Deka setzt auf neue Hilfe der EZB

Volkswirte prognostizieren Ende der SMP-Sterilisierung - Sorgen um nachlassende Inflationserwartungen

Deka setzt auf neue Hilfe der EZB

Die Euro-Hüter beraten am Donnerstag ihr weiteres Vorgehen: Während die Wirtschaft recht gut dasteht, macht die niedrige Inflation Sorgen. Die DekaBank erwartet, dass die EZB ihren Worten nun Taten folgen lässt.ms Frankfurt – Trotz der sich bessernden Wirtschaftslage im Euroraum geht die DekaBank davon aus, dass die Europäische Zentralbank (EZB) am Donnerstag neue Liquiditätshilfen für die Banken beschließen wird – um vor allem Verspannungen am Geldmarkt entgegenzuwirken. Deka-Volkswirt Kristian Tödtmann erwartet, dass die EZB die sogenannte “Sterilisierung” des früheren Staatsanleihekaufprogramms SMP (Securities Markets Programme) beendet. Das sei eine Möglichkeit, “dem Geldmarkt schlagartig mehr Liquidität zur Verfügung zu stellen”, wie Tödtmann im Kommentar zum neuen Zinskompass schreibt, der jeden Monat vor der EZB-Sitzung in der Börsen-Zeitung veröffentlicht wird. Skepsis in der NotenbankIm Zuge des 2010 aufgelegten, inzwischen beendeten SMP-Programms hatte die EZB für rund 200 Mrd. Euro solche Papiere gekauft. Aktuell beläuft sich der Bestand auf rund 170 Mrd. Euro. Seit Beginn des Programms entzieht die EZB dem Markt Woche für Woche wiederum Liquidität in exakt dieser Höhe. Diese “Sterilisierung”, wie es Fachleute nennen, sollte Inflationssorgen dämpfen. Die Teuerung liegt aber aktuell mit 0,7 % weit unterhalb des EZB-Zielwerts von knapp unter 2 %.Mit ihrer Einschätzung gehört die DekaBank zu einer Minderheit unter den EZB-Beobachtern. Die Mehrzahl geht davon aus, dass die EZB am Donnerstag in Brüssel stillhält – auch wenn sie ihre Bereitschaft nachzulegen herausstreichen werde. Die EZB steht angesichts der sehr niedrigen Inflation unter großem Druck internationaler Organisationen aber auch einiger Euro-Politiker, mehr zu tun – zumal der Euro weiterhin stark ist.Das Ende der SMP-Sterilisierung steht seit Monaten immer wieder in der Diskussion. Vor allem vor der Sitzung Anfang Februar war darüber viel spekuliert worden – zumal die Bundesbank ihre Zustimmung signalisiert hatte. Letztlich kam es aber nicht dazu. In Notenbankkreisen wird auch heute noch darauf verwiesen, dass der positive Effekt begrenzt und nur vorübergehend sei.Tödtmann und seine Kollegen gehen dennoch davon aus, dass der EZB-Rat sich nun dazu entscheiden könnte. Der Schritt werde womöglich als “guter Kompromiss” angesehen, da weitere Zinssenkungen zwar den Euro drücken könnten, diese die Probleme am Geldmarkt aber nicht lindern würden. Die Wirkung neuer langfristiger Refinanzierungsgeschäfte sei hingegen ungewiss.Die zusätzliche Liquidität würde in den kommenden Monaten zwar wieder dahinschmelzen, da die von der EZB erworbenen Staatsanleihen sukzessive zurückgezahlt werden. “Die EZB hätte aber zumindest Zeit gewonnen und könnte im späteren Jahresverlauf erneut entscheiden, ob sie weitere langfristige Refinanzierungsgeschäfte anbieten soll, um das Auslaufen der beiden Dreijahrestender im Januar und Februar 2015 zu überbrücken”, so Tödtmann. Preisauftrieb lässt nachDie DekaBank sieht weiterhin Funktionsstörungen am Geldmarkt. Dafür spreche etwa der Anstieg des Referenzzinses Eonia Ende April oder auch die Tatsache, dass die EZB zuletzt wiederholt gar nicht in der Lage war, das SMP-Volumen komplett aus dem Markt zu ziehen. EZB-Präsident Mario Draghi hat Probleme am Geldmarkt als einen möglichen Auslöser für ein weiteres EZB-Einschreiten identifiziert.Insgesamt sieht die DekaBank die EZB weiterhin im Zwiespalt aufgrund “einer immer größer werdenden Diskrepanz in den Wirtschaftsdaten”: “Während sich die Konjunkturindikatoren nach und nach verbessern, lässt der Preisauftrieb auf breiter Front nach”, so Tödtmann.Der Kompass, der die für die EZB ausschlaggebenden volkswirtschaftlichen Daten zusammenfasst, kletterte im April um kräftige 1,6 Punkte auf 28,5 Zähler. Allerdings musste der Vormonatswert um gut 1 Punkt nach unten revidiert werden.Bei der Entscheidung darüber, ob die EZB noch zu weiter reichenden Maßnahmen greifen wird, wie etwa einem negativen Einlagezins oder groß angelegten Wertpapierkäufen, richtet auch Tödtmann seinen Blick bereits auf die Sitzung Anfang Juni. Dann aktualisiert die EZB ihre Projektionen für Wachstum und Inflation. Anfang März war sie davon ausgegangen, dass die Teuerung bis Ende 2016 auf 1,7 % steigt.Als schlechtes Zeichen wertet Tödtmann, dass die Inflationserwartungen “in Ansätzen” bereits nachgegeben hätten. Setze sich das fort, könne das das Lohnwachstum dämpfen und den Preissetzungsspielraum der Firmen beeinträchtigen: “Es würde dann, trotz wirtschaftlicher Erholung, ein sich selbst verstärkender deflationärer Prozess drohen.”