Deka setzt auf PEPP-Aufstockung
Der EZB-Rat entscheidet am Donnerstag über seinen Kurs. Wegen der Coronakrise und der schwersten Rezession in der Geschichte der Eurozone wird eine weitere Lockerung und speziell eine Erhöhung der Anleihekäufe erwartet. Darauf setzt auch die DekaBank. Der EZB-Rat steuert im Detail auf eine hitzige Debatte zu. ms Frankfurt – Die Europäische Zentralbank (EZB) wird nach Einschätzung der DekaBank am Donnerstag ihre beispiellosen Anleihekäufe im Kampf gegen die Coronakrise und für den Zusammenhalt der Eurozone noch einmal deutlich aufstocken. Für die Sitzung erwartet die Bank eine Erhöhung des 750-Mrd.-Euro-Notfallanleihekaufprogramms PEPP um weitere 500 Mrd. Euro und eine Verlängerung der Käufe über Dezember 2020 hinaus bis mindestens März 2021, wie aus dem neuen Deka-Zinskompass hervorgeht. Der Kompass erscheint jeweils vor einer EZB-Zinssitzung in der Börsen-Zeitung.Der Kompasswert selbst, der die für die EZB maßgeblichen Indikatoren zusammenfasst, stürzte im April auf seinen tiefstmöglichen Wert von -100 Punkten ab und verharrte dort im Mai. “Mittlerweile besteht kein Zweifel mehr, dass der Corona-Ausbruch und der Lockdown auch im Euroraum zum schwersten wirtschaftlichen Einbruch seit dem Zweiten Weltkrieg geführt haben”, konstatiert Deka-Volkswirt Kristian Tödtmann im Kommentar zum Kompass.Im Kampf gegen die Folgen der Corona-Pandemie hat der EZB-Rat zu beispiellosen Maßnahmen gegriffen. Insbesondere hat er im März das Programm PEPP (Pandemic Emergency Purchase Programme) aufgelegt. In den vergangenen Wochen hat das Eurosystem aus EZB und nationalen Zentralbanken dann an den Anleihemärkten zugeschlagen wie nie. Inzwischen gilt es aber unter Beobachtern und auch Notenbankern als ausgemacht, dass das noch nicht reicht. Die Mehrheit der Experten erwartet am Donnerstag eine weitere Lockerung der EZB-Politik.Wie die meisten Beobachter setzen die DekaBank und Tödtmann auf eine Aufstockung von PEPP. Einige Experten halten auch eine Verdopplung auf insgesamt 1,5 Bill. Euro für denkbar. PEPP ist in der Krise zum zentralen Instrument der Euro-Hüter geworden. Zugleich ist das Instrument aber umstritten, weil die EZB damit gezielt auch einzelne Krisenländer wie Italien vor dem Finanzkollaps bewahrt. Kritiker argwöhnen, damit betreibe die EZB de facto monetäre Staatsfinanzierung, die ihr laut EU-Vertrag verboten ist.Wenngleich er eine Aufstockung voraussagt, geht Tödtmann davon aus, dass der EZB-Rat einige Details offenlassen wird – insbesondere den künftigen Umgang mit dem EZB-Kapitalschlüssel als zentraler Richtschnur für die Verteilung der PEPP-Käufe auf die Länder. Zwar hat sich der EZB-Rat bei PEPP bereits sehr viel mehr Flexibilität eingeräumt. Grundsätzlich aber fungiert der Schlüssel laut dem März-Beschluss weiter als Benchmark für die PEPP-Käufe. Debatte über KapitalschlüsselZuletzt hatte Frankreichs Notenbankchef Francois Villeroy de Galhau aufhorchen lassen, als er signalisierte, dass er eine stärkere Abkehr vom Kapitalschlüssel für sinnvoll erachtet. Das Festhalten am Kapitalschlüssel sei “eine unangemessene Einschränkung” (vgl. BZ vom 27. Mai). Für die Bundesbank dagegen war der Schlüssel stets sehr wichtig. Tödtmann erwartet aber nicht, dass die EZB vollständig vom Kapitalschlüssel abrückt: “Eine explizite Loslösung eines Großteils ihrer Staatsanleihekäufe vom Eigenkapitalschlüssel wäre Wasser auf die Mühlen ihrer Kritiker. Denn es würde sich der Eindruck verfestigen, dass die EZB eine Geldpolitik zugunsten einzelner Länder betreibt.” Er schätzt, dass die EZB auch bei PEPP zumindest formal am Eigenkapitalschlüssel festhalten wird, auch wenn dieser in der Praxis bis auf weiteres keine große Rolle spielen werde.Einen Kompasswert von – 100 Punkten gab es laut Tödtmann bislang nur einmal – zur Zeit der Weltfinanzkrise. Damals hielt dieser Zustand fünf Monate an. Dieses Mal erwartet der Ökonom eine schnellere Besserung, aber auch keine rasante wirtschaftliche Erholung.