wird aber, was er zu den Reinvestitionen und den Leitzinsen sagt. Die DekaBank erwartet indes kaum klare Signale. ms Frankfurt – Die Europäische Zentralbank (EZB) wird nach Einschätzung der DekaBank bei ihrer geldpolitischen Normalisierung weiter mit äußerster Vorsicht agieren. Die Euro-Hüter dürften sich vorerst mit Signalen über ihre mittelfristigen Absichten zurückhalten, um die aktuelle Volatilität an den Märkten nicht zu vergrößern, und zugleich versuchen, sich eine größtmögliche Flexibilität für ihr weiteres Handeln zu erhalten, wie Deka-Volkswirt Kristian Tödtmann im Kommentar zum neuen Deka-Zinskompass schreibt. Der Kompass erscheint jeweils vor einer geldpolitischen Sitzung in der Börsen-Zeitung. Der EZB-Rat tagt am Donnerstag. Flexibilität erhaltenGanz konkret geht Tödtmann auch davon aus, dass sich der Rat zu den Details der geplanten Reinvestitionen von Geldern aus fällig werdenden Wertpapiern aus dem Anleihekaufprogramm (Quantitative Easing, QE) überhaupt nicht groß festlegen wird. “Es könnten Umstände eintreten, in denen die EZB eine größtmögliche Flexibilität braucht, etwa um die Wirkung der Ersatzkäufe auf die Finanzmärkte temporär zu steigern oder die Wiederanlagepolitik für einen deutlich längeren Zeitraum fortzusetzen als derzeit angedacht.”Der EZB-Rat steht vor einer wegweisenden Sitzung. Als ausgemachte Sache gilt, dass der Rat auch formal das Auslaufen der QE-Nettokäufe zum Jahresende 2018 beschließen wird. Mit Spannung erwartet wird aber, wie sich der Rat zu den Reinvestitionen und dem Ausblick für die rekordniedrigen Leitzinsen positionieren wird. Die Euro-Wirtschaft hat zuletzt spürbar an Schwung verloren, und die Risiken etwa durch den Brexit-Streit, den Haushaltsdisput zwischen Italien und der EU sowie die globalen Handelskonflikte sind hoch.Der Wert des Deka-Kompasses, der die für die EZB maßgeblichen Indikatoren zusammenfasst, ging im November leicht auf 5,7 Punkte zurück (siehe Grafik). Er “deutet damit an, dass weitere expansive Maßnahmen nicht notwendig sind, eine Straffung der Geldpolitik aber ebenfalls noch nicht geboten ist”, wie Tödtmann kommentiert.Während die Konjunktur- und die Inflationssäule des Kompasses nach wie vor im positiven Terrain liegen und damit laut Tödtmann keine Notwendigkeit einer weiteren geldpolitischen Lockerung andeuten, ist die Finanzierungssäule zum ersten Mal seit Juli 2016 unter null gefallen – womit sie leicht restriktive Bedingungen widerspiegelt. Als Folge fallender Aktienmärkte und sich ausweitender Risikoprämien von Anleihen seien die Außenfinanzierungskosten von Unternehmen in den vergangenen Monaten markant gestiegen, so Tödtmann: “Die EZB dürfte die Korrektur auf den Aktien- und Unternehmensanleihemärkten daher als Warnsignal interpretieren und ihre Bereitschaft wiederholen, bei Bedarf sämtliche Instrumente anzupassen.”Was die geplante Wiederanlage von Rückflüssen aus fällig werdenden Wertpapieren im Portfolio des Eurosystems betrifft, erwartet Tödtmann keine großen Festlegungen des Rats. Mit einer größtmöglichen Flexibilität könne sich der Rat den Spielraum schaffen, auf eine etwaige deutliche Verschlechterung des Wachstums- und Inflationsausblicks zu reagieren. Insbesondere geht der Volkswirt auch nicht davon aus, dass der Rat jetzt schon spezifizieren wird, für welchen Zeitraum diese Reinvestitionen beabsichtigt sind.In der Vergangenheit hatten sich Zentralbanker zufrieden gezeigt mit der Markterwartung, dass die Reinvestitionen zwei bis drei Jahre andauern. Da die Leitzinserwartungen zuletzt bereits deutlich gesunken seien, sieht Tödtmann keine Notwendigkeit, dass der EZB-Rat seinen Zinsausblick (Forward Guidance) überarbeitet. Bislang besagt dieser, dass die rekordniedrigen Leitzinsen “mindestens über den Sommer 2019” nicht angehoben werden sollen. Angesichts der schwachen Konjunkturdaten gibt es Spekulationen, der Rat könne den Termin für eine erste Zinserhöhung weiter in die Zukunft verschieben – zumal, um beim avisierten Ende der QE-Nettokäufe zu unterstreichen, dass die Geldpolitik noch lange expansiv bleibt.