Deka setzt auf weitere EZB-Lockerung
Für die EZB-Sitzung am Donnerstag erwartet eigentlich niemand Entscheidungen. Trotzdem ist die Aufregung groß. Im Mittelpunkt steht die Frage: Wie geht es mit QE nach März 2017 weiter?ms Frankfurt – Die Europäische Zentralbank (EZB) wird nach Einschätzung der DekaBank ihre Wertpapierkäufe für einige Monate über März 2017 hinaus verlängern – und zwar in unverminderter Höhe von 80 Mrd. Euro pro Monat. Einen entsprechenden Beschluss erwartet die DekaBank bei der Ratssitzung am 8. Dezember, wie Deka-Volkswirt Kristian Tödtmann im neuen Zinskompass schreibt, der jeweils vor der geldpolitischen Sitzung des EZB-Rats in der Börsen-Zeitung veröffentlicht wird. Für wahrscheinlich hält er eine erneute Verlängerung um sechs Monate. Die Sitzung des EZB-Rats an diesem Donnerstag könne bereits Signale für eine QE-Ausweitung bringen.Dass die Euro-Hüter ihr QE-Programm über das aktuelle Enddatum März 2017 hinaus verlängern, gilt an den Märkten fast als ausgemachte Sache. Tatsächlich erscheint das als wahrscheinlich – allein schon deshalb, weil sie keine Turbulenzen riskieren wollen, wenn sie die Käufe auf einen Schlag auf null reduzieren. Der Dezember erscheint auch als naheliegendster Termin. Die große Frage ist aber, ob die EZB die Käufe einfach erneut verlängert oder das bereits mit einem allmählichen Auslaufen verbindet – nach dem US-Vorbild “Tapering” genannt.In der vergangenen Woche sorgte ein Bloomberg-Bericht über ein Tapering der EZB für einige Aufregung an den Finanzmärkten. Dieser enthielt aber einiges, was bereits seit längerem absehbar ist, und kaum etwas zum Timing. Tatsächlich ist ein Tapering am Ende von QE sehr wahrscheinlich. EZB-Direktoriumsmitglied Yves Mersch hatte dazu bereits im Frühjahr 2015 im Interview der Börsen-Zeitung gesagt, “,Klippeneffekte` müssen wir auf jeden Fall vermeiden” (vgl. BZ vom 8.4.2015). Ähnlich sehen es auch viele andere Notenbanker im Rat.Deka-Volkswirt Tödtmann ist aber überzeugt, dass es die Euro-Notenbanker jetzt noch für verfrüht halten werden, den allmählichen Ausstieg aus QE einzuläuten. Er begründet das nicht zuletzt mit dem geringen Tempo, mit dem sich die Eurozone aus dem Niedriginflationsumfeld herausarbeitet. Das “gibt der EZB mehr und mehr zu denken”.Dieses Bild spiegele sich auch in dem Wert des Deka-Zinskompasses wider, der die für die EZB ausschlaggebenden volkswirtschaftlichen Daten zusammenfasst. Zwar stieg dieser im September deutlich von zuvor 25 Punkten auf 26,1 Zähler. Dieser Anstieg fiel aber vor allem so kräftig aus, weil der August-Wert deutlich nach unten revidiert wurde. Seit seinem Tiefpunkt im April 2003 habe er nur knapp 8 Punkte zugelegt.Tödtmann verweist zwar auch darauf, dass zuletzt unter den Notenbankern Sorgen um die schädlichen Nebenwirkungen extrem niedriger Zinsen zugenommen hätten – genau wie jene um Probleme mit drohenden Engpässen bei den zu kaufenden Anleihen. Das werde die EZB aber nicht veranlassen, ihre Wertpapierkäufe schon bald zurückzufahren. “Vielmehr dürfte sie versuchen, durch eine Anpassung der Regeln des Programms ein besseres Verhältnis von monetärem Stimulus und unerwünschten Begleiterscheinungen zu erzielen”, so Tödtmann. Mit der von ihm prognostizierten Ausweitung würde sich das QE-Volumen von aktuell 1,74 Bill. Euro um weitere 480 Mrd. Euro erhöhen.Einen Ansatzpunkt, um die negativen Wirkungen einzudämmen und QE mehr Flexibilität zu geben, sieht Tödtmann in der unterschiedlichen Steilheit der Zinsstrukturkurven in den einzelnen Mitgliedsländern. Die nationalen Zentralbanken könnten ihre Staatsanleihekäufe in verschiedenen Laufzeitbereichen durchführen. “In den Peripherieländern steigert eine hohe Duration die makroökonomische Wirkung, während schädliche Einflüsse zu niedriger Renditen dort eher nicht zu befürchten sind. Diese könnten in den Kernländern durch eine Verkürzung der Duration zumindest minimiert werden.”Für eine Alternative oder Ergänzung hält es der Volkswirt, dass die Käufe in einzelnen Ländern ganz ausgesetzt werden könnten, solange der Abwärtsdruck auf das Zinsniveau als zu stark angesehen werde. Zwar würden Abweichungen vom Eigenkapitalschlüssel in großen Teilen des EZB-Rats kritisch gesehen. “Die Notenbankvertreter der Kernländer könnten sich mit dieser Lösung jedoch einverstanden erklären, solange die ausgefallenen Käufe nicht auf andere Länder umverteilt werden.” In dem Fall aber könnte das monatliche Kaufvolumen zumindest zeitweise unter 80 Mrd. Euro fallen.