EZB IM BRENNPUNKT

Deka setzt auf weitere Lockerung von Draghi & Co.

Volkswirte prognostizieren Verlängerung der QE-Käufe - Mersch nennt Erholung "unbefriedigend"

Deka setzt auf weitere Lockerung von Draghi & Co.

ms Frankfurt – Die DekaBank ist fest überzeugt, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihr umstrittenes Wertpapierkaufprogramm zeitlich verlängern wird – und sie hält die EZB-Ratssitzung an diesem Donnerstag für einen gut geeigneten Termin dafür. Ob sich EZB-Präsident Mario Draghi und die anderen Notenbanker aber tatsächlich bereits jetzt dazu durchringen, hält die DekaBank für “eine knappe Wette”, wie Volkswirt Kristian Tödtmann im neuen Zinskompass schreibt, der jeweils vor der geldpolitischen Sitzung des EZB-Rats in der Börsen-Zeitung veröffentlicht wird. In jedem Fall rechnet er für Donnerstag mit technischen Anpassungen am Programm. Entscheidung bis DezemberDie DekaBank gehört damit zu der überwiegenden Mehrheit der Beobachter, die zumindest eine erneute zeitliche Verlängerung des Quantitative Easing (QE) über März 2017 hinaus voraussagen. Bei einer Umfrage von Bloomberg unter 50 Volkswirten äußerten mehr als 80 % eine entsprechende Erwartung. Völlig uneins sind sie sich aber, ob es dazu bereits am Donnerstag kommt oder erst im Oktober oder Dezember. EZB-Vizepräsident Vítor Constâncio hat jüngst signalisiert, die EZB müsse bis Jahresende eine Entscheidung treffen.Tödtmann begründet seine Prognose einer QE-Verlängerung “um einige Monate” damit, dass sich zwar zentrale Abwärtsrisiken für die Euro-Wirtschaft bislang nicht realisiert hätten. Insbesondere habe sie das Brexit-Votum bislang weniger getroffen als befürchtet. Zudem sei das allgemeine Finanzmarktumfeld günstig für eine weitere Zunahme der Kreditvergabe. “Das letztlich entscheidende Kriterium für Umfang und Dauer der quantitativen Lockerung ist jedoch der Inflationsausblick”, sagt Tödtmann. Da zeichne sich jedoch immer deutlicher ab, dass die Inflation im März – trotz erheblicher Basiseffekte bei den Preisen von Energiegütern – immer noch weit unter dem mittelfristigen EZB-Ziel von knapp 2 % liegen werde. “Sollte sich die EZB trotzdem die Option offenhalten wollen, ihre Wertpapierkäufe zu diesem Zeitpunkt zu beenden, würde dies die Glaubwürdigkeit sowohl ihres Inflationsziels als auch ihrer Handlungsbereitschaft in Zweifel ziehen”, so Tödtmann. In der Folge könne die Schockanfälligkeit der Finanzmärkte der Eurozone wieder zunehmen.In die ganz ähnliche Richtung argumentieren auch viele andere Ökonomen: Während sich die Wirtschaftserholung als recht widerstandsfähig erweise, sei die Inflationsentwicklung enttäuschend. EZB-Chefvolkswirt Peter Praet hatte vergangene Woche gesagt, die Euro-Wirtschaft habe nach dem Brexit-Votum ermutigende Signale der Widerstandsfähigkeit gezeigt. Sein Direktoriumskollege Yves Mersch indes bezeichnete am Wochenende die Erholung als “unbefriedigend”.Der Wert des Deka-Zinskompasses, der die für die EZB ausschlaggebenden volkswirtschaftlichen Daten zusammenfasst, stieg im August geringfügig auf 26,2 Punkte. Marginal schwächeren Konjunkturdaten standen laut Tödtmann leicht nach oben gerichtete Inflations- und Kostenindikatoren gegenüber. Für die nächsten Monate geht die DekaBank von einem weiteren Anstieg des Kompasswerts aus. Das spreche aber nicht dafür, den geldpolitischen Stimulus im März 2017 zurückzufahren.Selbst wenn sich der EZB-Rat jetzt am Donnerstag noch nicht auf eine QE-Verlängerung festlegen sollte, hält es Tödtmann aber für wahrscheinlich, dass er Anpassungen an den QE-Regeln vornehmen wird. Das sei selbst dann sinnvoll, wenn die EZB vorerst nur bis März plant. Denn selbst dann sei nicht auszuschließen, dass ein erneuter Rückgang der Anleiherenditen insbesondere das Volumen der zum Ankauf in Frage kommenden Bundesanleihen abrupt zusammenschmelzen lassen könne. Dann könne das QE nicht nach Plan fortgesetzt werden. “Eine solche Situation und die mit ihr verbundene Volatilität sollte die EZB von vornherein vermeiden”, so Tödtmann. Er setzt darauf, dass die EZB künftig den Kauf von Anleihen unterhalb des Einlagensatzes zulassen und die Kaufobergrenze von derzeit 33 % pro Anleiheemission anheben wird (siehe auch nebenstehenden Bericht).