Deka setzt auf vorsichtigen EZB-Exit
Am Donnerstag berät der EZB-Rat erstmals nach der Sommerpause über seinen Kurs. Zuletzt haben die Risiken für die Euro-Wirtschaft eher zugenommen. Die Euro-Hüter dürften aber an ihrem Kurs eines graduellen Ausstiegs aus der lockeren Geldpolitik festhalten – wie auch die DekaBank erwartet.ms Frankfurt – Die DekaBank geht davon aus, dass die Europäische Zentralbank (EZB) weiter “in kleinen Schritten” in Richtung Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik marschieren wird. Das geht aus dem neuen EZB-Kompass hervor, der jeweils vor den geldpolitischen Sitzungen der EZB in der Börsen-Zeitung veröffentlicht wird. Die EZB strebe “den geldpolitischen Ausstieg mit Augenmaß” an, schreibt Deka-Volkswirt Kristian Tödtmann. Der EZB-Rat tagt an diesem Donnerstag.Konkret erwarten die Deka-Experten, dass der Rat die avisierte Halbierung der umstrittenen Anleihekäufe (Quantitative Easing, QE) von aktuell 30 Mrd. Euro auf 15 Mrd. Euro ab Oktober beschließen wird. Zugleich sagen sie aber voraus, dass die EZB das in Aussicht gestellte Ende von QE zum Jahresende weiter unter den Vorbehalt einer guten Inflationsentwicklung stellen wird. “Auch die Aussage, die Leitzinsen voraussichtlich bis Sommer nächsten Jahres auf ihren derzeitigen Niveaus zu belassen, dürfte sie in unveränderter Weise wiederholen”, so Tödtmann.Der EZB-Rat hatte bereits im Juni in Aussicht gestellt, die QE-Nettokäufe ab Oktober zu halbieren und zum Jahresende auslaufen zu lassen. Grund war die gestiegene Zuversicht, dass die Inflation auch mittelfristig im Bereich des Zielwerts von unter, aber nahe 2 % liegen werde. Zuletzt haben aber die Risiken für den Wachstumsausblick etwa durch die Handelskonflikte zugenommen, und die Kerninflation (ohne Energie und Lebensmittel) hatte enttäuscht.Tödtmann ist aber überzeugt, dass sich der EZB-Rat aktuell nicht vom eingeschlagenen Kurs abbringen lassen wird. Dafür spricht auch der Kompass selbst, dessen Berechnung die DekaBank komplett überarbeitet hat (siehe Bericht unten). Der Wert ist im August zwar leicht auf 7,7 Punkte gesunken. Die Konjunktur-, die Finanzierungs- und die Inflationssäule liegen aber weiterhin über der neutralen Marke von null. “Der EZB-Kompass deutet damit an, dass das Wertpapierkaufprogramm mittlerweile redundant geworden ist”, so Tödtmann. Mit 7,7 Punkten spreche er sogar für eine Straffung der Geldpolitik über das avisierte Ende der QE-Nettokäufe hinaus. “Für eine zeitnahe Anhebung der Leitzinsen ist sein Signal jedoch immer noch zu schwach”, sagt Tödtmann. Tatsächlich haben die Euro-Hüter in Aussicht gestellt, ihre Leitzinsen bis weit ins Jahr 2019 hinein auf den aktuellen Rekordtiefs zu halten. Auch nach dem Ende der QE-Nettokäufe sei eine sehr stimulierende Geldpolitik nötig. Sollte die Finanzierungssäule des EZB-Kompasses, die aktuell nur knapp über der Nulllinie liegt, deutlich unter diese Marke fallen, glaubt Tödtmann, dass der graduelle geldpolitische Ausstieg zumindest unterbrochen werden könnte. Er erwartet das aber derzeit nicht.Interessant wird am Donnerstag sein, wie der EZB-Rat die wirtschaftlichen Chancen und Risiken beurteilt. Bislang sieht er diese als “ausgeglichen” an. Zugleich nehmen aber Sorgen zu – auch wegen der politischen Lage in Italien oder jüngst der Turbulenzen in vielen Schwellenländern. Bei den neuen Wachstums- und Inflationsprognosen, die die EZB-Volkswirte vorlegen werden, scheinen leichte Abwärtsrevisionen für Wachstum und Inflation denkbar.Ein Thema, das derzeit insbesondere an den Märkten im Fokus steht, ist die Strategie bei den Reinvestitionen. Auch nach dem Ende der QE-Nettokäufe will das Eurosystem auf bislang unbestimmte Zeit auslaufende Papiere reinvestieren, um die Notenbankbilanz konstant zu halten. Große Ankündigungen dürfte es da nun aber noch nicht geben: In Notenbankkreisen wird derzeit um viele Details intensiv gerungen – und mitunter auch kontrovers diskutiert.